Ohne Handtäschchen zum Antreten

HERMESKEIL. Seit Januar 2001 dürfen auch Frauen Dienst an der Waffe leisten. Alle Bereiche der Bundeswehr stehen ihnen offen. Gute Berufsaussichten und auch die körperliche Herausforderung reizen Tamara Clemens aus Hermeskeil, den Einstieg in die typische Männerdomäne zu wagen.

 Tamara Clemens will zur Bundeswehr: Die 18-jährige Hermeskeilerin hat im Rahmen eines Praktikums in der Hochwald-Kaserne bereits erste Erfahrungen gesammelt. Oberleutnant Eric Schröter betont die Bedeutung der Teamfähigkeit.Foto: Katja Krämer

Tamara Clemens will zur Bundeswehr: Die 18-jährige Hermeskeilerin hat im Rahmen eines Praktikums in der Hochwald-Kaserne bereits erste Erfahrungen gesammelt. Oberleutnant Eric Schröter betont die Bedeutung der Teamfähigkeit.Foto: Katja Krämer

Die Aussicht auf 30-Kilometer-Märsche mit einer 25 Kilogramm schweren Ausrüstung auch im Winter beunruhigt die zierliche junge Frau überhaupt nicht. Tamara Clemens bereitet sich darauf vor, Unteroffizier zu werden. "Bessere Berufsaussichten hat man nirgendwo. Und ich möchte körperlich arbeiten", sagt die 18-Jährige, die eine Lehre als Bäckereifachverkäuferin abgebrochen hat.Vorbereitung auf die Eignungsprüfung

Sie möchte sich zur KFZ-Mechanikerin ausbilden lassen, um an Panzern und Geländefahrzeugen zu schrauben. Ein zweiwöchiges Praktikum beim Raketenartillerielehrbataillon 52 in der Hochwald-Kaserne haben ihr einen ersten Eindruck vermittelt. "Außerdem habe ich Infos aus erster Hand", sagt sie. "Mein Bruder war acht Jahre bei der Bundeswehr."Doch bevor ihre Laufbahn als Zeitsoldatin beginnt, muss sie sich der Eignungsprüfung unterziehen. Kraftübungen wie Liegestütze und Schnelligkeit beim Pendellauf werden beim Physical Fitness Test geprüft. Ein Psychologe will vor allem wissen, warum sie Bundeswehrsoldatin werden möchte, und prüft, ob sie teamfähig ist. "Das ist das A und O", sagt Oberleutnant Eric Schröter.Für die Prüfung trainiert die Tochter eines Lehrers und einer Altenpflegerin ausgiebig. Auch was in der Grundausbildung auf sie zukommt, weiß Tamara Clemens genau: Neben kilometerlangen Märschen oder Biwaks gehören die Waffen- und Formalausbildung zu den ersten drei Monaten als Soldatin. "Darauf bereite ich mich momentan vor", erzählt sie. Schießsport in der Kyffhäuser Kameradschaft, Angeln und Joggen gehören zu den Hobbys der 18-jährigen Hermeskeilerin. Seitdem alle Bereiche der Bundeswehr auch Frauen offen stehen, hat es in der Hochwald-Kaserne Hermeskeil einige Umstrukturierungen gegeben. Soldatinnen wohnen in einer separaten Unterkunft, sanitäre Anlagen und Waschräume sind nach Geschlechtern unterteilt.Der erste Eindruck entscheidet

Fähnrich Daniela Kulick hat die Offizierslaufbahn eingeschlagen und ist stellvertretender Zugführer des ersten Zuges. "Blöde Bemerkungen gibt es von den männlichen Kameraden keine", sagt die 23-Jährige. "Ich bin hier einfach Soldat und nicht Frau." Ihr Erfolgsrezept ist, "sich nach Kräften zu engagieren und sich keine Extra-Würste braten zu lassen". Daniela Kulick hat schon Frauen erlebt, die beim ersten Antreten mit Handtäschchen erschienen sind.Ihrer Meinung nach entscheidet der erste Eindruck, ob die Soldatin akzeptiert wird oder nicht. "Nicht zu weiblich auftreten", rät sie ihrer potenziellen zukünftigen Kollegin. Die Zeit bei der Bundeswehr hat Daniela Kulick selbstbewusster und körperlich fitter gemacht.Tamara nimmt die Tipps gerne an. "Ich will mich mit Sicherheit nicht in ein typisches Frauenbild drängen lassen", sagt sie. Die junge Frau ist sicher, dass sie ihren Mann bei der Bundeswehr stehen wird. Und dass sie vielleicht einmal in den Krieg ziehen muss, ist ihr bewusst. "Ich hoffe, dass es dazu nie kommen wird."

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