Orientalisches aus dem Hochwald

HERMESKEIL. Ein Programm für Millionen soll spätestens in zwei Monaten von Hermeskeil aus in die ganze Welt ausgestrahlt werden. Die Hochwaldstadt ist Sitz und Produktionsstätte von "Mohajer TV", dem ersten persischsprachigen Sender in Deutschland.

Noch ist die kleine Bühne mit dem schweren Teppich, auf der später Musiker und Sänger auftreten sollen, leer, der Platz am Ansagertisch verwaist. Doch das technische Equipment steht schon bereit. Mehrere Kameras sind aufnahmebereit aufgereiht, die Kontrollmonitore laufen schon mal probeweise, und der "Programmchef" gibt sich betont optimistisch. "In spätestens zwei Monaten gehen wir auf Sendung, dann können uns theoretisch Millionen Iraner sehen", sagt Morteza Azzizadeh. Zusammen mit Hassan Arpahani ist der 46-Jährige Firmenchef von "Mohajer TV", was übersetzt "Zugvogel" oder "Einwanderer" heißt.Politik und Religion sind tabu

Produziert werden die Sendungen keineswegs aus einem Hinterzimmer oder einer schummrig beleuchteten Garage. Azzizadeh, genannt "Mory", hat im vorigen Jahr ein neues Bürogebäude in der Nähe des Hermeskeiler Bahnhofs bauen lassen. Dort, wo er bereits seit 1990 ein Geschäft für Elektronikgeräte betreibt. Für "Mohajer TV" hat er jetzt im Obergeschoss ein professionell ausgestattetes Studio eingerichtet. Die wichtigste Hürde für das ehrgeizige Projekt haben Mory und sein Partner schon genommen. Vor einigen Tagen haben die Landesmedienanstalten grünes Licht für "Mohajer TV" gegeben und dem ersten persischsprachigen Programm in Deutschland die Sende-Erlaubnis erteilt. "Mohajer TV" werde über Satellit (13 Grad Eutelsat) ausgestrahlt, berichtet Mory. Die genaue Sendefrequenz stehe derzeit aber noch nicht fest. Man wolle 24 Stunden senden, jeden Tag zwölf Stunden wechselndes Programm und zwölf Stunden Wiederholungen anbieten, sagt der Geschäftsmann, der das Projekt zusammen mit seinem Partner selbst finanziert hat. "Da steckt mindestens eine Million drin", rechnet der "Intendant" vor. Später soll sich der Sender über Werbe-Einnahmen tragen, so der Plan. Und was gibt es auf "Mohajer TV" zu sehen? "Wir zeigen ein Unterhaltungsprogramm mit Musik, kulturellen Berichten, Nachrichten und Dokumentationen.Außerdem wollen wir im Iran Spielfilme einkaufen und in unserem Sender ausstrahlen", sagt Mory. Zwei Mann aus dem Team arbeiteten zudem bereits in der iranischen Hauptstadt Teheran und produzierten dort erste Filmbeiträge, die später nach Deutschland geschickt würden. Und auch in Los Angeles habe er Angehörige, die für "Mohajer TV" Material zuliefern könnten, berichtet Mory. Eins sei bei dem persischsprachigen Sender absolut tabu: "Politik und Religion haben bei uns nichts zu suchen", sagt der Programmchef, der in Hermeskeil zehn zumeist deutsche Techniker im Studio beschäftigt. Derzeit sei man auf der Suche nach iranischen Sängern und Schauspielern, die in den Hochwald kommen und in den dort produzierten Sendungen auftreten wollten. Allerdings soll "Mohajer TV" den Zuschauern nicht nur Studiomaterial liefern. "Wenn meine Landsleute ein Fest organisieren, dann sind das zum Teil riesige Veranstaltungen. Dann kommen zum Beispiel 15 000 Leute in die Köln-Arena. Bei solchen Anlässen fahren wir natürlich auch mit einem Filmteam raus", erklärt Mory. Bedenken, dass "Mohajer TV" nur geringe Einschaltquoten erzielen wird, hält Mory angesichts von rund 300 000 in Deutschland lebenden Iranern für unbegründet. "Unsere Leute stehen auf Fernsehen. Vor allem, wenn es modern gemacht ist und die Frauen keinen Schleier tragen."

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