Teils freundlich, teils feindlich

Fehlende Bordstein-Absenkungen sowie Treppenstufen zu Apotheken, Ärzten und Behörden erschweren gehbehinderten Menschen, sich in Hermeskeil relativ selbstständig zu bewegen. Auch die Parkplatz situation könnte besser sein.

 Nicht öffentliche Behinderten-Parkplätze sind häufig von Nicht-Behinderten blockiert, was Rollstuhlfahrer wie den Hermeskeiler Rolf Becker zunehmend vor Probleme stellt. TV-Foto: Ursula Schmieder

Nicht öffentliche Behinderten-Parkplätze sind häufig von Nicht-Behinderten blockiert, was Rollstuhlfahrer wie den Hermeskeiler Rolf Becker zunehmend vor Probleme stellt. TV-Foto: Ursula Schmieder

Hermeskeil. Viele Menschen sind auf Gehhilfen oder einen Rollstuhl angewiesen. Beim Bau von Gemeindehäusern wird daher auf behindertengerechte Eingänge Wert gelegt. In Hermeskeil halten Betroffene hingegen oft vergebens Ausschau nach Erleichterungen.Paul Kohley, vor 60 Jahren an Kinderlähmung erkrankt und seit Jahren auf einen Rollstuhl angewiesen, stellt der Stadt ein schlechtes Zeugnis aus. Hermeskeil sei "behindertenfeindlich", urteilt er mit Blick auf die Hürden, die sich für gehbehinderte Menschen auftun. So gebe es nur wenige Stellen mit abgesenkten Bordsteinkanten. "Ständig müssen sie den Trottoire rauf und runter fahren", beschreibt er etwa den Bereich ums Altenheim oder an der evangelischen Kirche. Ebenso könnten Rollstuhlfahrer in viele Gebäude wie Apotheken, zu Fachärzten oder ins Johanneshaus ohne Hilfe nicht rein. Selbst im Rathaus ende der Besuch an der Anmeldung, so Becker. Die Hilfsbereitschaft, mit der Gehbehinderten weitergeholfen werde, ändere nichts am baulichen Versäumnis. Außerdem gebe es zu wenige Behinderten-Parkplätze und die vorhandenen lägen oft ungünstig und würden im Winter nicht gestreut.Rolf Becker, der seit 40 Jahren im Rollstuhl sitzt, spricht angesichts der verschlechterten Parkparkplatzsituation von einem "unwürdigen Ausmaß". "Wir spüren die Ellbogen, den Egoismus der Gesellschaft", kommentiert er die Selbstverständlichkeit, mit der Nichtbehinderte auf Behindertenplätzen parken. Obendrein gebe es bei einigen Geschäften auch Parkplätze, die "nicht öffentlich" seien und daher nicht von der Polizei kontrolliert würden. Seiner Ansicht nach seien keine zusätzlichen Behinderten-Parkplätze erforderlich. Die vorhandenen müssten jedoch für Betroffene freigehalten werden. Bei öffentlichen Gebäuden wie dem Rathaus gebe es für Becker keine Entschuldigung, wenn es um fehlende Vorrichtungen für Behinderte geht: "Unmöglich, dass es dort keinen Lift gibt." Dabei könne heute bei guter Planung ohne Mehrkosten behindertengerecht gebaut werden. Aber auch Ärzte und Apotheken sollten problemlos erreichbar sein. Öffentliche Einrichtungen sollten ohnehin eine Alternative zum Treppenzugang haben. Becker kritisiert in dieser Hinsicht das Amtsgericht, die Polizei- und die Rettungswache, aber auch das Erzbergkapellchen. Eine behindertengerechtere Ausstattung bräuchte zudem das Heimatmuseum. Trotz seines Lifts sei auch das Infozentrum des Naturparks Saar-Hunsrück nur "mit athletischer Begleitung" vom "Neuen Markt" erreichbar. Mit Blick auf bereits realisierte Verbesserungen relativiert Becker sein Urteil. Trotz seiner Kritik schätzt Becker, anders als Kohley, die Situation in Hermeskeil aber nicht allzu schlecht ein: "Hermeskeil ist schon eine behindertenfreundliche Stadt." Extra Den Parkausweis für Behinderte können nur Behinderte beantragen, deren Ausweis folgende Zusatzeinträge aufweisen: 1. aG = außergewöhnlich gehbehindert 2. BL = Blind. Der Ausweis muss bei der VG-Verwaltung Hermeskeil beantragt werden. Benötigte Unterlagen hierfür sind der gültige Schwerbehindertenausweis oder ein Feststellungsbescheid des Amtes für soziale Angelegenheiten in Trier. Weitere Auskünfte hierzu erteilt Christoph Borresch von der VG-Verwaltung Hermeskeil, Telefon 06503/809 109, E-Mail: c.borresch@hermeskeil.de.

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