"Sie waren ein Volltreffer!"

Kell am See/Mandern · Für Werner Angsten beginnt ein neuer Lebensabschnitt. Er ist ab dem heutigen Montag Pensionär. Zuvor war der CDU-Politiker, der 26 Jahre lang als Bürgermeister die Verbandsgemeinde (VG) Kell regierte, am Freitagabend aber noch einmal die Hauptperson einer großen Feier. 340 Gäste verabschiedeten sich in Mandern von Angsten. Sie erlebten viele Reden mit lobenden Worten für Angstens Wirken, reichlich Musik und einen singenden Pastor als Stimmungskanone.

Kell am See/Mandern. Erst mal ist Anstehen angesagt: Werner Angsten hat sich die Siebenbornhalle in Mandern als Schauplatz seiner großen Abschiedsfeier ausgesucht. Und dort herrscht am Freitagabend Hochbetrieb. 340 Gäste sind der Einladung des scheidenden Keller VG-Bürgermeisters gefolgt. Sie alle werden von Angsten und seiner Frau Agnes mit Handschlag begrüßt. Als das Defilee vorbei ist, geht\'s dann mit einem dreistündigen, aber keineswegs trockenen Programm los. Startenor Thomas Kiessling hat seinen ersten Auftritt und singt die Nationalhymne. Dann macht er Platz für den ersten VG-Beigeordneten Walter Rausch (SPD), der schon etwas länger braucht, um seine Liste abzuarbeiten und die wichtigsten Gäste - darunter zwei Bundestags- und sechs Landtagsabgeordnete sowie Alt-Landrat Richard Groß und Angstens Vorgänger August Justen - vorzustellen.
Es ist Dagmar Barzen, der Präsidentin der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) Trier, vorbehalten, als Erste eine Ansprache zu halten und Angstens Wirken zu würdigen. Dabei schmeichelt die Vertreterin des Landes aber zur Erheiterung des Publikums nicht nur der Seele des Politikers Angsten. Der 65-Jährige darf sich von Barzen sagen lassen, dass er "umwerfend gut aussieht und eine tolle Figur hat". Aber es geht auch ernsthafter. Im Verlauf seiner Amtszeit, die 1988 begann, habe Angsten die VG "wesentlich geprägt und vorangebracht", betont Barzen. Sie erinnert daran, dass die VG Kell mit ihren 13 Orten und weniger als 10 000 Einwohnern eigentlich unter den Mindestgrenzen liegt, die das Gesetz zur Kommunalreform vorgibt. Die VG Kell existiert aber noch und ist bisher einer Zwangsfusion entgangen. "Ich glaube, das ist im wesentlichen Ihr Verdienst. Sie haben sich unermüdlich für die Eigenständigkeit der VG Kell eingesetzt", sagt Barzen an Angsten gerichtet. Für eine Vertreterin des Landes ein bemerkenswertes Lob.
Überhaupt ist an diesem feierlichen Abend die Kommunalreform das einzige politische Thema, das wiederholt angesprochen wird. Auch Walter Rausch tut das in seiner Laudatio. "Wir haben alle viel zu lange für diese VG gearbeitet und es steckt von uns allen viel Herzblut drin. Das lassen wir uns nicht so leicht kaputtmachen", sagt der SPD-Politiker. Er hebt hervor, dass es gerade das Verdienst von Angsten war, dass in den vorher divergierenden Räumen Kell und Zerf, die 1970 zu einer VG zusammengefügt wurden, im Lauf der Zeit ein "gänzlich neues Wir-Gefühl" entstand. Das menschliche Miteinander, auch über Parteigrenzen hinweg, habe für Angsten immer im Vordergrund gestanden, so Rausch. Und deshalb kommt der SPD-Mann mit Blick auf den scheidenden CDU-Bürgermeister zu dem Schluss: "Sie waren für die VG Kell ein Volltreffer."
Moderatorin stellt Fragen

 Prominenter Gast: Werner Angsten begrüßt bei seiner Abschiedsfeier zusammen mit Ehefrau Agnes (links) auch CDU-Landeschefin Julia Klöckner. TV-Foto: Axel Munsteiner

Prominenter Gast: Werner Angsten begrüßt bei seiner Abschiedsfeier zusammen mit Ehefrau Agnes (links) auch CDU-Landeschefin Julia Klöckner. TV-Foto: Axel Munsteiner


In dieses Lob stimmen später noch mehrere Redner ein - zum Beispiel der Keller Ortschef Markus Lehnen, der Landesvorsitzende des Gemeinde- und Städtebunds Winfried Manns und der Landtagsabgeordnete Arnold Schmitt - in einer Gesprächsrunde, die Bianca Waters moderiert. Für einen lockeren Dialog bittet sie auch die CDU-Landeschefin Julia Klöckner und den Luxemburger Maurice Meysenburg, der in seinem Wohnort Paschel kürzlich neuer Ortschef wurde, auf die Bühne.
Der an diesem Abend mit Geschenken und Auszeichnungen überhäufte Angsten stellt sich zunächst zusammen mit seinem Nachfolger, dem neuen VG-Bürgermeister Martin Alten (CDU) aus Mandern, den Fragen der Moderatorin. Dabei gibt Angsten dem 45-Jährigen den Tipp, "immer bodenständig und mit den Menschen in Kontakt zu bleiben". Alten wiederum betont, dass er sich bewusst sei, dass sein neues Amt eine große Herausforderung ist und er in große Fußstapfen trete. "Ich habe aber auch große Füße", sagt der neue Rathaus-Chef mit der stattlichen Figur.
Dann ist es Zeit für Angstens Abschiedsrede, in der der 65-Jährige noch einmal die wesentlichen Punkte und Leitlinien seiner langen Regierungszeit wiederholt. "Ich blicke zurück mit Zufriedenheit und Genugtuung", betont Angsten. An die Politiker und Bürger der VG richtet er den Appell: "Wir haben eine sehr zukunftsfähige VG. Ich bin davon überzeugt. Wenn wir alle zusammenhalten, wird kein Mensch in Mainz daran rütteln." Als Verwaltungschef sei das Familienleben zwar oft zu kurz gekommen: "Das hole ich aber ab Montag nach - und zwar für den Rest meines Lebens", so Angsten.
Ganz zu Ende ist die Feier damit aber noch nicht: Zum Abschluss kommt Pastor Kai Quirin auf die Bühne. Und der singt, begleitet vom VG-Orchester, nicht nur inbrünstig den Steigermarsch, den sich Angsten gewünscht hat. Als Zugabe lässt Quirin, der in der VG Kell als passionierter Karnevalist berühmt-berüchtigt ist, noch zwei Stimmungslieder folgen, bei denen der ganze Saal begeistert mitgeht.

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