Starke Frauen, schwierige Zeiten

Ein Höhepunkt des "Hermeskeiler Kulturherbstes" war die Lesung mit der Münchner Autorin Marie Cristen. Rund 50 Zuhörer, meist Frauen, verfolgten gespannt die Geschichte einer starken Frau, die sich im Brügge des 15. Jahrhunderts gegen eine standesgemäße Vernunftehe in einer Zeit wehrt, in der Weltgeschichte geschrieben wurde.

 Autorin Marie Cristen (rechts) ist schnell umringt von Frauen, die sich gerne von ihren Romanen verzaubern lassen und natürlich eine Signatur im frisch erworbenen Buch haben wollten. TV- Foto: Herbert Thormeyer

Autorin Marie Cristen (rechts) ist schnell umringt von Frauen, die sich gerne von ihren Romanen verzaubern lassen und natürlich eine Signatur im frisch erworbenen Buch haben wollten. TV- Foto: Herbert Thormeyer

Hermeskeil. (doth) Es ist derzeit wegen der Bauarbeiten nicht einfach, in die Bibliothek des Hermeskeiler Gymnasiums zu kommen. Dennoch begrüßte die Sprecherin des Organisationsteams "Hermeskeiler Kulturherbst", Renate Meyer, rund 50 Besucher zu einer bemerkenswerten Lesung. Fast ausschließlich Frauen lauschten der bekannten Buchautorin Marie Cristen, die aus ihrem neuen Roman "Das flandrische Siegel" vorlas und bereitwillig Fragen beantwortete. Meyer zieht eine positive Bilanz des Kulturherbstes: "Das lief überraschend gut, trotz des Handicaps mit der Bibliothek, weniger Geld und kleinerem Angebot." Zu den meisten der zehn Veranstaltungen kamen 80 bis 90 Besucher.

Ein Mord in "besseren Kreisen", eine Heiratsintrige, unglückliche Liebe, diese Zutaten reichen Gaby Schuster nicht, die bei den Flandern-Romanen unter dem Pseudonym "Marie Cristen" schreibt. Nach umfangreicher Recherchearbeit verflicht sie ihre Geschichten mit der tatsächlichen Historie. Sie kennt sich bestens in den Machtverhältnissen des 15. Jahrhunderts aus.

Mit kleinen Häppchen speiste die gelernte Zeitungsredakteurin ihre Zuhörer nicht ab. Nach über einer Stunde erst meinte die Autorin: "Ja, wie das jetzt weiter geht, lesen Sie bitte selbst." Die Zuhörer stellten Fragen wie: "Schreiben Sie jeden Tag?", "Wie lange brauchen Sie für ein Buch?", "Wie gehen Sie dabei vor?" Zuerst werde ein Konzept erstellt, ein Exposé, das an den Verlag geschickt wird. "Auf gerade mal zehn Seiten werden die Geschichte und die handelnden Personen vorgestellt. Entweder bekommt man dann einen Vertrag oder nicht", erklärte die Autorin. Dass sie für die Flandern-Reihe "Marie Cristen" heißt, sei eine Idee der Marketing-Abteilung des Verlages gewesen, ebenso der Titel und das Titelbild des Buches. Über 100 Bücher hat die Autorin unter vier Namen bereits veröffentlicht. Nur bei ihren Kinder- und Jugendbüchern heißt sie Gaby Schuster.

Vor 15 Jahren sei sie mal nach Brügge gereist und seitdem von dieser Stadt so fasziniert, dass sie ihre Romane dort spielen lässt. Die Rolle der Frau in einer geschäftstüchtigen Gesellschaft des 15. Jahrhunderts spricht viele Frauen von heute an. So etwa Annemarie Jakobs aus Gusenburg: "Diese fiktive Handlung in einem realen geschichtlichen Kontext ist gut. Das ist nicht nur gehobene Unterhaltung, man kann sogar etwas lernen."

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