Ohne Mutti ins "Mäusenest"

KELL AM SEE. Ihre "Schnuppertage" haben sie schon hinter sich: Seit dem Ende der Ferien gibt es für Kleinkinder ab dem sechsten Lebensmonat in der Keller Kindertagesstätte St. Michael ein Angebot, das bislang in der Verbandsgemeinde einmalig ist und den Eltern eine schnellere Rückkehr in den Beruf ermöglicht. Derzeit werden dort sechs kleine Jungen und Mädchen in der neu eingerichteten Krippengruppe "Mäusenest" betreut.

Die kleine Helena hat sich auf die Matratze gesetzt und schaut sich ganz interessiert die Bilder im Kaninchenbuch an, während Max mit einem Ball herumtollt - so weit hört sich das nach einer typischen Situationsbeschreibung in einer ganz normalen Kindergartengruppe an. Im Nebenraum des gemütlichen Spielzimmers sieht man jedoch schon auf den ersten Blick, warum die "Mäusenest"-Gruppe im Keller Kindergarten etwas Besonderes ist. Dort stehen mehrere Bettchen und eine Wickelkommode, auf der der zehn Monate alten Lotta gerade von Erzieherin Vera Grimm-Gubernator die Windeln gewechselt werden. Die kleinen Jungen und Mädchen vom "Mäusenest" sind die unumstrittenen Nesthäkchen im Haus und gehören der Krippengruppe an, die neu im katholischen Kindergarten in Kell eingerichtet wurde und in der Verbandsgemeinde ein bislang einmaliges Angebot ist. Kleinkinder ab sechs Monaten werden dort künftig im Regelfall von zwei Erzieherinnen zwischen 7.30 bis maximal 14.30 Uhr betreut. Aktuell sind sechs Kinder aus Kell, Hentern und Zerf in der Gruppe, zwei weitere, für die Anmeldungen bereits vorliegen, stoßen in den nächsten Wochen dazu. "Insgesamt haben wir aber zehn Plätze", sagt die Kindergartenleiterin Schwester Maria Regina mit Blick auf die allgemein gültige Obergrenze an Kindern in einer Krippengruppe. Der Elternbeitrag ist dabei einkommensabhängig und bewegt sich in einer Preisspanne von 96 bis 356 Euro pro Monat. Erste Gespräche über die Einrichtung eines solchen Angebotes in Kell habe es bereits Anfang 2005 gegeben, blickt die Ordensschwester zurück. Diese waren intensiviert worden, als sich zwei Entwicklungen abzeichneten. Zum einen ging bei den Kindern ab drei Jahren die Zahl an Neuanmeldungen zurück, sodass über die Schließung der vierten Kindergartengruppe nachgedacht werden musste. Andererseits hatten berufstätige Eltern aus der Verbandsgemeinde einen erhöhten Betreuungsbedarf für Kleinkinder unter drei Jahren signalisiert. "Also haben wir uns diesem Anliegen geöffnet, die vierte Gruppe geschlossen und dafür das Krippen-Angebot installiert", sagt Schwester Maria Regina. Allerdings waren dafür einige gestalterische Veränderungen in der Tagesstätte notwendig. Denn: "Wenn sie schon so früh zumindest für eine gewisse Zeit ihre Familie verlassen müssen, dann sollten wir den Kindern ein zweites Zuhause bieten können, in dem sie sich wohl und geborgen fühlen", betont die Kindergarten-Leiterin. Ermöglicht wurde die Einrichtung eines kleinkindgerechten Spielzimmers sowie des Schlafraums durch die finanzielle Unterstützung des Kreises, der Ortsgemeinde Kell sowie der RWE. Für den Keller Ortsbürgermeister Markus Lehnen (CDU) ist die Krippengruppe eine "Sache, für die wir uns schon immer stark gemacht haben. Für Familien, die sich in Kell ansiedeln wollen, kann es nämlich schon ein wichtiges Argument sein, dass hier so ein Angebot vorhanden ist". Doch zurück zum Kindergarten: Dort lief zwar noch bis zum Ende der vorigen Woche die Eingewöhnungszeit für die kleinen Krippenkinder. Ab heute sind Mami oder Papi aber nicht mehr dabei, wenn es für Helena, Max, Lotta und Co. ins "Mäusenest" geht. "Gerade für kleine Kinder sind feste Rituale sehr wichtig", blickt Grimm-Gubernator auf den typischen Tagesablauf in der Krippengruppe voraus, zu dem eine Begrüßungsrunde mit Liedern, ein gemeinsames Frühstück, das Spielen und Experimentieren, "wobei viel Bewegung ganz oben steht" (Grimm-Gubernator), das Mittagessen und danach die Mittagsruhe gehören werden. Die Eltern, die beim Besuch des Trierischen Volksfreunds während der "Schnuppertage" ihre Kleinen noch begleitet haben, sind sich jedenfalls einig: Sie sind froh, dass es das Krippenangebot gibt. "Ich kann viel schneller, als ich ursprünglich gedacht habe, wieder zurück in den Beruf", sagt Alexandra Weber aus Kell, die Mutter der eineinhalbjährigen Lilli. Auch Enrico Eulzer aus Zerf "findet es sinnvoll und gut, dass man sich hier auf die Bedürfnisse von Eltern eingestellt hat, die beide arbeiten gehen". Der Papa von Lotta, der vorher in München wohnte, hat sich auch andere Kinderkrippen, beispielsweise in Trier, angeschaut. "Die Atmosphäre hier in Kell hat uns am Besten gefallen. Wir glauben, dass Lotta hier sehr gut aufgehoben ist."

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