Schnelles Handeln nötig

HERMESKEIL. Die langfristig wegweisenden Entscheidungen fehlten diesmal auf der Tagesordnung: Der Hermeskeiler Stadtrat hat am Dienstag aber unter anderem dringend gebotene Sicherungsmaßnahmen am maroden Dach des alten Heimatmuseums beschlossen und einer zumindest provisorischen Lösung im Grundstücksstreit mit der Verbandsgemeinde im Bereich Feuerwache/Bauhof zugestimmt.

Wenn der Begriff "taktisches Geplänkel" verwendet werden kann, dann denken derzeit viele wohl unwillkürlich an Fußball und die bevorstehende WM. Die Zuschauer im Hermeskeiler Rathaus wurden aber bereits zehn Tage vor dem Eröffnungsspiel in München gleich zu Beginn der Stadtratssitzung Zeugen einer solchen Strategie. Ilona König (CDU) überraschte die "Bürger für Bürger" damit, dass sie mehrere Anträge der BFB, die am Ende der Sitzung behandelt werden sollten, vorwegnahm und über den aktuellen Sachstand beim Punkt "Informationen der Stadtbürgermeisterin" berichtete (siehe Hintergrund). Da die Fraktionen hierbei jedoch kein Rederecht haben, sah sich die BFB ausgetrickst und überspielt, was ihr Sprecher Udo Moser als "Missachtung der Rechte des Rats" empfand. König konterte mit der Feststellung, "dass ich informieren kann, über was ich will." Nach diesem verbalen Scharmützel versachlichte sich jedoch die Diskussion. Das hatte ohne Zweifel damit zu tun, dass keine ausgesprochenen Reizthemen auf der Tagesordnung standen. Das Gremium änderte nach mal längerer, mal kürzerer Diskussion den Bebauungsplan für vier Bereiche der Stadt. Dabei hat der Beschluss, die planerischen Voraussetzungen für die Entstehung eines Baugebiets mit insgesamt 40 Grundstücken im Stadtteil Höfchen die weitreichendste Bedeutung. Vorläufig zurückgestellt wurden hingegen die Änderungen im Stadtteil Abtei, wo "Über der Schule" 28 neue Bauparzellen ausgewiesen werden sollen. Bis zur Stadtwoche soll Gefahr gebannt sein

Kein weiteres Abwarten ist hingegen am alten Heimatmuseum am "Neuen Markt" möglich. Denn dort soll im Juli die Stadtwoche gefeiert werden. Weil das Dach marode ist, würden die Besucher des Volksfestes aber Gefahr laufen, dass ihnen womöglich Ziegel auf den Kopf fallen könnten. Deshalb sprach sich der Rat einstimmig für die sofortige Sicherung der dringend sanierungsbedürftigen Dachkonstruktion aus. Der erste Beigeordnete Karl Heil (FWG) hatte zuvor drei Möglichkeiten für die Lösung des Problems vorgeschlagen, wobei seine erste ("Wir könnten das Gebäude abreißen") eher scherzhaft gemeint war. Verworfen wurde aber auch die Idee, ein Fangnetz zu installieren. Man einigte sich darauf, dass die Schieferplatten entfernt und die Kamine gesichert werden, um anschließend auf der Dachfläche eine Stanisol-Abdichtungsbahn anzubringen. "Diese Folie kann mehrere Jahre liegen bleiben, bis eine endgültige Entscheidung über die weitere Verwendung des Gebäudes gefällt ist", sagte Heil, der die entstehenden Kosten auf etwa 10 000 Euro schätzte. Einen zumindest vorläufigen Schlussstrich zog der Rat mit einem mehrheitlichen Beschluss unter die Diskussion über die Neuregelung der komplizierten Eigentumsverhältnisse im Bereich Bauhof /Feuerwache. Wegen der geplanten Erweiterung der Feuerwache benötigt die Verbandsgemeinde dort in Zukunft eine größere Fläche, käme damit aber dem städtischen Bauhof ins Gehege. Die "sehr langwierige Angelegenheit" (König) wurde jetzt durch neue Grenzziehungen gelöst, obschon Moser die vorgeschlagene Lösung als "Schildbürgerstreich und Provisorium" bezeichnete, während Ulrich Schmitt (FWG) monierte, dass die Planung nach seiner Auffassung am Ortseingang "die optisch schlechteste Lösung" nach sich ziehen wird. Bürgermeister Michael Hülpes (CDU) räumte zwar ein, dass die Regelung der Grundstücksfrage nur die "heutige Situation" beschreiben würde und "wir nicht wissen, was in ein paar Jahren passiert". Er machte jedoch deutlich, dass eine Entscheidung aus Sicht der Verbandsgemeinde dringend notwendig sei, damit die Arbeiten für die 1,5 Millionen Euro teure Erweiterung der Feuerwache bald beginnen können.

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