Platzverweis für Sendemast

ZÜSCH/NEUHÜTTEN. Die Bürgerinitiative "Sendemastfreies Züsch-Neuhütten" hat es geschafft: Das Presbyterium der evangelischen Kirche, auf deren Gelände in Züsch seit Januar 2001 ein Mobilfunk-Sendemast steht, hat den Vertrag mit E-Plus gekündigt.

 Geht von den Sendeanlagen der Mobilfunkbetreiber eine Gefahr aus? Die Bürgerinitiative will es nicht darauf ankommen lassen und wehrt sich mit Erfolg gegen Sendemasten in bewohntem Gebiet.Foto: TV -Archiv/Joachim Johanny

Geht von den Sendeanlagen der Mobilfunkbetreiber eine Gefahr aus? Die Bürgerinitiative will es nicht darauf ankommen lassen und wehrt sich mit Erfolg gegen Sendemasten in bewohntem Gebiet.Foto: TV -Archiv/Joachim Johanny

"Das ist ein Erfolg des zähen Beharrens der Bürgerinitiative", sagt Pfarrer Peter Sorg im Gespräch mit dem TV . "Das Presbyterium hat die Kündigung des Vertrags beschlossen." Die vom Züscher Ehepaar Klaus und Sieglinde Lorscheider gegründete Bürgerinitiative tritt seit November 2001 dafür ein, dass die Mobilfunkbetreiber ihre Sendeanlagen "in ausreichendem Abstand zu bewohntem Gebiet" aufstellen. Man sei weder gegen Mobilfunk noch gegen technologischen Fortschritt, betont Klaus Lorscheider. Keine Strahlen aus dem Kirchturm

Ihren ersten Fall hat die Initiative bereits abgehakt. D2-Vodafone wollte, beruhend auf einer Übereinkunft mit der katholischen Kirchengemeinde, einen Sendemast im Glockenturm der Kirche installieren (der TV berichtete). In einer Unterschriftenaktion stellten sich 64 Prozent der volljährigen Einwohner von Züsch und 55 Prozent der Neuhüttener gegen den Sendemast im Glockenturm. Der Sieg kam im April 2002: D2-Vodafone teilte mit, dass "der Ausbau der Netzkapazität in Züsch vorerst nicht mehr als erforderlich angesehen wird". Das war noch nicht alles. Vor einem Jahr begannen die Gespräche zwischen der Bürgerinitiative, dem Presbyterium der evangelischen Kirche und E-Plus, denn seit Januar 2001 steht deren Sendemast auf dem Gelände der evangelischen Kirchengemeinde in Züsch. "Die kommerziell orientierten Mobilfunkbetreiber verweisen auf geltende Grenzwerte, die von ihren Anlagen nicht überschritten werden. Garantieren aber diese Grenzwerte wirklich, dass die Strahlen, objektiv gesehen, nicht gesundheitsschädlich sind?" So formulierte Lorscheider seine Bedenken in einem ersten Schreiben. "Die Bürgerinnen und Bürger fürchten durch die Dauerbestrahlung der Sendeanlagen um ihre Gesundheit und insbesondere die ihrer Kinder, deren Organismus weit sensibler auf Störungen reagiert." Die Bürgerinitiative legte das Gutachten eines Bonner Baubiologen vor, das zu hohe Belastungen dokumentierte und das von E-Plus widerlegt wurde. Der Mobilfunkbetreiber verwies mehrfach darauf, dass alle geltenden Regelungen und Vorgaben bezüglich der Strahlungswerte eingehalten werden. Das Presbyterium der evangelischen Kirche reagierte schließlich auf die Befürchtungen der Bürgerinitiative und kündigte den Vertrag mit E-Plus. "Emotionale Geschichte"

Die Mobilfunkgesellschaft tritt den Ängsten der Menschen in Züsch und Neuhütten nicht ohne Verständnis entgegen. "Dieser Fall ist eine emotionale Geschichte, und eine solche will und kann ich niemandem absprechen", sagt Gudrun Hees, Referentin für Mobilfunk und Gesundheit der E-Plus-Geschäftsstelle Mitte in Frankfurt/Main. "Jeder hat das Recht, seine Meinung zu sagen und seinen Unmut kundzutun." Die Messergebnisse des Bonner Baubiologen "können wir zwar so nicht akzeptieren und auch klar widerlegen", doch die Kündigung des Vertrags mit der evangelischen Kirchengemeinde sei eine klare Sache: "Dann wird der Standort aufgelöst." Werden demnach in Zukunft in Züsch keine Handys mehr klingeln? Es sieht nicht so aus: Laut Gudrun Hees hat ein weiterer Mobilfunkbetreiber Interesse daran geäußert, in Züsch einen Sendemast aufzustellen. "O2 hat entsprechende Pläne, und wir überlegen, ob dann ein gemeinsamer Standort möglich ist. Diesen Schritt gehen wir aber nur, wenn absolut gewährleistet ist, dass dieser Standort von allen akzeptiert wird." Es handelt sich um den so genannten Fuchsbau, eine von Züsch und Neuhütten drei Kilometer entfernte Erhebung. Die Distanz zu Muhl beträgt etwa 1,6 Kilometer. "Das wäre uns Recht, denn dieser Standort ist von bewohntem Gebiet weit genug entfernt", sagt Klaus Lorscheider. "Und genau das war unser Ziel. Auf eine solche Lösung haben wir hingearbeitet." Eine Entscheidung soll Anfang 2004 fallen.

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