Sie vermisst den guten Streuselkuchen

HERMESKEIL. (fab) Welch ein Ehrentag! Gertrud Salisch feiert heute ihren 100. Geburtstag. Die lustige und immer noch sehr aufgeweckte Jubilarin verbringt seit 1996 ihren Lebensabend im Hermeskeiler Altenheim St. Klara.

 Gertrud Salisch feiert heute ihren 100. Geburtstag im Hermeskeiler Altenheim St. Klara.TV-Foto: Frank Faber

Gertrud Salisch feiert heute ihren 100. Geburtstag im Hermeskeiler Altenheim St. Klara.TV-Foto: Frank Faber

Gertrud Salisch lacht und sagt: "Sind das wirklich schon 100 Jahre? Das kann ich kaum glauben." Mittlerweile ist sie seit zehn Jahren die Spaßmacherin im Altenheim St. Klara. "Das ist auch ein Jubiläum", meint sie mit breitem Grinsen. Bis vor zwei Jahren stand sie bei allen Festlichkeiten des Hauses als Alleinunterhalterin auf der Bühne. Die Seniorin trug Gedichte vor, brachte mit Sketchen den Saal in Stimmung und stimmte alle Lieder an. "Es ist nun etwas ruhiger geworden", sagt sie. Die meiste Zeit liest sie, hört dabei aufmerksam den Nachrichten im Radio zu und freut sich immer besonders, wenn das Hermeskeiler Frauen-Trio Erika Rienermann, Maria Ludwig und Roswitha Kronenburg zur Plauderstunde kommt. Dann erzählt sie aus ihrem bewegten Leben. Gertrud Salisch wurde 1906 als ältestes von sechs Kindern in Breslau geboren. Ihre Eltern starben früh, sie kümmerte sich um ihre fünf Geschwister. Zwei Brüder fielen im Ersten Weltkrieg. Ende 1944 floh sie mit ihrer Schwester Hildegard und ihrer Freundin Selma vor den Russen - nur mit einem Rucksack bepackt. Im thüringischen Gera wurde ihre gesamte Habe gestohlen. "Ich habe dann dort das Weben in einer Weberei gelernt", erzählt sie. Nach der Übersiedlung nach Schleswig- Holstein zog sie mit einem Bruder und ihrer Schwester nach Hermeskeil um. Gertrud Salisch wohnte in der Klostersiedlung und arbeitete bis zu ihrer Berentung in der Hermeskeiler Weberei. Ihre Geschwister sind mittlerweile alle tot. Hermeskeil ist Gertrud Salischs zweite Heimat geworden. Aber an Breslau erinnert sie sich immer gerne zurück. Vor allem den schlesischen Streuselkuchen mit Mohn hat sie in all den Jahren schmerzlich vermisst. "Sie weiß noch so viele Details aus ihrer Jugend, das ist unglaublich", sagt ihre ehemalige Altenpflegerin und Hermeskeiler Freundin Karin Höller, die die Jubilarin nach wie vor betreut.

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