Schüler drücken Kreispolitik ihren Stempel auf

Schülerbeförderung, regenerative Energiequellen, Jugendarbeit - Gymnasiasten aus Konz, Saarburg und Hermeskeil setzen am Montag beim Jugendkreistag die Themen und gestalten Politik mit.

 Beim Einsteigen in einen Schülerbus in Hermeskeil herrscht großes Gedränge – die Schülerbeförderung ist Thema beim Jugendkreistag am Montag im Kreishaus.TV-Foto: Archiv/Axel Munsteiner

Beim Einsteigen in einen Schülerbus in Hermeskeil herrscht großes Gedränge – die Schülerbeförderung ist Thema beim Jugendkreistag am Montag im Kreishaus.TV-Foto: Archiv/Axel Munsteiner

Trier. Die Chancen stehen gut, dass am kommenden Montag um 17 Uhr im Kreishaus ein neues Kapitel in der Kreispolitik aufgeschlagen wird. Erstmals wird ein Jugendparlament tagen und über selbst eingebrachte Themen beraten und beschließen. Vom Verlauf dieser Sitzung wird es abhängen, ob künftig jedes Jahr einmal Jugendliche auf den Plätzen das Sagen haben, die sonst den gewählten Mitgliedern des Kreistags vorbehalten sind.

Drei Leistungskurse als "Fraktionen"



Beim Jugendkreistag heißen die Fraktionen nicht CDU oder SPD, sondern "Gymnasium Konz", "Gymnasium Hermeskeil" und "Gymnasium Saarburg". Denn die Teilnehmer sind Schülerinnen und Schüler von Sozialkunde-Leistungskursen der 12. Klasse dieser Schulen. Zusammen mit ihren Lehrern und mit Unterstützung der Kreisverwaltung bereiten sie sich seit Februar auf ihren großen Auftritt im Kreishaus vor.

Die Kreisverwaltung stellte eine Materialsammlung zur Verfügung, die Informationen zum Kreistag, seinen Aufgaben, einen Pressespiegel zu aktuellen Sitzungen und Infos zum Kreis Trier-Saarburg und den Aufgaben der Verwaltung enthielt. "Ich bin positiv überrascht, wie engagiert Schüler und Lehrer das angehen", sagt Kreis-Pressesprecher Thomas Müller. Er war in den Schulen, hat den Schülern beispielsweise Tipps zum Aufbau von Reden und dem Formulieren von Beschlussvorschlägen gegeben.

Wenn die Schülerinnen und Schüler am Montag mit Bussen angereist sind und ihre Plätze im Sitzungssaal eingenommen haben, wird das Prozedere nicht anders sein als beim "richtigen" Kreistag: Landrat Günther Schartz ruft die Tagesordnungspunkte auf (siehe "Extra"), bittet den ersten Redner von der antragstellenden Fraktion an das Sprecherpult. Dieser hat fünf Minuten Zeit, den Antrag vorzustellen und zu begründen. Es folgen die beiden Redner der anderen Fraktionen.

Ist die Tagesordnung abgehakt, stehen Mitglieder des Kreistages für Fragen zur Verfügung. Wie üblich werden auch die zuständigen Geschäftsbereichs- und Amtsleiter der Kreisverwaltung als Zuhörer anwesend sein.

Die beteiligten Schulen erhalten ein Protokoll der Sitzung mit den gefassten Beschlüssen. Die Schüler können sicher sein, dass ihre Arbeit nicht für den Papierkorb war: Denn die Beschlüsse sollen in einer der nächsten Sitzungen des Kreisausschusses oder anderen Fachgremien öffentlich behandelt werden. Hierzu ergehen Einladungen an die Schulen.

Keine Beschlüsse für den Papierkorb

 Neuland Sitzungsvorlage: Schüler des Gymnasiums Saarburg bereiten sich auf den Jugendkreistag vor. Foto: Thomas Müller

Neuland Sitzungsvorlage: Schüler des Gymnasiums Saarburg bereiten sich auf den Jugendkreistag vor. Foto: Thomas Müller



Ziel des Jugendkreistags ist eine Heranführung junger Menschen an die Kommunalpolitik. Schon durch die öffentliche Berichterstattung in den Medien und die Diskussion in den Schulen könne man diesem Ziel einen Schritt näher kommen, meint Jugendkreistag-Organisator Thomas Müller.

Meinung

Gute Startbedingungen

Die Idee, junge Leute durch Jugendparlamente für Politik zu begeistern und dadurch in gesellschaftliche Entscheidungsprozesse einzubinden, ist nicht neu. Dass sie sich bisher nicht durchsetzen konnte, dafür sollte man nicht in erster Linie die Schuld bei den Jugendlichen suchen. Meistens sind solche Projekte daran gescheitert, dass die Sitzungen dilettantisch vorbereitet waren und deshalb unergiebig oder gar chaotisch verliefen. Oder, noch schlimmer: Die Jugend-Parlamente dienten den Initiatoren mehr als Alibi-Veranstaltung in Sachen Jugendförderung denn als ernsthafter Versuch, die Anliegen der jungen Generation zu erfahren und diese auch - wo es machbar und sinnvoll erscheint - in die Tat umzusetzen. Der anstehende Jugendkreistag hat allerdings gute Chancen, der erste in einer erfolgreichen Reihe zu werden. Das liegt nicht zuletzt an der professionellen Anleitung durch die Verwaltung, dem Engagement der Lehrer und den Vorkenntnissen der Jugendlichen. Diese interessieren sich für Politik, sonst hätten sie nicht Sozialkunde als Hauptfach gewählt. Für manchen Schüler wird der Jugendkreistag nicht die Erfüllung seiner Träume sein. Der Krieg in Afghanistan lässt sich dadurch genau so wenig beenden wie die Atomstrom-Produktion in Cattenom. Kreispolitik bedeutet, kleine Brötchen zu backen. Diese wichtige Lektion haben die Gymnasiasten schon gelernt. a.follmann@volksfreund.deExtra Anträge beim Jugendkreistag Ländliche Jugendarbeit: Der Antrag des Gymnasiums Saarburg hat das Ziel, die dörfliche Jugendarbeit auszubauen. Förderung regenerativer Energiequellen: Die Fraktion "Gymnasium Hermeskeil" verfolgt eine stärkere Nutzung von Wind- und Wasserkraft. Bahnverbindung Obermosel/Luxemburg: Die Konzer Gymnasiasten wollen auf die Bahn einwirken, dass der Rückbau eines Gleises am Tunnel Nittel zurückgenommen und der Grenzverkehr zu Luxemburg verbessert wird. Schülerbeförderung: Konzer Schüler haben dieses Thema auf die Tagesordnung des Jugendkreistags gesetzt. (alf)

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