Reise nach Nippon - via Leinwand und live

HERMESKEIL. (urs) 90 Minuten lang brachte Generalkonsul Masaki Okada Schülern des Gymnasiums Hermeskeil Geschichte, Kultur und Wirtschaft Japans nahe.

Rein geografisch ist Japan von Deutschland weit entfernt. Dennoch gibt es in einigen Bereichen Parallelen, wie Schüler des Gymnasiums Hermeskeil erfuhren. Und das nicht nur in der schwachen Geburtenrate, die mit aktuell 1,29 unter der deutschen liegt. Ähnlich einem Zeitraffer hatte der japanische Generalkonsul Masaki Okada via Leinwand den Bogen von der Vergangenheit seines Landes bis in die Gegenwart gespannt. Nach einem 60-minütigen Bilderbogen aus Geschichte, Politik, Wissenschaft, Gesellschaft, Kultur und Religion drängte es die Gymnasiasten, zu dem einen oder anderen Thema nachzuhaken. Eines davon war das japanische Schulsystem, das auf neun Jahren Pflicht-Schule aufbaut. Während dieser sechs Jahre Grund- plus drei Jahre Mittelschule endet der Unterricht um 15 Uhr. Ab dem zehnten Jahr stehen den jungen Leuten eine dreijährige Oberschule offen sowie vier Jahre Uni, die laut Okada 40 Prozent der Japaner besuchen.Der Hauptgewinner reist nach Japan

Eine Spezialisierung erfolge oft sehr viel später als in Deutschland, erklärte Stefan Zeidenitz, Vizepräsident der Deutsch-Japanischen Gesellschaft Frankfurt. Der Oberschulabschluss der 18-Jährigen sei dem ersten Semester in Deutschland vergleichbar. Lernen hört für japanische Schüler aber nicht mit Schulschluss auf. Dass sie die "60-Stunden-Woche" haben, sei in Japan ja oft Konfliktthema, hakte ein Zuhörer nach. Okada bestätigte: "Es gibt natürlich Diskussionen, weil Schüler so viel Druck bekommen." Zeidenitz wies auf einen anderen wesentlichen Unterschied der Schulsysteme hin. "In Deutschland ist immer der Abschluss wichtig - in Japan geht's darum, rein zu kommen." Dort gelte es, die Aufnahmeprüfung für die nächst höhere Stufe zu bestehen. Während Melanie Dochow sich für dieses Thema sehr interessierte, faszinierte einen Mitschüler mehr die moderne Technologie Japans. Ansgar Reimann, der Japan gern genauer kennen lernen würde, hatte neben Technik die Geschichte des Landes beeindruckt. Fragen zielten aber auch in Richtung Umwelt. "Halten sich die Japaner an das Kyoto-Protokoll?", wollte ein Schüler auch wegen des japanischen Geburtsorts des Abkommens wissen. "Das hat in Japan große Bedeutung", versicherte Okada. Umweltschutztechnik habe Zukunft. Luftverschmutzung und Mülltrennung würden in Nippon ohnehin ernst genommen, erläuterte Zeidenitz. Entsorgung sei strikt geregelt und auch für Private teuer. Trotz der breit gefächerten Informationen hatte zumindest eine Schülerin wenig Neues für sich herauspicken können. "Ich beschäftige mich sowieso mit Japan", gestand Julia Berg schmunzelnd. Eine Reise nach Japan käme daher für sie sicher einem Hauptgewinn gleich. Die Chancen dafür stehen jedenfalls gut. Denn Hintergrund von Okadas Besuch ist ein Schüler-Aufsatzwettbewerb der Deutsch-Japanischen Gesellschaft in Zusammenarbeit mit dem Sprachzentrum für Japanisch. Den beiden Hauptgewinnern winkt ein zweiwöchiges Besuchsprogramm in Japan. Geplanter Termin für die Studienreise sind die Herbstferien 2004. Einsendeschluss für die eine Seite umfassenden Aufsätze zum Thema "Was kann ich von Japan für meine eigene Zukunft lernen?" ist der 18. September. Info DJG, 069/520015.

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