Das Schicksal meinte es nicht immer gut mit Ferdinand Schirra. Doch der 72-Jährige ist ein Stehaufmann. "Schlaganfall und Herzinfarkt", lautete die Diagnose vor über zwanzig Jahren. "Ich konnte nicht mehr schreiben, nicht mehr sprechen und die rechte Seite war gelähmt", erinnert sich der vierfache Vater an den alles verändernden Sommer 1982. Der gelernte Huf- und Wagenschmied, musste seinen Beruf als Maschinist im Straßenbau, den er nach 26 Jahren Arbeit im Sägewerk ausübte, an den Nagel hängen. In der Reha hat er trainiert. So lang, bis er wieder am Leben teilnehmen konnte. "Ich hatte viel Glück", sagt der Senior heute dankbar. Und da Trübsal blasen nicht seine Sache ist, hat ihn die Not auf die Streichhölzer gebracht. In seinem Bauernhaus hat er bisher 150 000 Streichhölzer gezündelt, sauber gemacht und Hölzchen für Hölzchen zu einem Miniaturhaus zusammengeklebt. "An einem Exemplar sitze ich mindestens 70 Stunden." Auch zur Zeit bastelt er wieder. Dann fährt er zu dem Original, das seine Vorlage bildet, holt Maß oder macht ein Foto. Für wen das nächste Exponat sein wird, weiß er zwar schon, "aber es darf nicht in der Zeitung stehen, es wird eine Überraschung", so Schirra. Überraschungen gab es bisher bereits viele und großes Erstaunen über die Fingerfertigkeit und Kreativität des "Häuslebauers". Bislang entstanden sind originalgetreu nachgebaute Elternhäuser von etlichen Bekannten, der "Hochwald Dom", wie er die St. Remigius Pfarrkirche von Reinsfeld nennt. Wenn er den Knopf eines der Exemplare drückt, ein Sirenengeräusch ertönt und eine Stimme ruft "Schläuche auslegen", dann werden schöne Erinnerungen und das Kind im Manne geweckt. Schmunzelnd reiht der Witwer das geliebte Sammlerstück wieder in das Regal mit den privaten Schätzen ein. Bewundernswert sind die Miniaturhäuser, aber noch bewundernswerter ist der Humor des Reinsfelders, den er trotz allem nicht verloren hat.