Stinkt nicht und sieht gut aus - wie ein Maisfeld vor der Blüte

HENTERN. Der Bevölkerung die Einrichtung und die Wirkungsweise an Ort und Stelle zu erklären, war Anlass einer Besichtigung der Pflanzenkläranlage Hentern als Außenprojekt der Landesgartenschau. Jedoch hatten sich zu dieser Führung nur 15 Interessierte eingefunden.

Das geringe Interesse mag daran gelegen haben, dass die Führung, die von der Erbauer-Firma Marx aus Konz-Kommlingen in Kooperation mit dem Naturpark Saar-Hunsrück und dem Hochwald-Ferienland Kell am See realisiert werden sollte, kostenpflichtig war. Für die Teilnehmer war die Besichtigung jedoch zum Nulltarif, denn eine Fachkraft der Firma Marx kam nicht zum Führungsort. So übernahm VG-Werkleiter Jörg Jost kurzerhand mit Sachverstand die Leitung des Rundgangs. Die äußere Erscheinungsform der wartungsfreundlichen Pflanzenkläranlage passt sich inzwischen sehr gut in die Landschaft ein. Aus der Ferne ist sie nicht als eine solche zu erkennen, und von einer Geruchsbelästigung kann keine Rede sein. Die Bepflanzung ist derzeit über einen Meter hoch in dichtem Grün gewachsen und erinnert an ein vor der Blüte stehendes Maisfeld. Im Frühjahr 2002 sei der Probebetrieb aufgenommen worden, nachdem die Druckleitung und das Pumpwerk auf dem ehemaligen Kläranlagenstandort fertig gestellt worden waren, erklärte Jost einleitend. "Die Investitionskosten betrugen rund 1 785 000 Euro. 820 kommunale Kläranlagen gibt es derzeit in Rheinland-Pfalz Mit dieser Anlage, so wie sie konzipiert ist, werden die Voraussetzungen der Abwasserverordnung in vollem Umfange erfüllt", so Jost. "Die Anlage ist mit einer Ausbaugröße von 800 Einwohnerwerten die größte in Rheinland Pfalz, wenn nicht in ganz Deutschland." Mit Inbetriebnahme der Kläranlage Hentern sei ein Anschlussgrad von 94 Prozent erreicht worden. Die restlichen sechs Prozent seien ausschließlich der Außengebietsbebauung, wie Aussiedlerhöfe, Weiler und Streusiedlungen, zuzuordnen. Bei dem zweistündigen Rundgang über die Anlage hatten die Exkursionsteilnehmer Gelegenheit, sich über die Funktion der Anlage zu informieren. "Welche Aufgaben haben die einzelnen Becken?", "Vernichten die Bakterien alle Schadstoffe?", "Wie klar ist das Wasser nach der Klärung?" oder "Warum stinkt es hier nicht?" waren nur einige der Fragen, die Jost kompetent zu beantworten wusste. Das der PKA zugeleitete Abwasser durchfließt zunächst eine Siebschnecke im Betriebsgebäude. Dort werden die Grobstoffe zurück gehalten. Dann wird das Abwasser auf die Pflanzenbeete weitergeleitet, in denen die biologische Reinigung stattfindet: mit Sumpfpflanzen bewachsene, sandig-kiesige Bodenkörper. Die Anlage besteht aus zwei Vorstufenbeeten, die abwechselnd in monatlichen Rhythmen durchflossen und wieder still gelegt werden. Das Abwasser wird auf die Beete aufgebracht, wodurch die restlichen Feststoffe an der Oberfläche festgehalten und gefiltert werden. Im Laufe der Zeit wird dieser Schlamm zu Erde. Anschließend wird das zweigeteilte Hauptstufenbeet, in dem die biologische Reinigung erfolgt, mit unterirdischer Zuleitung horizontal durchflossen und dabei von den mit Wasserpflanzen bewachsenen Filterkörper gereinigt. Die Reinigungsleistung der Kläranlage beruht auf dem Stoffwechsel der im Filterkörper lebenden Mikro-Organismen.

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