"Touristen statt Soldaten"

HERMESKEIL. Die Soldaten sind weg – doch was kommt danach? Das wird die zentrale Zukunftsfrage für die Region Hermeskeil sein. Mit dem "touristischen Strategiekonzept" liegt jetzt als erster Schritt eine fundierte Grundlagenarbeit vor, die die Stoßrichtung für die weiteren Konversionsplanungen vorgibt. Das Papier wurde am Mittwoch vorgestellt.

"Die Zeiten sind vorbei, in denen Fachhochschulen gebaut wurden", sagte einst der rheinland-pfälzische Innenminister Karl Peter Bruch (SPD) bei einem Besuch in Hermeskeil. Sprich: In der Hochwaldstadt - wo im neuen Jahr eine von mehr als 600 früheren Militärliegenschaften im Land frei wird - soll und muss ein anderer Weg beschritten werden als beispielsweise im benachbarten Birkenfeld, wo 1996 aus einem ehemaligen US-Militärlazarett der Umwelt-Campus mit heute über 2000 Studierenden wurde. In Hermeskeil wird auf die so genannte Raumkonversion gesetzt. Das bedeutet ein zweigleisiges Vorgehen, wobei die "grobe Richtung Touristen statt Soldaten lautet", wie Bürgermeister Michael Hülpes (CDU) als Vorsitzender des Zweckverbands Konversion betont. Die eine Schiene der Raumkonversion ist die Innenstadtentwicklung. Die andere der Ausbau der touristischen Infrastruktur im gesamten Raum Hermeskeil, wobei der Schwerpunkt klar definiert ist: Das größte Entwicklungspotenzial für den Tourismus liegt nach Auffassung der Experten "bei den vorhandenen Konversionsliegenschaften mit Kasernengelände und Standortübungsplatz". Das ist eine der zentralen Aussagen des Strategiekonzepts, das das Europäische Tourismus-Institut in Trier erstellt und jetzt vorgestellt hat. Allerdings wurde bei der Sitzung des Zweckverbands deutlich: Die wissenschaftliche Arbeit erfüllte nicht alle Erwartungen. Viele der Vorschläge (siehe Hintergrund) werden schon lange diskutiert, bahnbrechend neue Ideen sind darin nicht enthalten. "Mir sagt das nichts", kritisierte beispielsweise Eugen Spies (SPD) aus Reinsfeld, während der Kreis-Vertreter Wolfgang Schäfer (SPD) anmerkte, "dass er in dem Konzept kein touristisches Alleinstellungsmerkmal für Hermeskeil erkenne". König: Gründliche Arbeit und keine Schnellschüsse

Es gab aber auch andere Stimmen. So waren beispielsweise Ilona König (CDU) und der BFB-Mann Udo Moser aus Hermeskeil - was eher selten der Fall ist - in ihrer Bewertung des Strategiekonzepts fast auf einer Linie. "Die Schritte, die wir machen, sind richtig. Wir legen gründliche Arbeit an den Tag und machen keine Schnellschüsse", sagte die Stadtbürgermeisterin. Ihr Konkurrent in der Stadtpolitik hat zwar wiederholt das Tempo im Konversionsprozess bemängelt. Die Ergebnisse des Konzepts "enttäuschen mich aber nicht", betonte Moser. "Ich habe nicht erwartet, dass wir Projekte, die wir adhoc verwirklichen können, auf dem Silbertablett serviert bekommen." Im Gegensatz zu Moser glaubt Hülpes zwar, dass Hermeskeil bei seinen Konversionsplanungen "ganz gut in der Zeit liegt". Kein Dissens haben beide aber bei der Beurteilung des Tourismuskonzepts. "Es sind realistische, regionalbezogene Vorschläge, die an vorhandene Angebote anknüpfen", sagt Hülpes. Er weist zudem darauf hin, dass das Papier bereits die Basis für einen "ersten Erfolg" bedeutet. Die Fertigstellung des Konzepts sei nämlich Voraussetzung für den Förderantrag ans Land gewesen, um das Hermeskeiler Freibad im nächsten Jahr zu sanieren. Mainz wird das 3,2 Millionen-Vorhaben zur Hälfte finanzieren. Zudem weist der CDU-Politiker darauf hin, dass das Land die Vorlage des Tourismus-Konzepts als Grundlage für alle weiteren Planungen gefordert habe. Das gilt auch für die so genannte Rahmenplanung für Kaserne und Standortübungsplatz. Sie wurde am Mittwoch mit dem Auftrag an das Bitburger Planungsbüro "ISU" auf den Weg gebracht. Damit sollen die Verantwortlichen vor Ort der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima), an die die Liegenschaft jetzt übergeht und die die Überwachung des Geländes übernimmt, ihre Vorstellungen in die Hand geben. So muss zum Beispiel ein mögliches Nebeneinander von Tourismusprojekten und einzelnen Gewerbeansiedlungen im Bereich der Kaserne auf seine Verträglichkeit hin überprüft werden. "Wenn Sie definieren, was sie hier wollen und einen Positiv- beziehungsweise Negativ-Katalog aufstellen, können wir die Anfragen von Investoren eingrenzen", machte Katharina Zysk von der Bima deutlich. Steht der Rahmenplan, was laut Hülpes wohl ein halbes Jahr dauert, können als nächste Schritte mit der Vermarktung der Liegenschaft begonnen und Machbarkeitsstudien für einzelne Investoren-Angebote erstellt werden.

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