Ohne Geld aus Brüssel kein Bio-Energiedorf

Die Hängepartie um das Projekt Bioenergiedorf Grimburg geht weiter. Die Investoren von den Pfalzwerken haben jetzt erklärt, dass sie die Verwirklichung ihres Vorhabens von einem Zuschuss der Europäischen Union (EU) in Brüssel abhängig machen. Ortsbürgermeister Franz-Josef Weber hat den Gemeinderat unterrichtet.

Grimburg. "Das Bioenergiedorf kommt entweder 2010 oder es kommt überhaupt nicht." Auf diesen kurzen Nenner brachte Ortsbürgermeister Franz-Josef Weber in der Ratssitzung am Donnerstagabend den aktuellen Stand der Dinge beim wichtigsten Projekt in Grimburg. Die Investoren von den "Pfalzwerken" wollen im Hochwaldort bekanntlich am Sportplatz eine Biogasanlage bauen, in der ausschließlich nachwachsende Rohstoffe zum Einsatz kommen. Von dort soll ein Nahwärmenetz verlegt werden, das die Funktion einer Zentralheizung fürs ganze Dorf hat. Die Gesamtkosten des Projekts belaufen sich auf circa fünf Millionen Euro.

Wenige Stunden vor der Sitzung hatte es ein Gespräch der "Pfalzwerke" mit Weber, Landrat Günther Schartz und dem Hermeskeiler Verbandsgemeinde-Bürgermeister Michael Hülpes gegeben. Demnach macht der Ludwigshafener Energiekonzern das Vorhaben davon abhängig, dass die EU zum zwei Millionen teuren Ausbau des Nahwärmenetzes die Hälfte beisteuert. Dieses Geld soll in die Kostenkalkulation für die Verbraucher miteinfließen und für die Abnehmer zu einem günstigeren Wärmepreis führen.

Kosten für die Bürger noch unklar



Bislang haben die Pfalzwerke noch keine Angaben dazu gemacht, wie viel die Grimburger Bürger für den Anschluss an das Nahwärmenetz und das Heizen ihrer Häuser bezahlen müssen. Im Rat, der diesmal anders als vor zwei Monaten (der TV berichtete) sachlich über das Thema debattierte, wurde dieser Umstand von CDU-Mann Alfons Lauer kritisiert: "Für die Leute sind die Kosten doch die entscheidende Frage, und das lassen die Pfalzwerke weiter unbeantwortet." Weber zeigte indes Verständnis für die Investoren: "Es ist doch klar: Erst wenn der Zuschussbescheid von der EU vorliegt, kann man neu rechnen und dann mit konkreten Preisangaben auf die Verbraucher zugehen".

Ob die EU dem Antrag der "Pfalzwerke" stattgibt, entscheidet sich im März 2010. Bis dahin wird laut Sprecher Thomas Müller der Kreis Trier-Saarburg mit einer Entscheidung warten, wann er den Endausbau der Kreisstraße 76 in Auftrag gibt. Weil dort noch keine Nahwärmeleitungen verlegt sind, hat der Kreis die Arbeiten an der neuen Ortsdurchfahrt noch nicht endgültig abgeschlossen.

Abgesehen vom Zuschuss aus Brüssel haben die Pfalzwerke für das Festhalten an ihrer Investition eine weitere Bedingung gestellt. Für sie müsse erkennbar sein, dass sich innerhalb von fünf Jahren nach der Installation des Netzes mindestens 100 der 170 Grimburger Haushalte anschließen lassen, informierte Weber. Er betonte, "dass wir jetzt schauen müssen, was kommt und weiter unsere Hausaufgaben machen".

Der Rat werde jetzt zügig den Bebauungsplan ändern. Auch der VG-Rat ist beim Bioenergiedorf gefragt. Er muss der Änderung des VG-Flächennutzungsplans zustimmen.

Hülpes erklärte, dass er dies am 9. Dezember dem Gremium empfehlen werde. Inzwischen hätten die Pfalzwerke nämlich ein Gutachten mit Wetterdaten aus der Region vorgelegt, das Geruchsbelästigungen für Grimburg und das Nachbardorf Gusenburg ausschließt. Weber betonte im Anschluss an die Sitzung: "Ich bin weiter optimistisch, dass das Projekt realisiert wird."

Meinung

Entscheidend ist der Preis

Die Idee, die hinter dem Projekt Bioenergiedorf Grimburg steht, mag gut sein. Ohne zum Anschluss gezwungen zu werden, können die Bürger umsteigen und ihre Häuser mit regenerativen Energien heizen. Aber: Wer mitmachen will, muss wissen, wie viel ihn das kostet. Ausgerechnet Angaben zum späteren Preis lassen die Pfalzwerke jedoch offen, während sie gleichzeitig ihre Investition davon abhängig machen, dass sich ein Großteil der Grimburger Haushalte an ihr Nahwärmenetz anhängt. Da drängt sich das Bild von der Katze, die sich in den Schwanz beißt, förmlich auf. a.munsteiner@volksfreund.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort