Vertrauen + Verständnis = Integration

HERMESKEIL Mit einem Tag der offenen Tür zum Thema "Integration" stellte sich das Jugendzentrum Madhouse samt seiner zahlreichen Angebote vor. Die Informationsveranstaltung wurde leider von den Eltern der Projektteilnehmer sowie der Bevölkerung weit gehend ignoriert.

 Höhepunkt beim der Tag der offenen Tür im Hermeskeiler Jugendzentrum war der Auftritt der Mädchentanzgruppe "honeys". TV-Foto: Frank Faber

Höhepunkt beim der Tag der offenen Tür im Hermeskeiler Jugendzentrum war der Auftritt der Mädchentanzgruppe "honeys". TV-Foto: Frank Faber

"Leider sind nicht so viele Besucher da", drückt sich Projektleiterin Irina Görgens in ihrer Begrüßung sehr moderat aus. Sie hätte sich vor allem gewünscht, dass die Eltern ihre Kinder zum Tag der offenen Tür begleitet hätten. "Wir hätten den Eltern gerne einmal gezeigt, wo, wie und womit ihre Kinder die Freizeit verbringen." Irina Görgens wäre es enorm wichtig gewesen, gerade bei den Erwachsenen Vorurteile gegenüber dem Jugendzentrum aus dem Weg zu räumen und Respekt und Akzeptanz gegenüber der kulturellen Vielfalt ins Bewusstsein zu rufen. Hemmschwellen abbauen, Verständnis fördern

"Das wirkt sich auch auf die Kinder aus", weiß Görgens. Seit Juli 2004 leitet Irina Görgens das Jugendzentrum Madhouse und setzt sich für die Integration von Jugendlichen mit Migrationshintergrund ein. "Hemmschwellen abbauen und das Verständnis untereinander fördern", sieht sie als die wichtigsten Ziele ihrer Integrationsarbeit, die für die Beteiligten und die Jugendlichen eine Herausforderung darstellt. Schwerpunkt dabei sei das Jugendcafé mit seinem offenen Gruppenangebot. Dort werden Jugendliche dazu ermutigt, in ungezwungener Atmosphäre über die eigene Lebensgeschichte und Sitten und Wertevorstellungen ihrer Kultur zu sprechen. "Dort kann ich meine Freunde treffen, Billard spielen und Musik hören", schildert Milot, der seine Wurzeln in Algerien hat. Etwa 25 Jugendliche nutzen täglich die Angebote des Hauses, wie etwa das Internetcafe. "Ich kann für einen Euro eine ganze Stunde surfen", sagt Milot. Großen Zuspruch haben die Angebote in erster Linie im Mädchenbereich erfahren. In Kooperation mit dem Jugendmigrationsdienst der Caritas wurde der Mädchentreff gegründet. "Unsere Gruppe ist ganz klar immer füreinander da", lautet der Slogan der Multi-Kulti-Girlies, im Alter zwischen elf und 15 Jahren. Mary Schu, die die Gruppe leitet, geht dabei besonders feinfühlig auf die Probleme der pubertierenden Jugendlichen ein. Dazu seien die offenen Gruppenangebote, wie etwa das Multi-Kulti-Kochstudio gut geeignet, um in einem lockeren Umfeld intensive Gespräche zu initiieren. "Mary bringt uns viel bei, und das auch ohne Geschrei", sagen die Mädels im Chor über ihre Leiterin. Die aus dem Mädchentreff heraus entstandene Tanzgruppe "honeys" zeigt mit einer eigens einstudierten Choreografie ihr Können. Nach ihrem Auftritt leert sich das ohnehin spärlich besuchte Jugendzentrum fast vollständig, und die Süßigkeiten und Leckereien aus verschiedenen Ländern bleiben fast unberührt. Irina Görgens ist mit ihrer bisherigen Integrationsarbeit zufrieden: "Ich denke, es läuft, nur der kulturelle Hintergrund der Jugendlichen muss gelenkt werden." Wenn das von Kreis und Land geförderte Integrationsprojekt nach drei Jahren ausläuft, soll es mit anderen Mitteln fortgeführt werden.

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