Stundenlange Wartezeiten nerven Autofahrer

Hermeskeil/Trier/Saarburg · Die seit Jahren angespannte Situation in der KFZ-Zulassungsstelle Trier/Trier-Saarburg hat sich verschärft. Bürger müssen oft stundenlang auf ihren Fahrzeugschein warten. Die Außenstelle Hermeskeil hat sich etabliert und deckt den Bedarf im Hochwald ab.

 Kennzeichen im Griff: Andrea Kobs leitet das Amt für KFZ-Zulassungen und Fahrerlaubnisse mit Hauptstelle in Trier-Nord. Wer sein Auto oder Motorrad dort an- oder abmelden will, muss oft viel Geduld mitbringen. Die Wartezeiten schwanken auch saisonbedingt. TV-Foto: Friedemann Vetter

Kennzeichen im Griff: Andrea Kobs leitet das Amt für KFZ-Zulassungen und Fahrerlaubnisse mit Hauptstelle in Trier-Nord. Wer sein Auto oder Motorrad dort an- oder abmelden will, muss oft viel Geduld mitbringen. Die Wartezeiten schwanken auch saisonbedingt. TV-Foto: Friedemann Vetter

Hermeskeil/Trier/Saarburg. Bernhard Gierens betritt um 9.17 Uhr die KFZ-Zulassungsstelle der Stadt Trier und des Kreises Trier-Saarburg in der Trierer Thyrsusstraße. Er zieht die Nummer 99 - Nummer 44 ist gerade an der Reihe. Es dauert bis 13.25 Uhr, bis er seinen Traktor zugelassen hat. "Ein Arzttermin kann auch lange dauern, aber das ist wirklich übertrieben", wettert Gierens. "Ich bin immerhin Rentner. Welcher Berufstätige kann es sich leisten, mehr als vier Stunden zu warten?"
Das Amt: Die Hauptzulassungsstelle in Trier und die Außenstellen in Saarburg und Hermeskeil sind organisatorisch und personell der Stadtverwaltung Trier zugeordnet. Der Kreis beteiligt sich an der Finanzierung. In Trier werden pro Tag durchschnittlich 182 Kunden mit zum Teil mehreren Fahrzeugen bedient, monatlich 3765 Kunden.
Für die Außenstellen gibt es keine Zählung. Michael Hülpes, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Hermeskeil: "Die Außenstelle bei uns im Rathaus wird sehr gut angenommen und stärkt das Mittelzentrum. Spitzenbelastungen gibt es eher saisonal bei Ummeldungen im Frühjahr und Herbst." Auch Bürger aus weiter entfernten Dörfern weichen mitunter nach Hermeskeil aus, wo der Andrang nicht so groß wie in Trier ist.
Der Stau am Schalterraum: Die langen Wartezeiten, vor allem in Trier, sind seit Jahren bekannt. Viele Bürger haben inzwischen resigniert, nehmen sich extra einen Tag frei oder schicken einen Vertreter mit Vollmacht. Bei Bernhard Gierens kommt hinzu, dass er zu 70 Prozent schwerbehindert ist. Um die Behindertentoilette im ersten Stock zu erreichen, muss er sich einen Schlüssel besorgen für den Aufzug, der außen am Gebäude angebracht ist. Triers Pressesprecher Ralf Frühauf teilt dazu auf TV-Anfrage mit: "Das ist der konstruktiv einzig mögliche Standort für den Aufzug."
Die Überholer: Zur Frustration der Wartenden tragen Mitarbeiter von Zulassungsdiensten bei, die mit etlichen Nummernschildern unterm Arm einfach zum Schalter durchmarschieren dürfen. Frühauf: "Für Zulassungsdienste, die täglich eine erhebliche Anzahl von Zulassungen für überwiegend private Kunden vornehmen, sind ein bis zwei Schalterplätze vorgesehen. Dies ist für den reibungslosen Ablauf unbedingt erforderlich."
Der Personalmangel: In der Hauptstelle des Amts für Kfz-Zulassungen und Fahrerlaubnisse sind 20 Mitarbeiter im Schichtdienst beschäftigt, davon einer in Teilzeit. Nach Abzug der Tätigkeiten im Hintergrund bleiben noch neun Mitarbeiter für den ersten Kundenkontakt im Schalterraum. "Leider fehlen seit Längerem krankheitsbedingt mehrere Mitarbeiter", sagt Frühauf. Zusätzlich fehle dienstags eine Mitarbeiterin wegen eines Lehrgangs und eine weitere, die in der Außenstelle Saarburg die Vertretung übernehmen müsse. Hinzu kämen Ausfälle wegen Anfang des Jahres bewilligter Urlaube.
Die Gegenmaßnahmen: Seit dem 1. September hat die Stadt eine vakante Stelle wieder besetzt und zwei neue Mitarbeiter im Zeitvertrag für zwei Jahre eingestellt. Frühauf schränkt allerdings ein: "Da etwa drei Monate für die Einarbeitung benötigt werden, kann noch nicht mit einer Entspannung der Situation gerechnet werden."
Keine neuen Außenstellen: Der Kreistag Trier-Saarburg beschloss 2009 auf Antrag der FWG mehrheitlich, in Schweich und Konz weitere Außenstellen für die Zulassung zu schaffen. Ziele: Nähe zu den Bürgern, Entlastung für die Hauptstelle. 50 000 Euro sollte die Einrichtung kosten, dazu jährlich 96 000 Euro an Sach- und Personalkosten. Kreis-Pressesprecher Thomas Müller: "Die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion hat uns diese Ausgabe jedoch nicht genehmigt."
Auto- und Motorradfahrer müssen also weiterhin Geduldsproben bestehen, die bei der geplanten Einführung des SAB-Kennzeichens noch härter werden könnten (siehe Extra).
Liebe Leserinnen und Leser, welche Erfahrungen haben Sie mit den Haupt- und Nebenstellen der KFZ-Zulassung gemacht? Was halten Sie von der Situation? Mailen Sie uns Ihren Beitrag an echo@volksfreund.de. Name und Anschrift bitte nicht vergessen.
Meinung

Chronische Überlastung beenden
Niemand, der auf einer Behörde etwas erledigen muss, kann verlangen, dass er sofort bedient wird. Wie bei vielen anderen Gelegenheiten im Leben ist es ganz normal, mehr oder weniger lange Wartezeiten hinzunehmen. Was aber tun, wenn - wie es mir passiert ist - beim Nummerziehen in der KFZ-Zulassungsstelle Trier genau 74 Kunden vorher dran sind? Was, wenn sich ein Missstand über Jahre nicht bessert, sondern eher noch verschärft? So kann es nicht weitergehen. Es kann nicht sein, dass die Stadt Trier, der Kreis Trier-Saarburg und Verbandsgemeinden in ihren Bürgerämtern die Kundenströme gut bewältigen, die Zulassungsstelle aber chronisch überlastet ist. Ausfälle von Mitarbeitern führen in dem labilen System offenbar zum Chaos. Da muss die Stadtverwaltung endlich Personal umschichten - und zwar dringend. Unabhängig davon wäre es ideal, wenn mittelfristig die Vor aussetzungen fürs An- und Abmelden über das Internet geschaffen würden. Wer sein Fahrzeug online zulässt, braucht zwar auch Nummernschilder. Aber Schilderfirmen gibt es mehr als genug, denn da regeln im Gegensatz zu einer Behörde Angebot und Nachfrage den Markt. m.hormes@volksfreund.deExtra

Auswahl ab 2013: Alle Bürger des Landkreises Trier-Saarburg können künftig zwischen den KFZ-Kennzeichen TR und SAB wählen. Die Neuregelung greift voraussichtlich ab 1. Januar 2013. Trierer müssen auch dann bei TR bleiben. Die Stadt Trier als Betreiber der Zulassungsstelle wartet noch auf die konkreten Ausführungsbestimmungen des Bundesverkehrsministeriums. Ralf Frühauf, Pressesprecher der Stadt Trier: "Uns liegen bereits jetzt Anfragen zum SAB-Kennzeichen vor. Insbesondere für die Außenstelle in Saarburg ist mit einem hohen Ansturm zu rechnen." cus

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