Reitunfall mit Zahnseide

HERMESKEIL. (urs) Mit einem lustigen Live-Krimi haben die "Hottenlotten" einen spannenden Einstieg in den Hermeskeiler Kulturherbst improvisiert.

 Erst die Arbeit, dann das Vergnügen: Um nicht vor leeren vorderen Rängen spielen zu müssen, dirigieren die "Hottenlotten" ihr "MordArt"-Publikum erst einmal zu den besseren Plätzen nach vorne. Foto: Ursula Schmieder

Erst die Arbeit, dann das Vergnügen: Um nicht vor leeren vorderen Rängen spielen zu müssen, dirigieren die "Hottenlotten" ihr "MordArt"-Publikum erst einmal zu den besseren Plätzen nach vorne. Foto: Ursula Schmieder

Wer sich der Improvisation verschrieben hat, weiß mit jeder Situation umzugehen. So auch mit leeren Stühlen in den ansonsten doch so begehrten vorderen Reihen des Theaters. Die "Hottenlotten", die mit ihrem Improvisationskrimi den Hermeskeiler Kulturherbst eingeläutet haben, haben Verständnis für diese Ängste. Schließlich steht für den Zuschauer zu befürchten, bei ihrem "Comedy-Krimi" laut Ankündigung zum "Mittäter" zu werden. Doch bei Anja Balzer kommen die nur etwa 80 Zuschauer damit nicht durch. Die erfahrene Improvisationsdarstellerin steigt mit einer Art Gesellschaftsspiel ins "MordArt"-Programm ein - und überzeugt die Zuschauer auf den hinteren Plätzen, sich nach vorne zu trauen. Und schon ist man sich etwas näher gekommen in dieser doch ein wenig beklemmenden Situation, in Kürze Zeuge eines "Mordes" zu werden. Obendrein wird schnell klar, dass es in diesem Krimi sehr lustig zugeht. Das vom Publikum auf den Namen "Agnes" getaufte Opfer erkennt schreiend die Absicht seines Mörders. Doch die Experten der Spurensicherung lassen den Schreck über den Tod der Heilpraktikerin - auch eine Idee des Publikums - schnell vergessen. Während die Ärztin sich neben der Leiche für ein Archiv-Foto in Pose legt, entdeckt ihre Assistentin seltsame Spuren am Tatort. Das Sammelsurium von Zahnseide bis Vitaminpillen haben die Zuschauer aus ihren Taschen zusammen gekramt. Dass es sich bei dem Mord in einer Praxis um einen "vorgetäuschten Reitunfall" handeln soll, erscheint zwar weit hergeholt. Doch die Regieanweisungen der Zuschauer sind nun einmal oberstes Gebot für die "Hottenlotten". Zuschauer Harald Petry geht diese Szene zu sehr in Richtung Klamauk. Insgesamt findet der Neuhüttener "diese Spontaneität und Schlagfertigkeit" der Gruppe aber sehr gut. Beeindruckt zeigt er sich von den raschen Szenenwechseln per Abklatschen. Gute Kritiken gibts auch aus der Nähe von Mayen. Eine ganze Busreisegesellschaft hat es nach Hermeskeil geführt. Darunter Susanne Pauken. Ihnen sei nur verraten worden, man solle sich "überraschen lassen". Hinterher: "Wir haben sehr viel gelacht", lobt sie die Akteure: "Alle Achtung, wie die das gemacht haben." Die Überraschung sei gelungen.

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