Schaffen und Speisen wie die Kelten

HERMESKEIL. Wer sich schon immer mal auf die Suche nach den Anfängen von Bohrmaschine und Esskultur machen wollte, hat am Wochenende beim Sommerfest von Hochwaldmuseum und Naturpark Hermeskeil aus dem Vollen schöpfen können.

Das soll einfach gewesen sein? Der skeptische Blick der Besucherin spricht Bände. Sie wüsste jedenfalls nicht, wie sie ein Paar dieser weichen Lederschuhe zusammenschustern sollte, gesteht sie lächelnd ein. Für Peter Gerling, Mitglied des Vereins "Freundeskreis keltischer Ringwall", ist das jedoch kein Buch mit sieben Siegeln mehr. Diesen einfachen Schuh habe in früheren Jahrhunderten jeder herstellen können, erklärt er interessierten Zaungästen, die sich beim Sommerfest von Hochwaldmuseum und Naturpark-Erlebnismuseum umschauen. Unter dem Motto "Die Kelten im Hochwald" ist dort jedoch sehr viel mehr zu bestaunen als die Kunstfertigkeit des Schusters. Maria Linn verblüfft zum Beispiel mit einer schlichten Version des Kammwebens. "Die Bänder sind alle mit dem Brettchen da gemacht", erklärt die Otzenhausenerin, wie es geht. Gleich nebenan geht's um die Kunst des Feuermachens - natürlich ohne schnödes Streichholz oder Feuerzeug. Wer es mal mit Zunder versuchen will, ist demnach gut beraten, auch etwas Birkenrinde parat zu haben, die nicht nur dünner als Papier ist, sondern auch in feuchtem Zustand brennen kann. Schüler wie Manuel und Pascal kommen aus dem Staunen nicht mehr heraus. An einem Stand fragten sie ganz hartnäckig nach, wie Gerlinde Kratz erzählt. Sie informiert sich mit ihnen überall: "Die Kinder wollten unbedingt wissen, was das für Felle sind, welche Tiere das waren." So ganz nach ihrem Geschmack ist aber auch die "Bohrmaschine", die laut Hans-Peter Becker in der Behindertenwerkstätte in Dudweiler "nach Vorbildern aus der Keltenzeit" gebaut wurde. Trotz des Vorteils ihres energielosen Antriebs haben Maschinen wie seine "Wipp-Drehbank" allerdings ihre Tücken, erklärt Becker. Das Problem sei, dass der Ast des Baumes unter dem er sitzt und mit dem sein Astgabel-Fußpedal verbunden ist, zu steif sei. Mit einem kurzen Tritt demonstriert er, dass er einfach nicht genug Schwung bekommt: "Es geht - aber man muss sich zu sehr anstrengen."Keltischer Speisetisch mit gerösteten Eicheln

Mehr etwas für die Erwachsenen sind die Ausführungen von Friedrich Egberink, dem Vorsitzenden des Förderkreises. Sein keltischer Speisetisch wartet unter anderem mit "Emmer" auf, dem "Urweizen, der ältesten Weizensorte, die wir kennen." Daneben hält er geröstete Eicheln vor sowie Steinsalz und selbst eingedickte Apfel: "Der hält schon zwei Jahre - hm, lecker". Wer sich vom vielen Lernen entspannen will, muss aber nicht auf derlei Köstlichkeiten zurück greifen. Schließlich fanden sich auf der Speisekarte der Kelten auch fleischliche Genüsse. Die Veranstalter haben dieser Vorliebe mit einem über offenem Feuer gebratem ganzen Wildschwein Rechnung getragen. Ein echter Festtagsbraten, zu dem es Keltentrunk - ein dunkles Bier - und die Musik des Hermeskeiler Trios aus Martin Schneider (Teufelsgeige), Hermann Schabbach (Geige) und Josef Klas (Akkordeon) gab.

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