Ruck-Zuck in Hochform

HERMESKEIL. Was haben die deutsche Fußballnationalmannschaft und der Hermeskeiler Ruck-Zuck gemeinsam? Die Antwort: Wie die Klinsmänner waren auch die Karnevalisten aus der Hochwaldstadt am Samstagabend auf den Punkt fit. In der Hochwaldhalle lief das Narren-Team vor rund 500 Zuschauern bei seiner großen Prunk- und Galasitzung zur Hochform auf.

Alle können es sehen: Noch bevor es raus in die Halle und rauf auf die Bühne geht, hat Coach Jörg Hartig seinen Elferrat um den Capitano Franz Müller schon so richtig heiß gemacht. Auf der Video-Leinwand flimmert - im amüsanten Zusammenschnitt mit den Originalszenen - die Hermeskeiler Variante des Sönke-Wortmann-Fußball-Films. Als Vereinsvorsitzender schwört Hartig die Jungs vom "Ruck-Zuck" in der Kabine mit einer flammenden Ansprache darauf ein, dass sie vor 500 Narren im Saal in "Hermeskeil - ein Karnevalsmärchen" wahr machen sollen. "Wenn nur einer denkt, er könnte es locker angehen lassen, der ist nach 20 Minuten von der Bühne", redet Hartig seiner Truppe ins Gewissen. Prinzenpaar: schlagfertig und sangeslustig

Die klatscht sich ab, zieht nun leibhaftig mit den kleinen Gardemädchen an der Hand in die Halle ein und brennt in den nächsten viereinhalb Stunden ein Feuerwerk der guten Laune ab. "Weltmeisterlich sind wir im Scherzen, die Fasenacht liegt uns am Herzen" - so lautet beim Hermeskeiler Karnevalsverein die Devise in dieser Session. Nun gut, Rio oder Kölle mögen in einer anderen Liga spielen. Aber zumindest in der Hochwaldregion führt beim Kampf um den Platz auf dem Karnevalsthron kein Weg am Ruck-Zuck vorbei. Das stellen die Akteure der Prunk- und Galasitzung am Samstag eindrucksvoll unter Beweis. Schon der Start ist furios, erweist sich doch das neue Prinzenpaar Lars I. und Caroline I. als schlagfertig und sangeslustig zugleich. "Heut brennt mein Iglu", schmettern die Tollitäten, die im wahren Leben bei der Feuerwehr aktiv sind, ins Mikrofon und lassen damit schon gleich das Stimmungsbarometer in der Hochwaldhalle kräftig nach oben gehen. Mit dem Herz in der Hand und der Leidenschaft im Bein wirbeln immer wieder Gardemädchen und Showtanz-Gruppen übers Parkett. Die Abteilung Attacke übernehmen die Büttenredner, die der Ruck-Zuck aufs Feld schickt. Logisch, dass die Comedians, wie es auf Neudeutsch so schön heißt, auch nicht davor zurückschrecken, den Großkopferten aus der kommunalpolitischen Szene mal vors Schienbein zu treten. Verbale Blutgrätschen in Form von beißendem Spott provoziert unter den Hermeskeiler Narren vor allem die beinahe unendliche Geschichte vom Bau des Kreisels am Bahnhof im Allgemeinen und das in seiner Mitte stehende Kunstwerk im Besonderen. Fastnachtsdoktor Thomas Büttner lästert ebenso über das "rostig Ding" wie das Prinzenpaar. Sie haben den Eindruck, dass man am Kreisel einen "Sarg in den Boden gesteckt hat" und fragen: "Soll das etwa die Bedeutung haben, bei uns in Hermeskeil ist doch der Hund begraben?" Überraschungsangriff der Feuerwehr

Der Reinsfelder Dirk Vogel mutmaßt im Dialog mit seinem schwergewichtigen Partner Franz Müller vom "XXL Entertainment" gar, "dass sie in Hermeskeil wieder die Todesstrafe eingeführt haben", weil die Oberen am Stadteingang "ein Schafott aufgestellt haben". Sicher, bei einem Spiel von 270 Minuten muss auch der Ruck-Zuck manchmal das Tempo ein wenig rausnehmen und gönnt sich den einen oder anderen kleineren Durchhänger. Doch schon wird wieder in die Trickkiste gegriffen und ein Überraschungsangriff gestartet. Plötzlich geht das Licht aus, die Sirenen heulen und es eilen - nirgends im Programm angekündigt - die Mannen der Hermeskeiler Feuerwehr herbei. Doch die werfen sofort Helm und Uniform weg und fegen - vom Publikum frenetisch umjubelt - geschminkt und in weiße Kleidchen gehüllt über die Bühne.Prinzengarde als Rockerbande

Und: Wie es sich für eine echte Turniermannschaft gehört, trumpft der Ruck-Zuck umso mehr auf, je näher das Finale rückt. Erst holen Burkhard Gouverneur und Frank Hessek als letzte Hippies von Hermeskeil das Lasso raus und lassen mit ihren Stimmungsliedern das mitsingende Narrenvolk auf die Stühle klettern. Nicht minder umjubelt ist anschließend der Auftritt des Elferrats, der gleich doppelt zu sehen ist. Denn während vorne die Truppe fast wie weiland John Travolta zu "Staying Alive" die Hüften kreisen lässt, läuft im Hintergrund das dazugehörige Musikvideo, das Günther Weber mit der Ruck-Zuck-Mannschaft an mehreren Schauplätzen in Hermeskeil gedreht hat. Das filigrane und zugleich fetzige Tüpfelchen aufs I setzt schließlich die Prinzengarde, die diesmal als Rocker-Bande einen Showtanz im kleinen Musical-Format inszeniert. Die Mitwirkenden: Franz Müller (Sitzungspräsident) und der Elferrat, Prinz Lars I. und Prinzessin Caroline I., Kinderprinz Timo I. und Kinderprinzessin Marie I., Bambinigarde, Kindergarde, Juniorengarde und Prinzengarde, Sebastian Kann (Wetterfrosch) und sein Außenreporter Stefan Eiden, Thomas Büttner (Fastnachtsdoktor), Dirk Vogel und franz Müller (XXL Entertainment), Jürgen Schuh und Peter Valerius (Vertreter des "Gastvereins de Fosentsbooken"), Chor "Ton in Ton" unter der Leitung von Rafael Klar ("Abbamania"), Siggi und die kranken Schwestern (Showtanz), Peter Nickels (Meditator) sowie Frank Hessek und Burkhard Gouverneur (die Hippies von Hermeskeil). Fotos, Infos und Termine zur Fastnacht auf

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