Nur noch zwölf Leute dürfen rein

Lampaden · Im Bürgerhaus Lampaden fehlt ein zweiter Fluchtweg: Deshalb dürfen sich ab sofort nur noch zwölf Menschen im Obergeschoss des Gebäudes aufhalten. Das hat der Kreis nach einem Vorort-Termin angeordnet. "Wir sind jetzt in einer misslichen Lage und müssen schnell klären, wie wir das Brandschutzproblem lösen können", sagt Ortsbürgermeister Martin Marx.

Nur noch zwölf Leute dürfen rein
Foto: (h_hochw )

Lampaden. Böse Überraschung für die Gemeinde Lampaden: Vor einigen Tagen haben Brandschutzexperten der Kreisverwaltung Trier-Saarburg das Bürgerhaus in Lampaden bei einer sogenannten "außerordentlichen Gefahrenverhütungsschau" begutachtet.
Sie stellten dabei schnell einen Mangel fest, den in der Region auch etliche andere Gebäude - zum Beispiel das Bitburger Rathaus mit seinem Sitzungssaal oder das Dachgeschoss in der Kita Tawern - haben (der TV berichtete). Auch im Bürgerhaus Lampaden ist es so, dass nur ein Treppenhaus in die erste Etage führt. Somit fehlt im Falle eines Brands ein zweiter Fluchtweg.
Feuerwehr ohne Drehleiterwagen


Die Feuerwehr Lampaden ist zwar mit ihren Geräten in einem Anbau des Bürgerhauses untergebracht. Sie hat aber keinen Drehleiterwagen, der zur Rettung von Menschen aus dem Ober- und Dachgeschoss eingesetzt werden könnte.
Weil ein solcher Drehleiterwagen nach einem Alarm erst nach Lampaden fahren müsste und damit bei einer größeren Menge von Menschen im Bürgerhaus die gesetzlich vorgeschriebenen Evakuierungszeiten überschritten würden, hat der Kreis nach Auskunft von Pressesprecher Thomas Müller eine Nutzungsbeschränkung des Gebäudes angeordnet. Im Ober- und Dachgeschoss des Lampadener Bürgerhauses dürfen sich ab sofort nur noch maximal zwölf Personen gleichzeitig aufhalten.
Die Entscheidung kam für die Gemeinde und den seit Sommer 2014 amtierenden Ortsbürgermeister Martin Marx völlig überraschend. "Ich stehe jetzt in der Pflicht und muss die Anordnung der Kreisverwaltung sofort umsetzen."
Ärgerlich für die Gemeinde: Die Behörde hatte über den Anwalt eines Privatmanns aus Lampaden den Hinweis erhalten, er solle das Bürgerhaus auf mögliche Brandschutzmängel überprüfen. "Es kommt in dem einen oder anderen Fall vor, dass wir solche Hinweise von Dritten bekommen. Dann müssen wir uns natürlich darum kümmern und uns die Sache vor Ort anschauen", sagt Müller.
Nur einen positiven Aspekt gibt es für Marx: "Zum Glück wurde uns das Bürgerhaus nicht komplett geschlossen." Was Marx jedoch wundert: Das Bürgerhaus wurde 1992 saniert. Seitdem hätten es die Lampadener im "guten Glauben" genutzt, dass mit dem Brandschutz alles in Ordnung ist, so Marx. Nach der Entscheidung des Kreises habe er nun in alten Unterlagen entdeckt, dass schon damals der Architekt auf den fehlenden zweiten Fluchtweg hingewiesen habe.
"Für mich stellt sich schon die Frage, wieso die Sanierung des Gebäudes dann doch so genehmigt und abgenommen werden konnte", sagt der Ortschef.
Drängender als die Frage, was in der Vergangenheit möglicherweise an Fehlern begangen wurde, ist für Marx jedoch das akute Problem, "dass wir jetzt in unserer Versammlungssituation stark eingeschränkt sind".
Denn im Obergeschoss des Bürgerhauses befindet sich der große Gemeinderaum, der Platz für 80 Personen bietet. Eine Veranstaltung, wie die Ausstellung "70 Jahre Frieden" Anfang März, wäre dort ab sofort - ebenso wie Familienfeiern - nicht mehr erlaubt.
Der Lampadener Rat kann den Raum auch nicht mehr als Sitzungssaal nutzen, da er inklusive des Ortsbürgermeisters aus 13 Personen besteht. Auch die Marechi-Gruppe - ein Seniorentreff - und die Frauengemeinschaft müssen vorübergehend umziehen.
Deswegen ist Marx schon auf die Besitzer des Gasthauses Minn und die Feuerwehr, die im Erdgeschoss des Bürgerhauses einen Raum mit Platz für etwa 20 Personen nutzt, zugegangen und mit seinem Anliegen auf offene Ohren gestoßen.
Am 7. Mai wird sich der Rat im Gasthaus Minn das nächste Mal treffen und besprechen, wie sich das Brandschutzproblem lösen lässt. Für Marx spielt dabei das Dach des Feuerwehranbaus eine entscheidende Rolle. Dort könnte durch bauliche Veränderungen ein barrierefreier zweiter Fluchtweg entstehen (siehe Extra).
Extra

Vom Obergeschoss des Lampadener Bürgerhauses könnte nach den Vorstellungen von Ortsbürgermeister Martin Marx über das Dach des Anbaus mit der Feuerwehrgarage ein zweiter Fluchtweg entstehen. Das Dach der Garage grenzt direkt an einen Hang. Erstes Problem: Das Gerätehaus der Feuerwehr hat aktuell ein Schrägdach. Es müsste abgetragen und in ein Flachdach umgewandelt werden. Zweites Problem: Selbst wenn vom Obergeschoss des Bürgerhauses eine Tür auf das Feuerwehr-Garagendach gebrochen wird, würde es noch keinen ebenerdigen Fluchtweg geben. Denn auch ein flaches Garagendach würde auf einem etwas höheren Niveau liegen als der Boden im Bürgerhaus-obergeschoss. Deshalb müssten als Zugang zum Dach noch zwei Treppenstufen gebaut werden. Damit wäre der Fluchtweg aber nicht barrierefrei. Dies wäre nur dann möglich, wenn das neue Garagendach etwas tiefer gelegt wird. Dann passt aber das Feuerwehrauto nicht mehr rein. Allerdings verweist Marx darauf, dass die Gemeinde und die Feuerwehr schon vor zwei Jahren einen Antrag an die Verbandsgemeinde Kell gestellt haben, dass in Lampaden ein Standort für den Neubau eines Gerätehauses gesucht werden soll. Angesichts des akuten Problems mit dem Brandschutz im Bürgerhaus wollen die Lampadener mit dieser Forderung nun wieder verstärkt bei der Verbandsgemeinde (VG) vorstellig werden. VG-Chef Martin Alten weist darauf hin, dass im Etat im Jahr 2015 bereits ein Ansatz von 10 000 Euro an Planungskosten eingestellt, aber noch nicht vom Kreis genehmigt ist. Die Verbandsgemeinde werde nun in "enger Absprache mit der Ortsgemeinde und der Lampadener Wehr schauen, was die zweckmäßigste Lösung ist", sagt Martin Alten. ax

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