Rabenschwarzer "Fetter Donnerstag"

Schluss, aus, vorbei: Nachdem Anfang vergangener Woche der einzige mögliche Investor aus Belgien abgesprungen und kein weiterer Interessent gefunden wurde, war für die meisten der 150 Mitarbeiter des Hochwald Türenwerks in Kell am See gestern der letzte Arbeitstag.

Kell am See. (neb) Ein frostiger Wind fegt über den Einfahrtsweg. Kalt ist es, ungemütlich. Wie verwaist wirkt der Parkplatz vor dem Hochwald Türenwerk in Kell am See. Nur ab und zu ist ein leises Schleifgeräusch aus der Produktionshalle zu hören. Ähnlich gedämpft ist die Stimmung der Mitarbeiter, die gegen 14.30 Uhr am Donnerstag ihre Frühschicht beenden und das Werk verlassen. Das trostlose Wetter spiegelt sich in ihren Gesichtern wider. Karnevalistischer Frohsinn angesichts von Weiberfastnacht sieht anders aus. Nicht weiter verwunderlich, schließlich ist für zwei Drittel der 150 Türenwerk-Mitarbeiter ausgerechnet am "Fetten Donnerstag", an dem überall in der Region gefeiert und geschunkelt wird, Schluss: Nachdem im Dezember ein Insolvenzantrag "wegen drohender Zahlungsunfähigkeit" vor dem Amtsgericht Wittlich gestellt und seitdem vergeblich nach einem Investor gesucht wurde, ist der 31. Januar für den Großteil der Belegschaft der letzte Arbeitstag beim Hochwald Türenwerk. Auch seit dem Absprung des potenziellen belgischen Investors in der vergangenen Woche (der TV berichtete) konnte kein weiterer Interessent mehr gefunden werden, so der vorläufige Insolvenzverwalter Bernhard C. Seibel: "Jetzt wird am 1. Februar das Insolvenzverfahren eröffnet und auch noch in diesem Monat eine Gläubigerversammlung stattfinden." Die noch bestehenden Aufträge werden bis voraussichtlich Ende Februar von rund 50 Mitarbeitern erfüllt. "Es hätte nicht so weit kommen müssen"

"Das alles ist ein Alptraum", sagt eine Mitarbeiterin. Wie die meisten ihrer Kollegen will sie ihren Namen lieber nicht nennen. "Viele von uns haben gar keine andere Möglichkeit, als hier zu arbeiten." Eine andere wirft den Verantwortlichen im Unternehmen Versagen vor: "Es hätte nicht so weit kommen müssen." Ihr Ärger ist verständlich, schließlich trifft ihre Familie die Insolvenz des Hochwald-Türenwerks besonders hart: Auch ihr Mann und Sohn arbeiten in dem Unternehmen. "Ich weiß überhaupt nicht, wie es finanziell bei uns weitergehen soll." Bessere Aussichten hat dagegen Christoph Schmidt, bislang Technischer Leiter im Türenwerk. "Ich habe schon einige Bewerbungen laufen und auch bald schon Vorstellungsgespräche", zeigt er sich optimistisch. Allerdings weiß der 34-Jährige auch, dass dies nicht für alle seine Kollegen gilt: "Die vielen Mitarbeiter, die beispielsweise am Band schaffen, werden es wohl schwer haben", sagt er, "gerade weil viele von ihnen keinen Führerschein haben."

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