Verbraucher nasskalt erwischt

THALFANG. Die Mehrwertsteuer-Erhöhung ist noch nicht ganz verdaut. Da gibt's eine weitere Hiobsbotschaft für die Thalfanger Verbraucher. Der Wasserpreis steigt, und zwar happig – gleich von 75 auf 95 Cent pro Kubikmeter, immerhin mehr als 20 Prozent. Beim Abwasser fällt die Preiserhöhung moderater aus. Fünf Cent mehr stellen die Verbandsgemeinde-Werke künftig den Nutzern in Rechnung.

 Künftig soll auch Wasser aus der Primstalsperre aus Wasserhähnen der Verbandsgemeinde Thalfang fließen. Eine überörtliche Verbindungsleitung soll's möglich machen. Foto: SZ/Ilse Rosenschild

Künftig soll auch Wasser aus der Primstalsperre aus Wasserhähnen der Verbandsgemeinde Thalfang fließen. Eine überörtliche Verbindungsleitung soll's möglich machen. Foto: SZ/Ilse Rosenschild

Schon vor einem Jahr hatte der Verbandsgemeinderat Thalfang darüber beraten, den Wasserpreis zu erhöhen. Damals war von fünf Cent die Rede. Denn seit Jahren geht die verbrauchte Wassermenge rund um den Erbeskopf zurück. Und durch die angekündigte Schließung des Fleischwerks der Hochwald Nahrungsmittel-Werke rechnete man mit einer erheblich geringeren Abnahme. Doch die Ratsmitglieder stimmten damals schließlich gegen eine Erhöhung. Das ausschlaggebende Argument: Damals setzten die Politiker Hoffnungen in einen Runden Tisch, der dazu beitragen sollte, die Unternehmensentscheidung noch rückgängig zu machen. Prüfungsamt: Höhere Preise unvermeidbar

Ein Jahr später haben sich die Befürchtungen längst bewahrheitet. Das Fleischwerk blieb geschlossen. Das von der Großmolkerei verbrauchte Wasser ging um schätzungsweise 100 000 Kubikmeter zurück. Und das bei einer Gesamtwassermenge in der Verbandsgemeinde (VG) von 580 000 Kubikmetern. Dass das Konsequenzen für die Kunden der Verbandsgemeinde-Werke hat, liegt auf der Hand. "Der größte Teil unserer Kosten ist fix und nicht verbrauchsabhängig", schildert Werkleiter Edwin Maßmann. Geht der Verbrauch deutlich zurück, werden die Kosten auf eine erheblich geringe Wassermenge umgelegt. Die Konsequenz: Der Preis muss steigen. Das sieht auch das Gemeindeprüfungsamt so. In Folge der regelmäßigen jährlichen Verluste sei eine angemessene Eigenkapitalausstattung von 30 bis 40 Prozent nicht mehr gegeben. Und:"Es sind dringend Maßnahmen zur Verbesserung der Ertragssituation erforderlich." Kosteneinsparungen hält die Behörde wegen des "langen und weiträumigen Leitungsnetzes" für schwer realisierbar. Sprich: Preiserhöhungen sind unvermeidbar. Was das konkret heißt, hat Edwin Maßmann für eine vierköpfige Familie berechnet. Sie wird künftig mit 34,24 Euro und 21,05 Prozent mehr zur Kasse gebeten. Inklusive der erhöhten Kosten für beim Abwasser - plus fünf Cent - macht es 41,24 Euro und und "nur" noch 8,08 Prozent aus. Bürgermeister Dellwo hatte die Entscheidung in der Haushaltssitzung relativiert. Nach wie vor sei der Wasserpreis im Vergleich zu anderen Kommunen günstig. Die Verbandsgemeinde Hermeskeil liege beispielsweise bei 1,30 Euro, Kell am See bei 1,62 und Birkenfeld gar bei 2,24 Euro. Lediglich Morbach liegt mit 77 Cent jetzt deutlich unter Thalfang. Konsequenzen dürfte die Entwicklung allerdings nicht nur für die Tarifabnehmer, sprich die Normalverbraucher, sondern auch für den Großkunden haben. Denn für die Hochwald Nahrungsmittel-Werke gab's wegen der hohen Abnahme Sonderkonditionen. Der Vertrag solle zur Jahresmitte gekündigt werden. Gibt es künftig weiterhin einen Rabatt für das Unternehmen? "Das werden die Verhandlungen zeigen", antwortet Maßmann vorsichtig. Nach Auffassung der Freien Wähler sollen Firmen den Normalverbrauchern gleichgestellt werden. Ein entsprechender Antrag war bei lediglich zwei Ja-Stimmen abgeschmettert worden. Die Preisgestaltung muss auf die Dauer kostendeckend sein. Das schreibt die Gemeindeordnung vor, zumindest wenn die Gemeindekasse ein Defizit aufweist. Mindestens ebenso wichtig ist für die Bürger die Versorgungssicherheit. Und da gibt es eine gravierende Änderung. Bislang wird das Trinkwasser in der Verbandsgemeinde ausschließlich aus Quellen gewonnen. Das kann sich bald ändern. Thalfang will eine überörtliche Verbindungsleitung an das Versorgungsnetz der Nachbarkommune Hermeskeil bauen, die die Primstalsperre als großen Wasserspeicher nutzt. Kostenpunkt: 850 000 Euro. Die Bagger können noch in diesem Jahr anrücken. Vorausgesetzt: Es fließt ein Landeszuschuss. Es gebe zwar positive Signale aus Mainz, verrät Maßmann, letztlich hängt die Ko-Finanzierung von den dort verfügbaren Mitteln ab. Wird denn die Wasserqualität durch die Vermischung beeinträchtigt? "In keinster Weise", lautet die klare Antwort von Maßmann.

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