So wird Mist zu Energie

REINSFELD. 2004 soll in Reinsfeld die größte Biogas-Anlage in Rheinland-Pfalz entstehen. 5000 Kubikmeter Gülle und 7500 Tonnen nachwachsende Rohstoffe und organische Reststoffe pro Jahr soll das zwei Millionen Euro teure Projekt schon in der ersten Ausbaustufe in 4,2 Millionen Kilowattstunden Strom und Wärme verwandeln.

Der Name klingt gut: "Zeus". Der Herr des Olymp, der Blitze schleudernde Chef der Götterclique aus der griechischen Mythologie. "Zeus" steht für "Zentrum für Energie- und Umweltsysteme". So heißt der Verbund von Investoren, der Reinsfeld - mit fünf stehenden und zwei geplanten Anlagen bereits Windkraft-Spitzenreiter im Hochwald - endgültig zu einem der größten Nutzer von regenerativen Energie machen will.Die Rechtsform gibt es bereits: Die "Zeus Betriebsgesellschaft mbH & Co. Reinsfeld KG" ist gegründet worden und wartet zur Zeit auf die Genehmigung, eine zwei Millionen Euro teure Biogas-Anlage an der B 52 in der Nähe des Lindenhofs errichten zu dürfen.Urheber dieser Idee ist die Ökobit GmbH aus Föhren, die bereits landesweit zwölf Biogas-Anlagen ans Netz gebracht hat. "Wir halten Reinsfeld aufgrund der Struktur und der hervorragenden Verkehrsanbindungen für einen idealen Standort", sagt Ökobit-Geschäftsführer Christoph Spurk. "Außerdem gibt es hier Vollerwerbs-Landwirte." Genau diese werden gebraucht, denn sie sind die Lieferanten der Rohstoffe. Zum Investorenkonsortium gehört die landwirtschaftliche Betriebsgemeinschaft Marx/Wahlen aus Reinsfeld und Schillingen. Für die Energietechnik ist die Firma Stüber verantwortlich, als Entsorger ist Hans-Peter Enders mit dabei.Den Anlagenbau übernimmt die Weltec GmbH, Betreiber wird die Ökobit GmbH sein. Öffentliche Gelder werden zum Bau nicht benötigt, die Investoren stemmen die zwei Millionen Euro mit Hilfe der Banken selbst. Der Bau kostet Orts- und Verbandsgemeinde nichts.Fördergelder für die Forschung

Entsprechend groß ist die Freude von Ortsbürgermeister Rainer Spies, und auch die Verwaltungsspitze der Verbandsgemeinde zeigt Begeisterung. "Ökobit kam gezielt auf uns zu", sagt Spies. "Wir sind sehr froh, dass wir die Nutzung der regenerativen Energien jetzt weiter voranbringen können." Bürgermeister Michael Hülpes ergänzt: "Dieses Projekt ist sehr wichtig für den gesamten Hochwaldraum."Reinsfeld soll später mit ins Boot. Spies erklärt: "Die Anlage soll als Pilotprojekt des Interreg III-Programms DeLux gefördert werden. Diese EU-Gelder, wenn sie genehmigt werden, sollen in die Forschung fließen und von einer Gesellschaft verwaltet werden, an der Reinsfeld zu 51 Prozent beteiligt sein wird.""Wir haben bereits viele Voraussetzungen erfüllt", sagt Ökobit-Geschäftsführer Christoph Spurk. "Die Gesellschaft ist gegründet, die Genehmigungsfähigkeit wurde geprüft. Wir haben eine abgeschlossene Planung und die Zustimmung der Gemeinde. Die Finanzierung steht. Wir rechnen mit der endgültigen Genehmigung durch die Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord in den Wintermonaten und können die Anlage 2004 errichten."Biogas in Rheinland-Pfalz - ein Projekt mit Potenzial? "Absolut", betont Spurk. "Es gibt mehr als 33 000 landwirtschaftliche Haupt- und Nebenerwerbsbetriebe und über 715 000 Hektar an landwirtschaftlicher Nutzfläche." Bisher gebe es landesweit 30 Biogas-Anlagen. "Der Landwirt wird zum Energiewirt", sagt Spurk. Achim Nottinger, ebenfalls Ökobit-Geschäftsführer, präsentiert die Details: "Das Biogas wird vor Ort erzeugt, aufbereitet und in Blockheizkraftwerken verstromt. Die Anlage ist gekapselt und geruchsdicht, die Gülle wird gepumpt." Das Biogas-Kraftwerk werde von zwei Arbeitsplätzen aus gesteuert, die Ökobit wird ihren Sitz nach Reinsfeld verlegen. "Wenn wir im April mit dem Bau beginnen, können wir im Juli ans Netz gehen."

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