Strategie der kleineren Schritte

Quo vadis Konversion? Wohin führt der Weg bei der künftigen Nutzung des früheren Militärgeländes in Hermeskeil? Im TV-Gespräch gibt der Zweckverbands-Vorsteher, Bürgermeister Michael Hülpes (CDU), Auskunft über den aktuellen Stand der Dinge.

Hermeskeil. Seit der letzten Sitzung des Zweckverbands Konversion ist ein "Mammut-Projekt" in Hermeskeil in aller Munde: Zwei Geschäftsleute haben dem Gremium vorgeschlagen, aus dem früheren Kasernengelände einen Ferien- und Vergnügungspark zu machen. Von einer Investitionssumme von 500 Millionen Euro ist die Rede (der TV berichtete).

"Wenn dieses Projekt so kommen würde, wäre das natürlich der große Lotto-Gewinn", sagt Michael Hülpes. Der Bürgermeister betont aber zugleich, dass man die Pläne im Konversions-Gremium sehr kritisch begutachtet habe. "Die Seriosität des Angebots muss intensiv geprüft werden", dämpft Hülpes jegliche Euphorie. Die Investoren seien dazu aufgefordert worden, ihre Projektidee ausführlich zu beschreiben und zu konkretisieren. Zudem sollen sie einen "Business-Plan" vorlegen, wie sie ihr Vorhaben finanzieren wollen. Dass die Erwartungshaltung nicht sonderlich hoch erscheint, macht eine andere Aussage Hülpes' deutlich. Der CDU-Politiker betont 14 Monate nach der Kasernenschließung, "dass wir bei der Konversion an einem Punkt angelangt sind, an dem wir wohl auf eine Strategie der kleinen, realisierbaren Schritte umstellen müssen". Denn auch dem bisherigen Wunsch-Projekt - die Errichtung eines Autohofs mit großem Logistikzentrum - stehen hohe Hürden im Weg. "Wir haben diese Geschichte zwar noch nicht abgeschrieben und wollen sie weiter verfolgen", so Hülpes. Doch von der Entwicklungsagentur Rheinland-Pfalz liegt inzwischen ein Gutachten vor, das die Chancen für ein solches Projekt sowohl für den Standort "Übungsplatz Kaserne" als auch für das "interkommunale Gewerbegebiet" bei Reinsfeld beurteilt.

Standortverwaltung ist bei Investoren begehrt

Als Fazit kommt die Analyse der Entwicklungsagentur Rheinland-Pfalz zu dem Schluss, dass für den geplanten Autohof plus Logistikzentrum bei beiden Varianten "aus wirtschaftlicher Sicht eine Machbarkeit nicht unmittelbar gegeben ist, da keine wirkliche Nachfrage zu erkennen ist". Zumindest "in kleinerem Rahmen" könnte sich jedoch an anderer Stelle eine Perspektive ergeben. Laut Hülpes gibt es zwei Investoren, die an einer Errichtung eines Autohofs auf dem Gelände der früheren Standortverwaltung an der Gusenburger Straße am Stadteingang von Hermeskeil interessiert sind. Davon sei einer die Fast-Food-Kette "Mc Donald's", die sich mit Hilfe eines Betreibers für Autohof, 24-Stunden-Tankstelle und Waschanlage eine Ansiedlung in Hermeskeil vorstellen könne. Da die Standortverwaltung aber im Zuständigkeitsbereich der Stadt liegt, obliegt deren Gremien die Entscheidung, ob diese Angebote weiter verfolgt werden.

Weiter sind hingegen die Verhandlungen mit Hans-Lothar Werth vorangeschritten. Der Chef der Firma "weihnachtsbaum.de" will den weltweiten Vertrieb seiner Produkte künftig vom früheren Schießplatz auf Gusenburger Gemarkung aus organisieren und dort auch Fotovoltaik-Anlagen aufstellen. "Für dieses Projekt wollen wir noch 2008 Baurecht schaffen", sagt Hülpes. Voraussetzung sei allerdings, dass Werth nun einen "städtebaulichen Vertrag" unterschreibt, den das Konversions-Gremium in seinen Eckpunkten festgezurrt hat.

Meinung

Keine Erfolgsgeschichte

Nein, eine Erfolgsgeschichte wurde bis dato bei der Konversion in Hermeskeil noch nicht geschrieben. Dafür gab es zu viele Rückschläge und zu viele Projekte, die schnell in der Schublade verschwanden - man denke an den Offroad-Park oder das Feriendorf mit Stausee. Deshalb ist bei den doch arg hochtrabenden Vergnügungspark-Plänen der kräftige Tritt auf die Euphoriebremse angebracht. Vielmehr ist die Einsicht wichtig, dass der große, millionenschwere und dazu auch noch seriöse Heilsbringer wohl nicht kommen wird, was für den Wechsel zur Politik der kleinen Schritte spricht. Das gilt auch für das Autohof-Projekt, das in der Tat am "Filetstück" Standortverwaltung noch die besten Realisierungschancen hat. a.munsteiner@volksfreund.de

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