Schießsport ist das wichtigste Standbein

Seine Anfänge reichen bis ins Jahr 1877 zurück. Doch von seiner Vitalität hat der älteste Hermeskeiler Verein, in dem ursprünglich die soldatische Traditionspflege im Vordergrund stand, nichts verloren: Im Gegenteil: Dank des Standbeins "Schießsport" verzeichnen die Kyffhäuser/Lützower Jäger seit einigen Jahren wieder steigende Mitgliederzahlen.

 Ihr Domizil ist das Schützenhaus am Tivoli: Auf dem Schießsport liegt inzwischen der Schwerpunkt des Vereinslebens bei der Kyffhäuser-Kameradschaft Hermeskeil. Für den TV haben Berthold Ehlen Wolfgang Fritz, der Vorsitzende Erich Bous, Rolf Becker, Hermann Breuer und Klaus-Dieter Schmitt (von links) zu Bogen, Pistole und Gewehr gegriffen. TV-Foto: Axel Munsteiner

Ihr Domizil ist das Schützenhaus am Tivoli: Auf dem Schießsport liegt inzwischen der Schwerpunkt des Vereinslebens bei der Kyffhäuser-Kameradschaft Hermeskeil. Für den TV haben Berthold Ehlen Wolfgang Fritz, der Vorsitzende Erich Bous, Rolf Becker, Hermann Breuer und Klaus-Dieter Schmitt (von links) zu Bogen, Pistole und Gewehr gegriffen. TV-Foto: Axel Munsteiner

Hermeskeil. 130 Jahre hat der Verein inzwischen auf dem Buckel, und seine Ursprünge sind dem Zeitgeist von Bismarck-Ära und wilhelminischem Kaiserreich geschuldet. 1877 gründeten mehrere vom Militärdienst entlassene Soldaten den "Hermeskeiler Kriegerverein", der am 1. Januar 1900 wie alle anderen deutschen Soldatenvereine unter das Dach des Kyffhäuser-Bunds gestellt wurde. "Gerade im damals noch sehr abgeschiedenen Hochwald war für viele der Militärdienst relativ weit weg vom Heimatdorf das Erlebnis des Lebens", nennt Rolf Becker das entscheidende Motiv, das die Männer in den Gründerjahren nach dem Ende ihrer Dienstzeit zum Eintritt in die Kyffhäuser-Kameradschaft bewegte. Einige Höhen, aber auch tiefe Rückschläge prägten seitdem die Geschichte des ältesten Hermeskeiler Vereins. Die beiden Weltkriege rissen nicht nur große Lücken in die Reihen der Kameraden. Der Verein wurde auch zweimal verboten, er verlor sein Hab und Gut und wurde als "ehemalige Soldaten-Organisation von den Siegermächten am Gängelband gehalten", wie es Becker formuliert. Erst 1928 und 1953 - also einige Jahre nach dem Ende der beiden Weltkriege - kam es zu den Neugründungen. Ein weiterer wichtiger Markstein war das Jahr 2000, als die Kyffhäuser-Kameraden mit einem anderen Zusammenschluss von Ex-Soldaten aus Hermeskeil, den "Lützower Jägern" fusionierten.Die Pflege soldatischer Traditionen ist zwar selbstverständlich immer Bestandteil der Vereinsarbeit geblieben. So beteiligen sich die Kyffhäuser - teils uniformiert - weiterhin an den Feierlichkeiten am Volkstrauertag und sehen generell im Gedenken an die Kriegsgefallenen eine ihrer zentralen Aufgaben. "Mit Werten wie ,Kameradschaft' oder ,Traditionsbewusstsein' lockt man junge Leute heute aber nicht mehr hinter dem Ofen hervor", stellt Berthold Ehlen ganz nüchtern fest. Wenn der aktuelle Vereinsvorsitzende Erich Bous dennoch nicht ohne Stolz betont, "dass wir der Zukunft beruhigt entgegensehen können, weil wir einen guten Zulauf haben", hat das vor allem mit einer grundsätzlichen Neuorientierung der Kyffhäuser-Kameradschaften in Deutschland zu tun. "Der Schießsport ist auch bei uns inzwischen das wichtigste Standbein", sagt Bous.Die Hermeskeiler Kyffhäuser, deren Vereinsheim seit 1995 das Schützenhaus am Tivoli ist, konnten dadurch eine Phase der Stagnation und des Niedergangs überwinden. Lag Mitte der 90er Jahre die Mitgliederzahl noch bei mageren 40, ist sie mittlerweile wieder auf 108 angewachsen. Auch die Nachwuchs-Abteilung kann sich mit 16 Jugendlichen sehen lassen. Zudem hat der Hermeskeiler Verein mit der 18-jährigen Eva Müller eine Meisterschützin in seinen Reihen, die beim letzten Bundesvergleichsschießen des Kyffhäuser-Bunds mit 298 von 300 möglichen Punkten ein Spitzenresultat erzielte. Wachsender Beliebtheit erfreut sich auch das Bogenschießen. Dafür gibt es am Tivoli neben den Bahnen für Schützen mit dem Kleinkaliber-Gewehr und der Kleinkaliber-Pistole einen dritten Schießstand. Sicherheit wird großgeschrieben

Viel Wert legen Ehlen und die anderen Vereinsvorstände auf die Aussage, "dass bei uns sehr auf die Sicherheit geachtet wird". Alle Sportschützen würden von erfahrenen Schießwarten betreut. Es habe zwar schon Anfragen gegeben, ob man in Hermeskeil auch das aus Amerika kommende "Gotcha" - ein realistisches Gefechtsspiel - ausüben könne. "Das haben wir aber sofort abgelehnt. Wir betreiben hier nämlich ausschließlich Sport und schießen auf Scheiben, nicht auf Menschen", betont Ehlen. Trainingsmöglichkeiten auf der Schießsportanlage am Tivoli bestehen jeden Mittwoch ab 18 Uhr; sonntags ab 10 Uhr. Nichtmitglieder sind jederzeit zum "Schnuppertraining" willkommen.

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