Rollende Märkte halten Versorgung aufrecht

In fünf der 13 Keller Ortsgemeinden gibt es keinen Laden mehr. Mit einem Mehr an Service wird in den anderen Orten gepunktet. Die Ware kommt zum Kunden, und 14 Hofläden setzen ganz auf heimische Produkte.

 Arbeiten Hand in Hand: Hildegard und Bernhard Wagner können mit ihrem kleinen Supermarkt nur mit Superservice überleben. TV-Foto: Herbert Thormeyer

Arbeiten Hand in Hand: Hildegard und Bernhard Wagner können mit ihrem kleinen Supermarkt nur mit Superservice überleben. TV-Foto: Herbert Thormeyer

Kell am See. Ideen muss man haben. Das gilt auch, wenn die flächendeckende Versorgung mit Lebensmitteln in kleinen Orten immer mehr Lücken bekommt. "Nachbarschaftshilfe und die Flexibilität der verbliebenen Ladenbesitzer haben bislang Schlimmeres verhindert", bestätigt der Keller Bürgermeister Werner Angsten. Doch der Trend, in den Mittelzentren oder im Oberzentrum einzukaufen, hält wegen der hohen Mobilität der Menschen weiter an.

"Immer wieder gab es Versuche, wie eine Genossenschaftslösung, Bürgerinitiativen oder den Nachbarschaftsladen, um dem Trend entgegenzuwirken. Nichts hat geholfen", bedauert der Verwaltungschef. Es gibt Händler, die weiter die Stellung halten: So gibt es in Greimerath einen Metzger und einen Bäcker, in Hentern steht ein Supermarkt zur Verfügung, in Lampaden eine Bäckerei mit Lebensmittelangebot, in Mandern (Niederkell) ein Metzger, in Schillingen ein kleiner Supermarkt und eine Metzgerei, in Waldweiler ein Bäcker sowie in Zerf Bäcker, Metzger und Supermarkt.

Lieferung erfolgt frei Haus



Bestens versorgt ist dagegen Kell mit zwei Supermärkten im Ort, davon einer mit Postagentur, einem im Feriendorf, einem Drogeriemarkt, einer Bäckerei und einer Metzgerei. Zahlreiche rollende Märkte halten die Versorgung auf der Fläche aber aufrecht, was besonders den älteren, nicht mobilen Bürgern entgegenkommt. Marktbetreiber wie Hildegard und Bernhard Wagner in Hentern müssen in Sachen Service auf Kreativität setzen. An den Modellversuch "Nachbarschaftsladen" kann sich Wagner noch gut erinnern: "Das war so ein merkwürdiges Anhängsel. Das einzige, was davon übrig blieb, ist ein Kopiergerät, das heute noch hier steht." Wagner steuert mit einem größtmöglichen Service gegen die Übermacht der Riesenmärkte. Er liefert Waren in den Dörfern ringsum frei Haus. Er kennt seine Kunden und weiß, wer was braucht.

Wagner liefert auch, wenn niemand zu Hause ist. Einen Nachfolger für sein Geschäft hat er nicht. Als Ortsbürgermeister sagt er: "Die Schließung des Ladens wäre ein herber Verlust für den Ort und die Umgebung." Der Kaufmann Wagner weiß jedoch: "Ich mache das hier nicht bis zum Umfallen." Stark sind in Kell die Hofläden, 14 an der Zahl, davon allein vier in Vierherrenborn. Sie werben mit den frischen Produkten und dem "Heimatfaktor". In Mandern wird versucht, einen Laden im Mehrgenerationenhaus zu integrieren. Vor zwei Jahren machte in Waldweiler ein Laden dicht. "Ein Umgewöhnungsprozess war es schon, wenn nur noch rollende Läden kommen", sagt Ortsbürgermeister Manfred Rauber. Das habe sich eingespielt.

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