Verbandsgemeinde Kell: Stürmische Debatte um Windkraftstandorte in Sicht

Kell · Sagt die Verbandsgemeinde (VG) Kell auf ihrem Gebiet Ja oder Nein zur Errichtung von Windrädern in der Kernzone des Naturparks Saar-Hunsrück? Das ist die große Streitfrage, um die es heute Abend im VG-Rat geht. Damit nicht genug: Es gibt auch noch Anträge für neue Standorte. Dazu zählt überraschend auch eine altbekannte Fläche in Greimerath.

Kell. Alle befragten Politiker sind sich einig: Im VG-Rat Kell wird es heute (18 Uhr, Siebenbornhalle Mandern) wegen der Windkraft eine lebhafte, eventuell sogar stürmische Debatte geben. Seit Monaten gibt es Streit um Standorte. Auch im Vorfeld der Sitzung wurde "kein gemeinsamer Nenner" gefunden, so VG-Chef Martin Alten (CDU) auf TV-Anfrage.

Die Ist-Situation: Aktuell sind auf VG-Gebiet fünf Standorte im Rennen: das Keller Gebrüch, der Zerfer Wald und der Teufelskopf bei Waldweiler. Sie liegen alle in der Naturpark-Kernzone. Die Ortsgemeinden (OG) Zerf und Waldweiler haben für ihre Pläne schon Verträge mit Firmen. Hinzu kommen mit Manderner Rodung und Kell/B 407 die beiden AöR-Standorte. AöR ist die Abkürzung für Anstalt des öffentlichen Rechts und meint die kommunale Energiefirma der VG, die in Eigenregie Räder bauen und betreiben soll. Der AöR gehören acht von 13 Orten an. Als Abstand zu Wohnhäusern hat der VG-Rat 2012 die zehnfache Nabenhöhe einer Anlage (1400 Meter) festgelegt. Das ist bei allen fünf Standorten kein Problem. Im Februar 2014 sprach sich der VG-Rat auf CDU-Antrag mehrheitlich gegen Räder in der Kernzone aus. Damit waren vor allem die Pläne von Zerf und Waldweiler - beide haben SPD-Ortschefs - berührt.

Der SPD-Vorstoß: Die Fraktion fordert, dass der Beschluss vom Februar gegen Windräder in der Kernzone wieder aufgehoben wird. Mehr noch: Die SPD wird ihren Antrag laut Sprecher Manfred Rauber (Ortschef von Waldweiler) noch "verschärfen" und die Aufgabe aller weichen Kriterien, darunter die Abstandsregel, verlangen. Für die SPD ist die Windhöffigkeit das entscheidende Kriterium, da nur an diesen Standorten eine große Wertschöpfung beim Betrieb eines Windparks möglich sei. "Das ist aber nur auf dem Höhenzug des Schwarzwälder Hochwalds der Fall, also vom Teufelskopf über Zerf bis Greimerath", so Rauber.

Neue Anträge: Dass überraschend auch Greimerath genannt wird, hat folgenden Grund: Die dortige SPD/FWG-Koalition im Rat hat kürzlich bei der VG beantragt, dass auch der zu Greimerath gehörende Teil des Judenkopfs wieder berücksichtigt wird. Zur Erinnerung: Die Greimera-ther wehrten sich 2013 vergeblich gegen den Bau von fünf Rädern auf der saarländischen Seite des Judenkopfs. Sie sind dort längst in Betrieb. Das in der Kernzone liegende Gebiet ist somit "vorbelastet", wie es im Fachjargon heißt. Baldringen und Hentern pochen weiter auf ihren Windpark, der wegen der geringen Distanz zu Häusern ausgeschieden war. Die OG Zerf fordert, dass ihre Fläche vergrößert wird. Sie will zudem beim Land erreichen, dass ihr Standort aus der Kernzone herausgenommen wird.

Das sagen Bürgermeister, FWG und CDU: Für Alten ist klar, dass durch die neuen Anträge die Suche nach einem Kompromiss noch schwieriger wird. Der Ex-Ortschef von Mandern hatte sich schon früher gegen Räder in der Kernzone ausgesprochen. Diese Aussage habe weiter Bestand.
FWG-Sprecher Erwin Rommelfanger sagt, dass in seiner Fraktion die meisten Mitglieder dafür sind, Anlagen in der Kernzone zuzulassen, "damit wir endlich weiterkommen. Das Verfahren ist wegen der vielen Re striktionen an anderen Standorten festgefahren".
Bleibt noch die CDU: Deren Sprecher Klaus Marx betont, dass seine Fraktion weiter gegen Anlagen in der Kernzone ist. Es habe sich aber herausgestellt, dass an den AöR-Standorten Kell und Mandern wohl zu wenig Wind weht, um diese Parks wirtschaftlich zu betreiben. Deshalb könne sich die CDU vorstellen, das Zerfer Anliegen bei den übergeordneten Behörden zu unterstützen, damit dieser Standort aus der Kernzone ausgeklammert und genehmigungsfähig wird. Anders als am Teufelskopf habe die ÄöR in Zerf die Möglichkeit, in den Betrieb einzusteigen, so Marx.

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