Tradition verpflichtet

ZERF. (hm) Wo Obst angebaut wird, sind auch Schnapsbrennereien zu Hause. Dabei gehen die Ursprünge der Familienbetriebe weit in die Vergangenheit zurück. Die Brennerei Marx in Oberzerf blickt auf eine vollendete 110-jährige Tradition zurück.

"Seit 2004 ist die Familie Marx mit der Kunst des Destillierens in der vierten Generation", erzählt stolz der Senior des Familienbetriebs, Werner Marx aus Oberzerf. "Unsere Brennerei wurde 1896 von meinem Großvater Peter Marx gegründet", erzählt der Senior aus der Vergangenheit. Sein Vorfahre habe in einem ehemaligem Wohnhaus, dem so genannten Rodenshaus, ein Brenngerät aufbauen lassen. Entgegen der heutigen Bauweise sei die Brennblase der "Stechrohrbrennerei" noch eingemauert gewesen. "Zur damaligen Zeit gab es sehr viel Kern- und Steinobst im eigenen Betrieb, und die Brennerei wurde im Nebenerwerb der Landwirtschaft geführt", sagt Marx. "Es wurden zur damaligen Zeit zwei Brände vorgenommen, ein Rohbrand und ein Feinbrand. Der Trester musste durch das Einfüllloch in die Brennblase gefüllt werden und nach dem Brand durch dieselbe Öffnung wieder entnommen werden. Das alles war sehr mühsam." Um 1920 sei die Brennerei samt Brennrecht als Erbe an Sohn Nikolaus Marx übertragen worden. Die Kundschaft der Stoffbesitzer (Eigentümer des zu brennenden Obstes) sei so stark angestiegen, dass Nikolaus Marx 1940 ein zweites, sehr modernes Gerät mit Wasserbad, separatem Einfüllloch und großem Auslauf bei der Kupferschmiede Lambio in Trier gekauft habe. Mit diesem Gerät sei dann der Rohbrand hergestellt worden, mit dem alten Gerät der Feinbrand. "Auch die Gemütlichkeit kam nicht zu kurz", erinnert sich Marx. "Oftmals wurden samstags mit dem Feinbrand Mettwürstchen gekocht und dazu gab es natürlich Viez. Dieses endete immer mit einem feucht fröhlichen Abend, an dem auch die Stoffbesitzer teilnahmen." Die Verordnung der Bundes-Branntweinmonopolverwaltung in den 50er-Jahren habe nur noch ein Brenngerät pro Brennerei zugelassen. So sei das ältere Brenngerät unter Aufsicht der Zollbehörde stillgelegt und verschrottet worden. Überzeugungsarbeit und neu gestaltete Räume

"1960 hat mein Onkel Nikolaus die Brennerei an meinen Vater, Peter Marx, übergeben. Von ihm habe ich den Betrieb 1968 übernommen." Heute ist Sohn Stefan Eigentümer der Brennerei. Doch erst hatte es den Anschein, dass die Tradition ein Ende finden würde. Sohn Stefan wollte die Mehrbelastung eines Nebenerwerbes erst nicht tragen. "Mein Vater erzählte immer wieder von der Arbeit in der Brennerei und welch ein Spaß ihm diese Arbeit stets gemacht habe", erzählt der heutige Inhaber. "Sein großer Traum war es, auch weiterhin eine Brennerei zu besitzen." Er habe durch seine Schwärmereien Tochter Claudia mit diesem Traum angesteckt und gemeinsam hätten sie ihn davon überzeugen können, weiter zu machen. Im September 2004 sei es dann soweit gewesen: Der erste Brand mit Stefan Marx in der vierten Generation lief an. Nicht nur das. Vater Werner blieb seiner Berufung treu, und auch Tochter Claudia stieg mit in die Produktion ein. Beide verschrieben sich der Herstellung von Likören. Das Jahr 2006 veränderte einiges im Inneren der Brennerei. Ein neues innovatives Brenngerät mit der Bezeichnung "Aroma III" wurde angeschafft, und die Räume wurden modernisiert. "Mittlerweile reicht unser Kundenstamm vom Saarland über Lothringen, Niederbayern, Berlin, Holland bis zur Westküste Dänemarks", verkündet stolz das Trio. Und wer weiß? Vielleicht geht der Betrieb ja irgendwann an die fünfte Generation über.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort