Sportler - Schmied - Künstler

HERMESKEIL. Willi Eiden ist mit 73 Jahren ein Urgestein des Turnvereins Hermeskeil (TVH 1911). Seit 52 Jahren trainiert der gelernte Schmied die Turner und ist auch künstlerisch aktiv.

Bei den Ehrungen des Turnvereins Hermeskeil stand er erneut auf der Bühne. Willi Eiden, Trainer der Mannschaft des Jahres, der Kunstturner, ist aus dem TVH 1911 nicht weg zu denken. Dreimal die Woche macht der Turner, der selbst etliche Medaillen einheimste, den männlichen Nachwuchs zwischen sieben und zwanzig Jahren für Wettbewerbe fit. "Die turnen in der zweithöchsten Klasse des Deutschen Turnerbundes", ist Willi Eiden stolz. Mit zwei Schützlingen, den Nationalmannschaftsturnern Max Düpre und seinem Sohn Uli, hatte er es sogar bis zur Olympiade geschafft - leider im Boykottjahr 1980.Turnmotive aus Flachstahl

Trotz seines Engagements ist Eiden mit dem Sport allein nicht ausgelastet. Wann immer es seine Zeit erlaubt, schwingt der gelernte Schmied und Maschinenschlosser im Keller seines Hauses den Schmiedehammer. In seiner Werkstatt entstehen Kerzenleuchter, Kaminbestecke, Geländerelemente und vor allem Exemplare seiner Turner-Riege. Trotz ständiger Abgänge an Vereinskollegen oder Persönlichkeiten wie Heinz Rühmann, Josef Neckarmann oder Kurt Beck stellten die Turner eine Sammlung "Lebendiges Eisen - Motive aus Tanz, Gymnastik und Sport" zusammen. Zu sehen waren die Schmiedearbeiten etwa bei Ausstellungen in Hamburg, Berlin (Deutsches Turnerfest) oder anlässlich der Olympischen Spiele in Melbourne am Flughafen Frankfurt. Der Ursprung der Figuren ist immer gleich: Ein Stück Flachstahl, 22 Zentimeter lang, vier breit und acht Millimeter dick. Erhitzt im Schmiedefeuer, wird dieses gespalten, gestreckt, gestaucht, gebogen und feuergeschweißt - Arbeitsschritte, die ihre Spuren hinterlassen. "Die Hammerschläge sind die Schrift des Schmieds", sagt Eiden, dessen Gymnasialzeit durch den Krieg jäh beendet worden ist, und macht auf die wie Muskulatur wirkende Oberfläche aufmerksam. Dass er sein Metier gelernt undSpaß daran hat, ist unverkennbar. "Hab mir das alles abgeschaut", erwähnt er gern sein hartnäckiges Hinterfragen bei den Onkels aus der "Schmiede vom Unterdorf". Noch mehr kam ihm jedoch die Arbeit in der Schlosserei einer Weberei zugute: "Das war der Grundstock für das, was ich heute mache." Ende der 60er-Jahre war es für den dreifachen Vater damit jedoch vorbei. Als die Weberei ihre Tore schloss, ergriff der Schmied die Gelegenheit, dank seiner Trainerlizenz als Sportlehrer zu arbeiten. In den folgenden Jahren sei er 22 Mal mit seinen Schülern in Berlin im Endkampf "Jugend trainiert für Olympia" gewesen.Spezialist im Bau von Kanonen

Der Kunst des Schmiedens blieb Eiden jedoch treu und stellte sein Geschick zudem mit anderen Fertigkeiten unter Beweis. Seien es Gießarbeiten aus Alu, die er nach Spitzweg-Vorlagen fertigt, ein von Hand getriebener Kupferkessel oder Schnitzarbeiten. Eine besondere Spezialität ist der Bau von Kanonen, historische Modelle, bei denen er vom Rohr bis zu den Splinten alles selbst anfertigt. "Da ist nix vom Bauhof dran, sogar die Schrauben sind geschmiedet." Eines dieser Exemplare vermachte er der Stadt Hermeskeil, als er sich als Stadtgardist zurück zog. Seither ist er als Hermeskeiler Landsknecht in der gesamten Bundesrepublik unterwegs - mit einer 40 Personen starken Truppe "in Leder und Leinen". Von seinen Kanonen sind allein sieben bei Freilichtaufführungen auf der Insel Rügen im Einsatz. Doch Eiden versteht sich auch auf feinere Künste wie Mosaikarbeiten oder Malen. Eine Begabung, die er möglicherweise einmal aufgreifen wird: "Wenn ich den Hammer nicht mehr packe, pack ich vielleicht noch den Pinsel."

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