Steinbruch im Naturpark in Sicht

Trotz der Bedenken, die das Projekt in der Verbandsgemeinde (VG) Kell hervorruft, halten die potenziellen Betreiber an ihren Plänen fest. Die Firma Lehnen will den alten Manderner Steinbruch wieder für den Abbau nutzen. Die obere Naturschutzbehörde prüft derzeit den Antrag.

Mandern. Von einer Entscheidung in Koblenz hängt es ab, ob ein Vorhaben vorangetrieben werden kann, "das unseren gesamten Raum stark berühren würde", wie es der Keller VG-Bürgermeister Werner Angsten (CDU) formuliert. Die Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord befasst sich derzeit mit einem Antrag, den die Baufirma Lehnen aus Sehlem gestellt hat. Sie will den seit Jahrzehnten stillgelegten Steinbruch an der B 407 bei Mandern reaktivieren und dort Quarzit abbauen (der TV berichtete). "Das Gestein kommt nur sehr selten vor. Wir sind aber von den Verkehrsbehörden dazu angehalten, hochwertige und verkehrssichere Straßen zu bauen. Dabei spielt der Einsatz von Quarzit eine wichtige Rolle." So argumentiert Firmenvertreter Heinz-Peter Discher. Es gehe aber auch darum, dass sich das 220-Mitarbeiter-Unternehmen auch in Zukunft "konkurrenzfähig zeigt". Das in Mandern abgebaute Material solle in erster Linie der Versorgung des Asphalt-Mischwerks der Firma dienen, sagt Discher weiter. Wie viel neue Arbeitsplätze entstehen, lasse sich noch nicht sagen. Die Rede ist aber von fünf bis zehn.

Die für die Gewinnung vorgesehene Fläche erstreckt sich über circa 15 Hektar. Es soll bis zu 100 Meter tief gegraben werden. Die geplante Abbau-Kapazität bewegt sich zwischen 100 000 und 200 000 Tonnen pro Jahr. Der Abbauzeitraum ist auf mindestens 20 Jahre angelegt. Für all diese Pläne müsste die Firma von gesetzlichen Auflagen befreit werden, da sich der auf landeseigenem Staatswaldgebiet liegende Steinbruch in der Naturpark-Kernzone befindet. Sollte die SGD diesem Antrag stattgeben, könnte der Sehlemer Betrieb im Bemühen um eine Abbau-Genehmigung fortfahren.

VG hat Bedenken, aber keine Entscheidungsgewalt



Angsten stellt klar: "Als VG haben wir in dieser Sache keine Entscheidungsbefugnis". Wenn das Land ein planungsrechtliches Verfahren einleitet, sind VG und Dörfer jedoch zu einer Stellungnahme aufgefordert. Aus seiner Meinung macht der Rathaus-Chef keinen Hehl. "Ein Steinbruch in dieser Dimension, der so groß wie der Keller See ist, würde die Belange des Naturschutzes massiv verletzen". Angsten verweist darauf, dass der Steinbruch in unmittelbar neben dem Naturwaldreservat "Himbeerberg", dem Naherholungsgebiet Siebenbornweiher und im Trinkwassereinzuggebiet für Mandern liegt. "Wir befürchten, dass sich Qualität des Wassers verschlechtert und erwarten eine höhere Feinstaub-Belastung", sagt dazu VG-Werkleiter Jörg Jost. Der Naturschutzbund (Nabu) für die Region Trier spricht sich klar gegen das Projekt aus und spricht von einer "kolossal kritischen Situation." Manderns Ortsbürgermeister Martin Alten (CDU) sagt: "Wir nehmen diese Sache sehr ernst, haben sie im Rat bisher aber neutral gesehen." Bevor die Kommune klar Stellung beziehe, wolle sie vom Betreiber und der SGD noch umfassender darüber informiert werden, was am Steinbruch passieren soll. "So wissen wir noch nicht, wie oft dort gesprengt werden soll". Wichtig für die Bürger sei vor allem, dass das Projekt nicht die Trinkwasserversorgung gefährdet.

Meinung

Kaum Vorteile erkennbar

Es ist verständlich, dass eine im Straßenbau tätige Firma die dafür nötigen Rohstoffe selbst gewinnen will. Und es ist Aufgabe des Landes, seine Bodenschätze wirtschaftlich zu verwerten. Dass diese Interessen aber ausgerechnet mit der Reaktivierung eines Steinbruchs in der Kernzone des Naturparks befriedigt werden sollen, ist höchst bedenklich. Es lässt sich nicht erkennen, dass die Verwirklichung dieser Pläne dem Keller Raum und den dort lebenden Menschen - abgesehen von einigen neuen Arbeitsplätzen und später auch zusätzlichen Gewerbesteuereinnahmen - viele Vorteile bringt. Pikant an dem Projekt ist, dass sich das Land selbst genehmigen darf, was auf seinem Eigentum passiert. Sollten die Behörden großzügig dem Befreiungsantrag der Firma stattgeben, könnte das ein Glaubwürdigkeitsproblem zur Folge haben. Denn: Wie will das Land den Leuten im Keller Raum vermitteln, dass es einerseits eventuell den Gesteins-Abbau in großem Stil direkt neben einem Naturwaldreservat erlaubt, andererseits aber vor zwei Jahren ausgerechnet in Mandern beim Bau des Ruwer-Hochwald-Radwegs die Verlegung der Trasse angeordnet hat, weil die Original-Bahnstrecke ein Schutzgebiet durchschneidet? a.munsteiner@volksfreund.de

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