Thalfang sucht nach der passenden Braut

Der Verbandsgemeinderat Thalfang will eine aktive Rolle in der Kommunalreform spielen. Morgen, Mittwoch, folgen die Thalfanger einer Einladung zu Sondierungsgesprächen mit Vertretern der Verbandsgemeinde (VG) Neumagen-Dhron. Der TV untersucht, welche Optionen es gibt.

Thalfang. Die VG Thalfang begibt sich auf Brautschau. Doch nach welchen Kriterien wird die mögliche Partnerin ausgesucht? Liebe auf den ersten Blick, das womöglich dicke Sparbuch der Kandidatin, Herkunft oder Schönheit? Der TV hat mögliche Fusionskandidatinnen unter die Lupe genommen.

Neumagen-Dhron: Geht man nach dem Motto "Gegensätze ziehen sich an", dann wäre Neumagen-Dhron die ideale Braut. Innenminister Bruch hat beide auf die "Rote Liste" gesetzt. Danach sollen sich beide bis 2012 einen Fusionspartner suchen. Doch damit hören die Gemeinsamkeiten schon auf. Die Moselorte sind vom Weinbau geprägt, Thalfang ist Sitz der Hochwald-Nahrungsmittelwerke, einer der größten Molkereien Deutschlands. An der Mosel gibt es vier Ortsgemeinden mit insgesamt knapp 6000 Einwohnern auf einer Fläche von 51 Quadratkilometern bei einer Pro-Kopf-Verschuldung von 244 Euro, im Hochwald 21 Ortsgemeinden mit 7500 Einwohnern auf 145 Quadratkilometern und 471 Euro. Die Verschuldung der Werke liegt teilweise deutlich höher. Für Christiane Horsch (CDU), Bürgermeisterin der VG Neumagen-Dhron, ist die Frage nach den Gemeinsamkeiten der Kommunen "falsch gestellt". Sie sieht "in Teilen eine große Verbundenheit". Horath und Gräfendhron beispielsweise hätten Anfang der 70er Jahre zu Neumagen-Dhron gehört. In einer zentralen Frage sind sich Thalfang und Neumagen-Dhron in der Vergangenheit uneinig gewesen: Eine von Thalfang favorisierte gemeinsame Realschule plus an zwei Standorten stieß an der Mosel auf wenig Gegenliebe.

Hermeskeil: Berührungspunkte gibt es mehr als genug. Die Einwohner sind hier wie dort Hochwälder. Die VGn betreiben gemeinsam die Kläranlage Bruderbach. In der Hunsrück Touristik gmbH kooperiert man. Nur in Sachen Hunsrückbahn hakt es derzeit etwas. Die Hermeskeiler haben anders als Morbach und Thalfang dem Ankauf der Schienen noch nicht zugestimmt. In den Vereinen gibt es zahlreiche Kooperationen, etwa eine Spielgemeinschaft im Fußball mit Malborn. Thalfanger Schüler besuchen diverse Hermeskeiler Schulen. Auch für Einkäufe und Arztbesuche zieht es viele Thalfanger in die Nachbar-VG mit 15 000 Einwohnern in 13 Gemeinden auf einer Fläche von 145 Hektar. Die Pro-Kopf-Verschuldung beträgt 656 Euro. Nach Ansicht des Hermeskeiler VG-Bürgermeisters Michael Hülpes (CDU) sollte die "Rathaus-Verwaltung den Lebenswegen der Menschen folgen".

Birkenfeld: Der Fusionsdruck auf Birkenfeld ist mit 20 000 Einwohnern, 31 Dörfern und einer Fläche von 213 Quadratkilometern gering (Pro-Kopf-Verschuldung 382). Historisch gehörte Birkenfeld lange zum Großherzogtum Oldenburg, als Thalfang preußisch regiert wurde. Berührungspunkte gibt es abgesehen von der Kooperation im Naturpark Saar-Hunsrück so gut wie nicht. Die Birkenfelder haben zwar einen starken Zug zum Erbeskopf, sind aber weder organisatorisch noch finanziell mit im Boot. Die Bürger zieht es kaum in die jeweilige Nachbar-VG. Trotzdem ist der dortige VG-Bürgermeister Bernhard Alscher (Freie Liste) "für alles offen, was Sinn macht".

Morbach: Morbach und Thalfang kooperieren seit Jahren etwa im Zweckverband Erbeskopf, im interkommunalen Gewerbepark "Humos" und praktizieren den Schulterschluss in Sachen Reaktivierung der Hunsrückbahn. Mit rund zehn Millionen Euro Gewerbesteuern im Jahr und einer Pro-Kopf-Verschuldung von 410 Euro (für Vergleichszahlen müssten in einer VG die Schulden der Ortsgemeinden hinzugerechnet werden) ist die Gemeinde Morbach mit 11 000 Einwohnern in 19 Ortsbezirken sicher einer der attraktivsten Fusionspartner. Aber es gibt ein gravierendes Ehe-Hindernis: Morbach ist Einheitsgemeinde.

Bei einer Fusion wäre die Kommune entweder in einer VG die mit Abstand größte Ortsgemeinde und würde eine dominante Rolle spielen. Oder die Ortsgemeinden der bisherigen VG Thalfang würden Ortsbezirke einer Einheitsgemeinde und verlören damit ihre Selbstständigkeit. Für Bürgermeister Gregor Eibes (CDU) wäre damit eine "harte Nuss zu knacken". Dennoch sind für ihn die Thalfanger "liebe Nachbarn".

Interessant findet Eibes die jüngsten Entwicklungen in der Eifel. Dort soll eine Expertengruppe Vorschläge für einen Neuzuschnitt von Kommunen erarbeiten.

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