Rettung für Otzenhausener Batterie-Werker

OTZENHAUSEN. (vf) Die Batterieproduktion im Otzenhausener Werk - ehemals Hoppecke - von Johnson Controls wird endgültig am 30. September eingestellt. Ab dann bleibt dort das Werktor zu. Für 115 der insgesamt 134 Mitarbeiter, von denen viele aus der Region Hermeskeil-Kell stammen, werden Arbeitsplätze bei anderen saarländischen Betrieben des Konzerns Johnson Controls geschaffen.

 Am 30. September ist Schluss in Otzenhausen. Doch es gibt Perspektiven für die 135 Beschäftigten. Für sie soll es Plätze in anderen Betrieben des Konzerns Johnson Controls geben.Foto: ATB

Am 30. September ist Schluss in Otzenhausen. Doch es gibt Perspektiven für die 135 Beschäftigten. Für sie soll es Plätze in anderen Betrieben des Konzerns Johnson Controls geben.Foto: ATB

Foto: (ELI@S-Bildarchiv Saarbrücker Zeitung)

Der größte Teil der Otzenhausener 134 Johnson-Controls-Mitarbeiter braucht um den weiteren Broterwerb nicht zu bangen. Viele Beschäftigte kommen in anderen Konzernbetrieben oder bei Zulieferern unter. Die schlechte Nachricht zuerst: Die Batterieproduktion im Otzenhausener Werk von Johnson Controls wird endgültig am 30. September eingestellt. Die gute Nachricht: Gewerkschaft, Betriebsrat und Betriebsleitung haben für die Mitarbeiter jetzt eine Lösung gefunden, die über das gewöhnliche Konzept eines Sozialplanes hinausgeht. Für etwa 100 bis 115 der insgesamt 134 Mitarbeiter werden Arbeitsplätze bei anderen saarländischen Betrieben von Johnson Controls geschaffen. Ein anderer Teil soll bei Zulieferern und Kunden des Welt-Konzerns in Lohn und Brot kommen. Die Zeit der Ungewissheit ist also vorbei. Doch noch wissen nicht alle Mitarbeiter des Auto-Akku-Produzenten von der glücklichen Wendung. Zufriedene Gesichter bei Werner Kallenborn, Betriebsratsvorsitzender bei Johnson Controls Otzenhausen, und Patrick Selzer von der IG-Metall. Selzer freut sich über das Erreichte: "Kein Sozialplan ist so gut wie ein neuer Arbeitsplatz." Nun müsse das Verhandlungsergebnis nur noch in Schriftform gegossen werden. Dabei war Selzer noch vor wenigen Tagen gar nicht so zuversichtlich gewesen. Im Gegenteil: Eine Anfrage ließ nichts Gutes ahnen. Zu diesem Zeitpunkt wollten beide Verhandlungspartner die Gespräche eigentlich bereits für gescheitert erklären. Das Arbeitsgericht in Neunkirchen war bereits angerufen worden, eine Einigungsstelle einzurichten. "Keine Annäherung in den Verhandlungspositionen", erklärte Selzer zunächst. Dann kam die Wende. "Wir haben ein Gesamtpaket schnüren können", berichtete Personalchefin Simone Dappert im Rahmen einer gemeinsamen Pressekonferenz über die Verhandlungsergebnisse. In Härtefällen werde die Weiterbeschäftigung garantiert. Das qualifizierte Personal aus der Batteriefertigung in Otzenhausen sei auch für Kunden und Zulieferfirmen von Johnson Controls interessant. Hier habe man bereits Kontakte geknüpft.Kapazitäten aufbauen

Für andere Arbeitnehmer werden verschiedene Maßnahmen angeboten, mit Hilfe derer freie Arbeitsplätze in anderen Unternehmen gefunden werden sollen. Dappert: "In unseren Werken in Saarlouis und Überherrn werden zurzeit Kapazitäten aufgebaut, die zahlenmäßig dem entsprechen, was hier abgebaut wird." Das Anforderungsprofil der Arbeitsplätze passe größtenteils zum Profil der Arbeitnehmer in Otzenhausen. Die Mitarbeiter sollen sich nun in den anderen Johnson-Controls-Werken bewerben. Andere Mitarbeiter hätten bereits in Eigeninitiative andere Arbeit gefunden. Ein Teil der Arbeitnehmer sei mobil und könne an anderen Produktionsstandorten in Deutschland eingesetzt werden. Damit war der Betriebsratsvorsitzende Werner Kallenborn schon fast zufrieden: "Wir werden in den nächsten Tagen einen kompletten Sozialplan erarbeiten. Es soll schließlich keine Unstimmigkeiten bei den Mitarbeitern geben." Rückblende: Eigentlich hatten die Mitarbeiter des alteingesessenen Batterie-Herstellers Hoppecke die Übernahme ihrer Firma durch den Global-Player und US-Marktführer Johnson Controls Inc. im September 2001 als Chance gesehen. Werk und Produkte sollten auf dem neuesten Stand der Technik gehalten werden, um sich so am Markt besser behaupten zu können. Mit dem Zukauf der Akku-Produktion von Varta hätten, erklärte Produktionsleiter Udo Kordeuan, Investitionen in den Standort Otzenhausen keinen Sinn mehr gemacht. Kordeuan: "Wir sind vorher davon ausgegangen, den Standort zu erweitern und auszubauen." Mit dieser Hoffnung hatten über zwei Jahre lang auch die Mitarbeiter des Werkes gelebt. "Sie können sich vorstellen, wie betroffen unsere Kollegen dann waren, als genau das Gegenteil bekannt wurde", beschrieb Betriebsrat Kallenborn die Gemütslage seiner Kollegen. Die Bombe platzte im vergangenen Jahr wenige Tage vor Weihnachten. Bei Johnson Controls hatten die Zahlen entschieden: 2,4 Millionen Euro Verlust hatte das Otzenhausener Werk im vergangenen Geschäftsjahr eingefahren. Die Jahreskapazität sei mit 1,6 Millionen Batterien im Vergleich zu anderen Werken mit einer Jahreskapazität von vier Millionen Batterien zu klein. Zurück in die Gegenwart: Nun müssen Gewerkschaft und Betriebsrat die Mitarbeiter über die Ergebnisse der Verhandlungen informieren. Gewerkschafter Selzer ist froh, eine Lösung gefunden zu haben, ohne dass jemand ins soziale Abseits gerät: "In etwa zwei Wochen wird es eine Informationsveranstaltung geben, da wird der Sozialplan noch einmal besprochen."

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