Sechs Zeugen sagen in Prozess um erdrosselte Frau in Hermeskeil aus - Ermittler zweifeln an angeblichen Affären des Opfers

Hermeskeil/Trier · Im Prozess gegen einen 43-Jährigen, der seine Frau in Hermeskeil erdrosselt haben soll, haben am Montag mehrere Zeugen ausgesagt. Demnach könnte ein Nachbar Glück gehabt haben, dass er nicht ebenfalls angegriffen wurde.

Der 43-Jährige auf der Anklagebank hat seine grauen Haare säuberlich nach hinten gekämmt. Seine Augen wandern unter den dunklen Brauen unruhig hin und her. Während die sechs Zeugen - fünf Polizisten und ein Ermittlungsrichter - aussagen, beugt er den Kopf zur Seite. So hört er dem Dolmetscher zu, der neben ihm sitzt. Deutsch spricht der Angeklagte nicht. Er ist 2014 mit Frau und Tochter aus Aserbeidschan nach Hermeskeil gekommen. Nun muss er sich wegen Totschlags vor der ersten Schwurgerichtskammer des Landgerichts Trier verantworten.

Mit Kabel erdrosselt

Laut dem Geständnis vom vorherigen Verhandlungstag, hat der 43-Jährige seine Frau wegen einer angeblichen Affäre mit dem Kabel eines Dreifachsteckers erdrosselt. Die Leiche soll er zugedeckt im gemeinsamen Ehebett zurückgelassen haben. Er selbst ist zuerst nach Luxemburg geflohen, hat sich aber am Tag nach der Tat der Polizei gestellt und ein erstes Geständnis abgelegt.

Zweifel an seiner Täterschaft kommen auch am Montag, dem dritten Verhandlungstag, nicht auf. Im Gegenteil: Die Aussagen deuten darauf hin, dass der Mann nicht nur chronisch eifersüchtig gewesen sein soll, sondern auch mehrfach gewalttätig gegenüber seiner Frau. Ein Polizeibeamter sagt zum Beispiel aus, dass er schon einmal wegen eines Falls häuslicher Gewalt zu dem Angeklagten ausgerückt sei. Der 43-Jährige habe seine Frau im November 2014 mehrfach geschlagen und in den Unterleib getreten. Die Frau habesich mit Blutungen zu ihrer Schwester geflüchtet. Die Verwandten hätten damals einvernehmlich ausgesagt, dass der 43-Jährige regelmäßig trinke, aggressiv und schizophren sei. Zudem soll er chronisch eifersüchtig sein. Verteidiger Otmar Schaffarczyk hält die Frage nach der Schuldfähigkeit seines Mandanten deshalb für entscheidend in dem Fall.

Ein 60-jähriger Kriminalbeamter schildert dem Gericht, dass die Familie das spätere Opfer schon in Aserbeidschan davor gewarnt haben soll, mit dem 43-Jährigen nach Deutschland zu gehen. In Hermeskeil habe der Angeklagte seine Frau mehrfach beschuldigt, "sich zu prostituieren" - zum Beispiel mit dem Mitarbeiter eines Pizzaservice und einem Nachbarn, sagt ein Zeuge aus. Diese angeblichen Affären sind aus Sicht der Zeugen jedoch Hirngespinste des Angeklagten. Der Nachbar, dem der Angeklagte ein Verhältnis mit seiner Frau angedichtet habe, soll am nächsten Verhandlungstag, Montag, 31. Oktober, aussagen. Dieser hatte laut den Aussagen eines Kripobeamten großes Glück. Der mutmaßliche Täter habe zwei Stunden lang, nachdem er seine Frau erdrosselt habe, am Fenster vergeblich auf die Rückkehr dieses Mannes gewartet. Im Verhör habe der Angeklagte ausgesagt, dass er den Nachbarn ebenfalls habe töten wollen - mit einem Messer.

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