"Unendliche Geschichte"

NEUNKIRCHEN. Das Hickhack um die Rückfahrt der 41 Kinder und Begleiter aus der Gegend von Minsk, die auf Einladung der Tschernobyl-Hilfe Erbeskopf im Hunsrück Urlaub machen, geht weiter. Der Bus, der am Dienstagabend in Thalfang erwartet wurde, kam nicht. Nun soll die Abfahrt heute Morgen gegen 8 Uhr sein.

"Wir hatten ständig versucht, mit dem Bus Kontakt aufzunehmen", schildert Manfred Bungert, Vorsitzender der Tschernobyl-Hilfe Erbeskopf, die nervenaufreibende Situation am Dienstag. Doch außer einer kurzen Verbindung per Handy, bei der die andere Seite nur Russisch sprach, war Funkstille. Die russische Partnerorganisation der Tschernobyl-Hilfe, die Gesellschaft für humanitäre Zusammenarbeit, sagte zu, selbst Kontakt aufzunehmen und Bescheid zu sagen. Es folgten lange Stunden des Wartens. Erst gegen 19 Uhr, als der Bus eigentlich schon in Thalfang erwartet wurde, kam der Rückruf. Der Bus hinge an der russisch-polnischen Grenze fest.Mit der Durchfahrgenehmigung durch Polen sei etwas nicht in Ordnung. Allerdings seien die polnische und die deutsche Botschaft eingeschaltet. Nach dem Anruf platzte Manfred Bungert der Kragen. Er setzte der Partnerorganisation eine Frist: Wenn bis Mittwochmorgen, 10 Uhr, nicht klar sei, wann die Kinder zurückfahren, würde er sich selbst um eine Rückfahrmöglichkeit kümmern. Am Mittwochmorgen gab es bereits einen neuen Sachstand: Der Bus sei in der Zwischenzeit am Grenzübergang Frankfurt/Oder. Zwar müssten der oder die Fahrer noch eine neunstündige Pause machen, der Bus könne aber heute Morgen in Thalfang sein.Bei manchen liegen die Nerven blank

Es handelt sich inzwischen um den dritten Bus. Der erste hatte in Polen eine Panne gehabt, der zweite schien den Verantwortlichen nicht sicher genug (der TV berichtete). Zu den Gründen für dieses Wirrwarr um die Rückfahrt kann man in Neunkirchen, wo die Tschernobyl-Hilfe Erbeskopf sitzt, wenig sagen. "Das ist für uns von hier aus schwer nachvollziehbar", sagt Antonia Bungert, die Ehefrau des Vorsitzenden. Von Gesprächen mit einem anderen Busunternehmen wisse man, dass es derzeit Probleme für weißrussische Busse bei der Durchfahrt durch Polen gebe.Die Situation zehre jedenfalls bei allen an den Nerven. Doch vor allem leiden die Kinder. "Es gab schon etliche Tränen", so Antonia Bungert. Vor allem die Jüngeren seien inzwischen nicht mehr sicher, ob sie überhaupt nach Hause kämen. Anders die Begleitpersonen aus Weißrussland: "Mir ist das inzwischen alles egal, Hauptsache der Bus kommt", äußert sich die Begleiterin Ludmila Mischenko im Gespräch mit dem TV .Doch bei manchen Gasteltern liegen die Nerven blank.Die Situation gemeistert

Bei vielen ist der Urlaub zu Ende, sie müssen wieder arbeiten und dennoch organisieren, dass jemand zu Hause ist, um die Kinder zum Bus zu bringen, wenn er denn endlich kommt.Anders bei Familie Nisius aus Haag, die ursprünglich zwei Kinder beherbergt haben. "In der Zwischenzeit sind es drei", schmunzelt Christa Nisius. Das dritte sollten sie am Samstag lediglich für eine andere Familie zum Bus bringen, der dann nicht kam."Wir haben bisher die Situation mit einem Lächeln genommen", beschreibt sie die Stimmung in der Familie und unter den Kindern. Die drei im Alter zwischen acht und elf Jahren würden das Ganze nicht tragisch nehmen. Lediglich deren Eltern würden sich in der Zwischenzeit Sorgen machen. "Aber wir fragen uns schon, ob der Bus jetzt kommt", so Nisius. Denn heute müsse sie auf jeden Fall wieder arbeiten.Die Situation lässt auch Manfred Bungert, der momentan gesundheitliche Probleme hat, nicht kalt. "Diese unendliche Geschichte wird uns für das nächste Jahr einige Gastfamilien vergraulen. Aber es ist wie immer. Es trifft die Kleinsten, es trifft die Kinder."

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