Offener Brief nach Berlin

Zwischen Enttäuschung und leiser Hoffnung schwanken die Hermeskeiler nach der Standortentscheidung des Bundesfamilienministeriums "pro Mehrgenerationenhaus in Saarburg" (der TV berichtete). Die Pfarrei hat deshalb einen Protestbrief nach Berlin geschickt, während die Kommunalpolitiker auf eine "zweite Chance" setzen.

Hermeskeil. (ax) Auch drei Wochen nach der bitteren Botschaft aus Berlin ist in der Hermeskeiler Pfarrgemeinde der Ärger über die Entscheidung des Bundesfamilienministeriums nicht verraucht. Die Behörde von Ministerin Ursula von der Leyen (CDU) hat bekanntlich unter zwei Bewerbern im Kreis der Stadt Saarburg den Vorzug für die Einrichtung eines Mehrgenerationenhauses erteilt (der TV berichtete). Bundesweit sollen 439 Begegnungsstätten für Jung und Alt - in jedem Landkreis eine - entstehen und für die Dauer von fünf Jahren mit einem Anschub-Zuschuss von 40 000 Euro auf finanziell gesunde Füße gestellt werden. Der Zuschlag der Jury für Saarburg hat aber nicht nur beim Hermeskeiler Pastor Clemens Grünebach Unverständnis ausgelöst (siehe TV vom 8./9. September). Auch der Vorsitzende des Pfarrgemeinderats Klaus Schmidt kann dieses Votum nicht nachvollziehen. Er hat sich deshalb zu einem ungewöhnlichen Schritt entschieden und einen offenen Brief an die Bundesfamilienministerin verfasst. Was Schmidt besonders verärgert: Das Johanneshaus - der vorgesehene Standort in Hermeskeil - erfüllt nach seiner Auffassung schon heute fast alle Voraussetzungen für ein Mehrgenerationenhaus. Dort würden sich seit über 40 Jahren Vereine und Gruppen generationsübergreifend treffen. Die katholische Kirche wäre mit Unterstützung des Bistums Trier ein "kompetenter Träger" für eine solche Einrichtung gewesen. Zudem wären für das Projekt "Mehrgenerationenhaus" nur verhältnismäßig geringe Umbaukosten von zirka 60 000 Euro entstanden. Demgegenüber lägen die geschätzten Kosten in der alten Glockengießerei in Saarburg "bei einem fast deckungsgleichen inhaltlichen Konzept" bei circa 2,2 Millionen Euro. Zudem sei man in Saarburg erst in der Planungsphase. "Bei den fehlenden Voraussetzungen in Saarburg muss Hermeskeil doch einen großen Nachteil haben. Sonst kann man die Entscheidung nicht verstehen", kritisiert Schmidt. Sein Brief verfolgt den Zweck, dass eine Begründung für das Jury-Votum geliefert wird. Bislang hat die Berliner Behörde dies mit dem Hinweis auf "das laufende Verfahren" abgelehnt (der TV berichtete).Die Kommunalpolitik hofft auf eine zweite Chance für Hermeskeil. Der Kreistag habe in seiner Sitzung am 10. September beschlossen, sich erneut an das Ministerium zu wenden, informiert Bürgermeister Michael Hülpes (CDU). Der Grund: Nicht alle Landkreise in Deutschland hätten einen Antrag auf Einrichtung eines Mehrgenerationenhauses gestellt. "Es gibt also die Hoffnung auf die Nachbewilligungsrunde, wenn noch Fördergelder übrig sind", so Hülpes. Sollte dieser Vorstoß fehlschlagen, habe sich der Kreistag einstimmig dafür ausgesprochen, die Einrichtung eines Mehrgenerationenhauses in der Hochwaldstadt auch auf einem anderen Weg zu unterstützen. Wichtig sei in diesem Zusammenhang das Signal, dass der Kreis auch finanzielle Hilfe leisten wolle, betonte Hülpes. An seiner Haltung und der von Stadtbürgermeisterin Ilona König habe sich nichts geändert. "Wir sind der Meinung, dass es eine wichtige Einrichtung für Hermeskeil wäre. Wir müssen aber die weitere Entwicklung abwarten", so Hülpes abschließend.

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