Tante Emma ist wieder da

RASCHEID. (urs) Rascheid hat endlich wieder einen Dorfladen. Dem Andrang am Eröffnungstag nach zu schließen, hat das ganze Dorf dort bereits vorbei geschaut.

 Blümchen für die Inhaber des neuen Rascheider Dorfladens. Ortsbürgermeister Andreas Ludwig (links) weiß das Engagement von Sonja (Zweite von links) und Horst Wagner zu schätzen. TV-Foto: Ursula Schmieder

Blümchen für die Inhaber des neuen Rascheider Dorfladens. Ortsbürgermeister Andreas Ludwig (links) weiß das Engagement von Sonja (Zweite von links) und Horst Wagner zu schätzen. TV-Foto: Ursula Schmieder

Wenn nur ein Bruchteil der Kundschaft dem neuen Rascheider Dorfladen die Treue hält, dürfte dessen Zukunft gesichert sein. Zeitweise drängen sich Dutzende von Menschen gleichzeitig im Geschäft. Offensichtlich hatten sich viele den Morgen freigehalten, um sich ein Bild vom Warenangebot mit Obst und Salat sowie Wurst und Getränken zu machen. Dass sich das bei einem solchen Andrang mitunter schwierig gestaltet, bringt keinen aus der Ruhe. Hauptsache, Rascheid hat wieder ein Geschäft und obendrein einen Treffpunkt für alle Bürger. Nachdem vor etwa sechs Jahren das Lebensmittelgeschäft geschlossen hatte, gab es nur noch die "Getränke Oase" im Elternhaus von Sonja Wagner. Als Rascheider immer wieder fragten, ob sie ihr Sortiment nicht erweitern könne, dachten sie und ihr Mann Horst darüber nach, anzubauen. Ein bisschen nervös sei sie gewesen, gesteht die Ladeninhaberin. Tagelang hatte sie mit Freunden und Verwandten, die auch Kuchen mitbrachten, den Laden eingeräumt. Als es am Eröffnungstagt ab neun Uhr losgeht, ist die Aufregung bald vergessen. Ständig wird Sonja Wagner von Rascheidern umarmt oder mit Blümchen, Glücksbringern und sogar einem eigens verfassten Gedicht beschenkt. "Da sehen sie, wie die Rascheider sind", freut sie sich. Besonders toll finden die Leute, dass an der Frischwursttheke Gabi Steffens steht, die früher das Lebensmittelgeschäft betrieb. Die Rascheider unterstützen das Ehepaar: "Toll ist das", freut sich Barbara Alt. Als Witwe ohne Führerschein sei sie sonst immer darauf angewiesen, dass Nachbarn sie mitnehmen. "So einen Laden haben wir alle schmerzlich vermisst", kommentiert eine andere Frau. Aber auch mobile Rascheider freuen sich. "Das ist super", finden Uschi Ludwig und Kläre Bungert. Es sei schon mutig, so etwas zu machen. Der "Im Gilmeter" wohnende Richard Ludwig ist froh, nun nicht mehr Großeinkäufe machen zu müssen. Außerdem gebe es samstags frische Brötchen: "Das kann man nur wunderbar finden." Sogar Kunden aus Kell hat die Eröffnung angelockt. Anne-Marie und Katrin Werhahn haben über ihre in Rascheid lebende Schwester davon erfahren. "Das ist eine bessere Atmosphäre, viel persönlicher", ziehen sie einen Vergleich mit einem großen Laden. Schwester Melanie Ludwig, Mutter von drei Kindern, steht hinter dem Dorfladen: "Sortiment und Preise sind ansprechend - auch für eine Familie." Außerdem könne sie beim Einkauf im Dorfladen sparen: "Weil man in einem Riesen-Supermarkt doch verleitet ist, viel zu kaufen, was man nicht braucht." "Eine Bereicherung für den Ort", freut sich Ortsbürgermeister Andreas Ludwig vor allem für ältere Bürger. "Dass in der heutigen Zeit junge Leute bereit sind, so einen Tante-Emma-Laden aufzumachen", findet er eine optimale Sache. Susi Nellinger zweifelt nicht, dass das in Rascheid funktioniert. "Das ist ein Dorf, wo man noch zusammenhält: Wenn so etwas angeboten wird, wird es auch angenommen."

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