Spannend bis zur letzten Seite

Spannung liegt in der Luft, wenn Krimiautor Andreas Franz aus seinen Büchern liest. Die Lesung des Erfolgsautors beim 15. Hermeskeiler Kulturherbst holte jedoch die Realität ein. Franz las nur wenig und erzählte in der Bibliothek des Gymnasiums viel über seine Recherchearbeit und seine Kindheitserlebnisse.

 Zahlreiche Zuhörer wollten die Bücher von Andreas Franz signiert haben. TV-Foto: Dominique Thormeyer

Zahlreiche Zuhörer wollten die Bücher von Andreas Franz signiert haben. TV-Foto: Dominique Thormeyer

Hermeskeil. (doth) "Der schreibt so spannend. Das Buch legt man nicht mehr aus der Hand", stellt Renate Meyer in ihrer Begrüßung fest und lobt: "Die klare Sprache kommt an. Die Aufklärung des Falles ist immer eine Überraschung.""Ich mag's gern etwas schummrig", so der Gast aus Frankfurt und lässt erst einmal die meisten Lampen im Saal ausschalten. Zwei Bücher stellt er vor: "Unsichtbare Spuren" und das neueste Werk "Das Todeskreuz". Nur aus dem ersten Buch liest Franz eine Stelle, in der ein Mord passiert. Hier spüren die etwa 100 Zuhörer schon einen leichten Schauer über den Rücken laufen. Doch die Realität holt die Fiktion bald ein, als der Autor erklärt, wie er arbeitet, wo er seine Stoffe hernimmt und vor allem, wie sich sein persönlicher Bezug zu Gewalt darstellt.Schon in frühester Jugend musste Andreas Franz mit ansehen, wie sein Vater seine Mutter fast täglich schlug und vergewaltigte. "Die Angst, der Mutter nicht helfen zu können, ist lähmend", erinnert er sich, "ich lehne jede Form von Gewalt ab." Als 15-Jähriger freundet er sich mit einem amerikanischen Soldaten an, "ein lieber Mensch und Traum jeder Schwiegermutter." Dieser "liebe Mensch" bringt später allein in Frankfurt vier Frauen um, darunter eine gute Bekannte des Autors. Die Geschichte ist Stoff für seinen ersten Roman "Jung, blond, tot."So richtig das Gruseln kommt, als Franz die wahren Fälle ansprach, über die er oft mit Polizeipsychologen spricht. Es sind haarsträubende Geschichten, die meist nicht in der gerechten Bestrafung des Täters enden, weil dieser zu viel weiß. "Dann wird die Polizei eben von höchster Stelle von diesem Fall entbunden", weiß Franz. In "Das achte Opfer" beschreibt er einen authentischen Fall, in den sehr mächtige Menschen verstrickt sind, die alle noch auf freiem Fuß sind. Es geht um Kindesmissbrauch."Das ist genau der Grund, warum ich meine Bücher schreibe. Die Leser sollen nachdenklich werden", sagt er. Ein weiteres heißes Eisen packt Franz in seinem neuen Roman an, der im Mai erscheinen soll: Organhandel. Wieder geht es ihm nicht um "nette Lektüre", sondern darum, die Leser aufzuklären. "Wenn ich es nicht schreibe, schreibt es keiner."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort