"So lebhaft, so cool"

HERMESKEIL. (kat) Lehrer Norbert Haas holte den Opernstar ins Klassenzimmer. Zwei Stunden lang plauderte Thomas Kiessling mit den Schülern der 7d der Erich-Kästner-Realschule Hermeskeil über seine Karriere, sein Privatleben und gab den Schülern Lerntipps aus der Bühnenarbeit.

 Plaudert aus dem Nähkästchen: Opernstar Thomas Kiessling zu Gast in der Musikstunde der 7d der Erich-Kästner-Realschule in Hermeskeil. Foto: Katja Krämer

Plaudert aus dem Nähkästchen: Opernstar Thomas Kiessling zu Gast in der Musikstunde der 7d der Erich-Kästner-Realschule in Hermeskeil. Foto: Katja Krämer

"So jemanden sieht man nicht immer", sagt Julian Schu. Ein bisschen aufgeregt sei er schon. Seine Schulkameraden sind es auch. Immer wieder läuft ein Schüler zur Tür, um zu sehen, ob er kommt, der Opernstar. Viel gehört haben die Siebtklässler über Opernmusik und Thomas Kiessling in den vergangenen Wochen. Stellwände haben sie erarbeitet, erfragt, wer Thomas Kiessling ist, und Stationen seiner Karriere aufgeschrieben. Dann kommt er zur Tür herein. Mit einem Lächeln im Gesicht, in legerer Freizeitkleidung setzt sich der Star zu den Schülern, bietet ihnen das Du an und beantwortet die vielen Fragen: Der kleine Thomas Kiessling hat mit fünf die Liebe zum Singen entdeckt, in einem Trierer Kinderchor. Auch mit 42 Jahren geht er noch regelmäßig zu einem Gesangslehrer. "Die Stimme verändert sich, sie wird schwerer, man muss immer daran arbeiten." Er hat weltweit Engagements und Freunde. "Mein Zuhause in Trier kenne ich manchmal nur vom Hörensagen." Dennoch steht Familie für ihn an erster Stelle. Seine Frau und seine Eltern sind seine Kraftquelle. Weil Thomas Kiessling sich auf der Sonnenseite des Lebens wägt, engagiert er sich sozial. Er unterstützt den Verein "Nestwärme". Warum hat er Abschied von den "jungen Tenören" genommen? "Weil ich selbstbestimmter arbeiten wollte." Einen Lieblingssong hat der leidenschaftliche Taucher und ausdauernde Spaziergänger nicht. "Es kommt auf meine Stimmung an, was ich gerne singe oder höre." Der Musikprofessor spricht neben Deutsch und Englisch auch Italienisch, die Hauptsprache am Theater, sowie Spanisch und Griechisch. Zu Hause hört er gerne Heavy Metal, "um die Ohren durchzuspülen". Vor Auftritten hat der routinierte Star immer noch Lampenfieber. "Ein bisschen Herzklopfen schärft die Sinne." Tipps vom Profi zum Auswendiglernen

Klar wird den Schülern, dass Opernsänger zu sein harte Arbeit ist. Das heißt, viel lernen, viel proben, viel unterwegs sein. Ob der "Profi-Auswendiglerner" einen Rat aus der Bühnenarbeit für die Schule hat, wollte Lehrer Norbert Haas wissen. "Tosca" hat Thomas Kiessling in zwei Wochen auswendig gelernt, 15 Stücke seien sofort abrufbar. Erst teilt sich der bekannte Tenor das Lernpensum ein. Dann füllt er das Auswendiglernen mit Leben, indem er Bilder, seine persönlichen Eselsbrücken, abruft. Der Star lernt im Auto, beim Spazierengehen und diszipliniert. Im Anschluss an den unvergesslichen Unterricht gibt Kießling eine Kostprobe seines Könnens. "Der ist so lebhaft, so cool", ist Julian begeistert von dem Opernstar, der an diesem Vormittag das Klischee eines unnahbaren Stars gebrochen hat. Und Kiessling ist fasziniert von der 7d. "Es war spannend, mit den Kiddies zu reden. Ich war überrascht, wie ruhig und konzentriert sie waren."

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