Null Interesse am alten Baumarkt in Hermeskeil - Firma Netto winkt als Mieter ab

Hermeskeil „ · "Wir fangen am Dörrenbach bei Null an." So schätzt Stadtbürgermeister Mathias Queck die Situation am alten Hela-Baumarkt ein. Bisher war häufig davon die Rede, dass dort die Ketten Netto, Deichmann und Takko als Mieter in ein neues Einkaufszentrum einziehen würden. Doch diese Firmen hätten gar kein Interesse an einer Ansiedlung, so Queck. Die Reaktion des Stadtrats war erstaunlich.

Hermeskeil. "Möchte noch jemand etwas zu diesem Thema sagen?", fragte Stadtchef Mathias Queck (CDU) in die Runde des Hermeskeiler Rats, nachdem er über den aktuellen Sachstand bei der geplanten Ansiedlungen von Fachmärkten in der Straße Am Dörrenbach informiert hatte. Doch im Gremium waren alle sprachlos. Ob das daran lag, dass sich der Rat gleich im Anschluss den Mehrkosten beim Feuerwehrmuseum widmete (der TV berichtete), bleibt dahingestellt.
Dabei hatte Queck bei diesem Tagesordnungspunkt zunächst eine Nachricht im Gepäck, die für die Entwicklung auf dem Gelände des alten, seit 2002 leer stehenden Hela-Baumarkts grundsätzlich positiv war (siehe Extra).
Nach dem Abschluss eines längeren Verfahrens zur Änderung des Bebauungsplans am Dörrenbach hatten der Stadtrat und die Kreisverwaltung Trier-Saarburg im Frühjahr von der Völkel Company ein Verträglichkeitsgutachten gefordert. Die Gesellschaft mit Sitz in Hamburg ist Verwalterin des früheren Hela-Geländes. Mit dem Gutachten sollte geklärt werden, ob an dieser Stelle auch die Ansiedlung eines Lebensmittelmarkts ohne negative Folgen für die Geschäfte in der Innenstadt möglich ist. Denn zu diesem Zeitpunkt war schon längere Zeit davon die Rede, dass in den geplanten Neubau eines Fachmarkts eventuell ein Dreiergespann mit seinen Filialen einziehen würden - und zwar neben den Ketten Takko (Kleidung) und Deichmann (Schuhe) auch der Lebensmittel-Discounter Netto.
Im Juni erhielt das Bitburger Planungsbüro ISU von der Völkel Company den Auftrag, dieses Verträglichkeitsgutachten anzufertigen.Innenstadt nicht gefährdet


Es liegt zwischenzeitlich vor und kommt zu dem Schluss: "Vom geplanten Vorhaben der Ansiedlung von drei Fachmärkten sind voraussichtlich keine schädlichen Auswirkungen auf den zentralen Versorgungsbereich der Hermeskeiler Innenstadt zu erwarten."
Doch damit ist der Weg für das neue Einkaufszentrum mitnichten frei, wie Queck betonte. Denn: "Wir haben zwar am Dörrenbach Baurecht. Nur leider keinen, der dort bauen will. Wir fangen wieder bei Null an."
Diese Aussage begründete Queck mit einem Gespräch, dass er nach seiner Amtsübernahme mit dem für die Region zuständigen Expansionsleiter von Netto führte. Der Firmenvertreter hätte nicht nur betont, dass Netto aktuell kein Interesse am Standort Dörrenbach in Hermeskeil besitze, sondern es diesen Ansiedlungswunsch nie gegeben habe. "Es war also noch nicht mal ein Abspringen", so Queck. Auf TV-Nachfrage räumt der Stadtbürgermeister zwar ein, dass er nicht mit Vertretern von Takko oder Deichmann gesprochen habe. Er betont aber: "Bei solchen Projekten ist es meistens so, dass es einen Leader, in diesem Fall Netto, gibt. Ohne diesen Leader setzen sich auch die anderen Firmen nicht an einen Standort."
Mit der Völkel Company stehe er im Kontakt, sagt der CDU-Politiker im Gespräch mit unserer Zeitung weiter. Wie es konkret am Dörrenbach weitergehe, sei aber offen.
"Wir müssen uns dort neu sortieren, und ich sehe es auch als meine Aufgabe als Bürgermeister an, Investoren für den Dörrenbach zu gewinnen", betonte Queck.
Inwiefern die Völkel Company möglicherweise schon andere Mieter an der Hand hat und ob und wann sie den von ihr geplanten Neubau eines Fachmarktzentrums anpackt, bleibt unklar. Wie es schon in der Vergangenheit mehrfach der Fall war, gab die Privatgesellschaft auch dieses Mal keinerlei Rückmeldung und Antworten auf eine TV-Anfrage.Meinung

Verfahrene Situation
Es wirkt momentan so, als wäre in Hermeskeil wirklich der Wurm drin. Gut, an der Windkraftfront ist mit dem Stadtratsbeschluss, weniger Windräder weiter weg von den Wohnhäusern zu bauen, erst einmal Ruhe eingekehrt. Aber die Mehrkosten beim Feuerwehrmuseum und die ernüchternde Erkenntnis, dass sich am alten Hela-Baumarkt nun doch nichts bewegt, sind alles andere als erfreuliche Nachrichten. Zugegeben: Die Neuansiedlung von Geschäften am Dörrenbach ist umstritten. Viele fürchten, dass der Einzelhandel in der Innenstadt, der ohnehin einen sehr schweren Stand hat, noch mehr geschwächt wird. Wer sich allerdings etwas umschaut, muss feststellen: Hermeskeil verliert für Kunden aus dem Umland zusehends an Anziehungskraft, weil sie zumindest teilweise in Nachbarorte abgeleitet werden, die noch vor wenigen Jahren keine Konkurrenz für die Hochwaldstadt waren. Bestes Beispiel ist dafür Otzenhausen mit dem neuen Einkaufszentrum am Autobahnkreuz. Es muss also etwas geschehen in Hermeskeil. Nur fragt sich, wo? Der etwas versteckt liegende Dörrenbach ist offenbar für Firmen doch nicht so interessant. Die würden sich wohl lieber neben Kaufland in Abtei setzen, dürfen das dort aber wegen der aktuellen Rechtslage nicht. Eine Option wäre noch der Bereich an der Auffahrt zur A 1. Aber braucht Hermeskeil wirklich noch ein Gewerbegebiet mehr? Die Situation ist verfahren. a.munsteiner@volksfreund.deExtra

Das Gebäude des früheren Hela-Baumarkts am Dörrenbach (gegenüber Aldi) steht seit 2002 leer. Damals zog Hela mit seinem Baumarkt und dem bis dahin in der Innenstadt angesiedelten Supermarkt (heute Kaufland) in das Sondergebiet Abtei auf die grüne Wiese. Nach dieser Auslagerung war die weitere Ansiedlung von Einzelhandel nur noch in der Kernstadt erlaubt. Eine geänderte Haltung setzte erst ein, als die Stadt 2011 ein Einzelhandelskonzept auf den Weg brachte. In ihm wurde der Dörrenbach als zweiter zentraler Versorgungsbereich für Hermeskeil ausgewiesen, damit auch dort neue Geschäfte zulässig sind. Damals wurden Lebensmittelmärkte aber noch ausgeschlossen. Im März 2012 stellte die Völkel-Company eine Bauvoranfrage für den Neubau von drei Fachmärkten am Dörrenbach. Mitte 2013 wurde in diesem Bereich das notwendige Verfahren zur Änderung des Bebauungsplans abgeschlossen, so dass dort seitdem grundsätzlich Baurecht besteht. ax

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