Viel Gift in den Fugen

Die Sanierung PCB-haltiger Bauteile und des Mobiliars macht im Schulzentrum Hermeskeil große Fortschritte. Anfang nächsten Jahres wird laut Fachberater Egbert Adam der Fachklassentrakt in einem Stück saniert. Viel PCB steckt in verdeckten Fugen.

Hermeskeil. Fugendichtungsmassen, die in frühren Zeiten gerne in Neubauten eingesetzt wurden, sind häufig eine PCB-Quelle. Das ist auch im Schulzentrum Hermeskeil nicht anders.

Wegen dieser Polychlorierten Biphenyle, die im Verdacht stehen, Krebs zu erregen, wird seit den Sommerferien 2008 umfangreich saniert.

Fachberater Egbert Adam legte dem Verbandsgemeinderat den Sachstand vor, aus dem hervorgeht, dass mittlerweile nur noch wenige Räume den Richtwert von 300 Nanogramm pro Kubikmeter Raumluft überschreiten. Einige Technikräume im Keller sind aber noch immer gesperrt, weil sie jenseits der 3000 Nanogramm pro Kubikmeter Raumluft liegen.

Anfang nächsten Jahres wird der komplette Fachklassentrakt in sanierte Räume verlegt und am Stück bis April mit neuen Fenstern, Decken, Bodenbelägen und Fugen saniert. Verbandsgemeindebürgermeister Michael Hülpes ist zuversichtlich, dem Kreis im August 2010 fast PCB-freie Schulräume übergeben zu können.

Land und Kreis beteiligen sich an Finanzierung



Auch die Finanzierung der Gesamtkosten von stattlichen 7,3 Millionen Euro, inklusive energetischer Sanierung, brandschutztechnischer Maßnahmen und Austausch des Mobiliars, erweist sich dank der Beteiligung des Landes mit 1,55 Millionen und des Kreises mit 3,23 Millionen als weniger schwierig als befürchtet. "Wir haben Umschichtungen im Haushalt vorgenommen und das Bildungsministerium wird die reine PCB-Sanierung aus seinem Sonderinvestitionsprogramm mit 1,9 Millionen Euro fördern", freut sich Hülpes. Damit werde sich der Eigenanteil der Verbandsgemeinde von 2,5 Millionen und der des Kreises noch einmal verringern. Nicht einmal ein Nachtragshaushalt ist derzeit nötig, jedoch ein zusätzlicher Kreditbedarf von 215 100 Euro.

Derzeit wird geprüft, ob aus der Sanierungsphase zwischen 1995 bis 2001 gegenüber den damaligen Fachfirmen Schadensersatzanforderungen geltend gemacht werden können. "Früher gab es den Sanierungsleitwert von 900 Nanogramm pro Kubikmeter Raumluft, heute sind es 300, die wir in allen Räumen erreichen wollen", sagt Hülpes. Die seinerzeit abgedeckten Fugen, an die man nicht so leicht rankommt, entließen nach und nach weiteres PCB, was zur heutigen Generalsanierung führte.

Fachberater Adam weiß: "Die Methode, nur sichtbare Fugen mit ungiftigem Material abzudichten, war damals gang und gäbe." Jetzt werden auch Fugen ausgetauscht, an die man nicht so ohne weiteres rankommt, insgesamt nicht weniger als 18 Kilometer.

In einzelnen Stichproben aus Fugen und Fensterrahmen wurden versteckte PCB-Reste festgestellt. Im Hermeskeiler Rathaus wird derzeit geprüft, vielleicht auch mithilfe eines Fachanwalts, ob Regressansprüche möglich sind oder eher ein Gutachterstreit droht. Extra PCB ist die Abkürzung für polychlorierte Biphenyle. PCB zeichnen sich weniger durch eine akute Giftigkeit aus, als vielmehr durch ein hohes Gesundheitsrisiko bei dauerhafter Belastung. Weil sie nur sehr langsam biologisch abgebaut werden und fettlöslich sind, können sie sich nach und nach im Fettgewebe anreichern. Vor allem die beim Menschen wahrscheinliche und im Tierversuch nachgewiesene krebserregende Wirkung lässt in diesem Zusammenhang langfristig bereits sehr geringe Konzentrationen an PCB zum Risiko werden. (doth)

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