Hermeskeil. "Ja, ist denn heut' schon Rosenmontag?" Auf den ersten Blick sieht vieles danach aus und hört sich fast alles danach an. Mit großem "Helau" schlängelt sich ein bunter närrischer Lindwurm durch die Hochwaldstadt. Ausgelassen jubeln am Straßenrand den kostümierten Akteuren Zuschauer aller Altersklassen zu. Richtig, der ein oder andere Motivwagen kommt dem Betrachter ebenso bekannt vor wie das Gewand mancher Fußgruppe. Beim lärmenden Trubel wird aus den Musikboxen wieder das Lasso herausgeholt, und auch das rote Pferd kommt wieder angeritten.

Aber einige Details passen nicht recht ins Bild: Zwar ist der Himmel grau. Es bleibt aber trocken, und dick vermummt der Kälte trotzen muss diesmal definitiv keiner. Die Zuschauer verfolgen das Spektakel zumeist im T-Shirt. Auch bei vielen Teilnehmern der Narrenparade fällt die Verkleidung luftiger als sonst im Februar aus. Gut haben es beispielsweise die Gruppe vom Hermeskeiler Hirtenweg, die als Pharaonen aus Ägypten gehen, oder die Besatzung des Wagens vom DLRG, die die "Freibadoase Hermeskeil" präsentiert. Auch die Gardemädchen diverser Vereine dürfen sich freuen, dass sie endlich mal nicht in ihren kurzen Röcken frieren müssen. Mehr ins Schwitzen geraten hingegen die Steinzeitmenschen vom Karnevalsverein Zerf in ihren dicken Bärenfellen. Rio lässt nicht nur deshalb grüßen, weil viel nackte Haut zu sehen ist. Auch eine Samba-Gruppe macht mit und sorgt für ordentlich Ramba-Zamba. Die Combo aus dem saarländischen Bliesen ist eine von vielen Gratulanten, die nach Hermeskeil gekommen sind, um bei einer Geburtstagsfeier mitzumachen, die so schnell keiner vergessen wird.

Närrische Stimmung bei sommerlichen Temperaturen

Am 2. August 2008 hat Hermeskeil den größten Karnevalsumzug seiner Geschichte gesehen. Seit 50 Jahren steht dort der Name "Ruck Zuck" für Fastnachts-Frohsinn. Dieses Jubiläum hat der Verein zum zweiten Mal nach 2002 mit einer Narrenparade mitten im Sommer gefeiert. Insgesamt 50 Gruppen aus der ganzen Region Trier und dem Nordsaarland haben gratuliert und als Akteure ihren Teil zur stimmungsvollen Party beigetragen. Nach dem Start um 17.11 Uhr in der Schulstraße schlängelt sich der Zug durch die Innenstadt, wo er bei seiner Runde um den Ring von einer begeisterten Menge empfangen wird. Dicht an dicht drängen sich die Zuschauer vor allem an den beiden Enden der Fußgängerzone an der Ecke Saarstraße/Züscher Straße und vor dem Rathaus. Als Schluss- und Höhepunkt defiliert der imposante Prinzenwagen des KV Ruck-Zuck mit den Tollitäten Daniel I. und Judith I. an ihnen vorbei.

Wie viele Menschen die Strecke gesäumt haben, lässt sich zwar nicht exakt ermitteln. Fest steht aber: Verglichen mit den Rosenmontagszügen, an denen es andernorts selbstverständlich viele Konkurrenz-Veranstaltungen gibt, hat der Karneval im Sommer Hermeskeil einen Rekord-Zuspruch gebracht. Für Jörg Hartig, Vorsitzender der "Geburtstagskinder" vom KV Ruck Zuck, ist das Jubiläumsfest jedenfalls ein "großer Erfolg" gewesen. Er schätzt, dass neben 900 aktiven Teilnehmern "über 5000 Zuschauer" gekommen sind. "Mit diesem Zuspruch sind wir sehr zufrieden", so Hartig.

Mit dem Ende des Umzugs ist am Samstag aber noch lange nicht Schluss mit Feiern gewesen. Die ganze Karawane hat danach auf dem Festplatz am "Neuen Markt" Halt gemacht und unterstützt von den musikalischen Stimmungsmachern der Gruppe "Tollhaus" noch einige feucht-fröhliche Stunden verbracht, ohne dass aus Sicht der Polizei "besondere Vorkommnisse" zu vermelden sind.