Vier weiße Riesen als Retter

HINZERT-PÖLERT. Ähnlich wie für Bescheid oder Naurath gilt auch in Hinzert-Pölert: Ohne Windkraft wäre die Gemeinde-Kasse im Minus. Nur dank der Pachteinnahmen für die vier weißen Riesen schafft der Doppelort den Haushaltsausgleich.

 Das Drei-Millionen-Projekt und die Retter der Gemeindekasse auf einen Blick: Bis Herbst soll das von Bund und Land finanzierte Dokumentationszentrum am ehemaligen SS-Sonderlager/ KZ Hinzert fertig sein. Die vier Windräder sorgen dafür, dass der Etat 2005 von Miesen verschont bleibt.Foto: Axel Munsteiner

Das Drei-Millionen-Projekt und die Retter der Gemeindekasse auf einen Blick: Bis Herbst soll das von Bund und Land finanzierte Dokumentationszentrum am ehemaligen SS-Sonderlager/ KZ Hinzert fertig sein. Die vier Windräder sorgen dafür, dass der Etat 2005 von Miesen verschont bleibt.Foto: Axel Munsteiner

Wer einen Blick auf den aktuellen Etatplan wirft, der bekanntlich dokumentiert, was eine Ortsgemeinde im nächsten Jahr vorhat, gewinnt den Eindruck: In Hinzert-Pölert wird 2005 sparsam gewirtschaftet und sehr zurückhaltend investiert.Vergleichsweise bescheidenes Volumen

Ein im Vergleich zu anderen Dörfern bescheidenes Volumen von 95 795 Euro weist der Vermögenshaushalt auf, der angibt, in welche Projekte die Kommune im neuen Jahr Geld stecken will. Im 290-Einwohner-Ort hat man diese Summe schnell zusammen. Für die geplante Erschließung des Neubaugebiets in Hinzert gibt die Gemeinde 47 000 Euro für den Kauf von Grundstücken, die Verlegung von Anschlussleitungen für Wasser- und Abwasser sowie für Planungskosten aus. Weitere 28 000 Euro sind für den Erwerb zweier Grunstücke am neu gestalteten Dorfplatz und am Brunnen in Pölert vorgesehen. Hinzu kommen 5000 Euro, die der Kirchengemeinde für die Renovierung der Johanneskapelle in Hinzert zur Verfügung gestellt werden. Der Rest sind kleinere Beträge. Also: Ist in Hinzert-Pölert 2005 nur wenig los? Weit gefehlt: Im kleinen Doppelort stehen gleich zwei Millionen-Investitionen an. Die müssen allerdings nicht von der Ortsgemeinde, sondern von "fremden" Geldgebern finanziert werden. Bereits begonnen haben die Bauarbeiten für das neue Dokumentationszentrum am ehemaligen SS-Sonderlager/KZ Hinzert, das sich Bund und Land rund drei Millionen Euro kosten lassen. Dessen Fertigstellung ist für den Herbst vorgesehen. "Wenn die Witterung es zulässt", so Verbandsgemeinde (VG)-Werkleiter Andreas Schmitt, startet zudem der Bau von zwei neuen, typgleichen Klärwerken in Hinzert und Pölert, die die veralteten Anlagen ersetzen sollen. Kostenpunkt: rund eine Million Euro, die die Verbandsgemeinde übernimmt. Der Gemeinde-Etat wird zwar durch dieses Projekt nicht belastet, allerdings werden die Hinzert-Pölerter Bürger zur Kasse gebeten: Denn als einmaliger Beitrag für den Kläranlagen-Bau zahlen Grundstückseigentümer rund 38 Cent pro Quadratmeter. "Wir wollen noch in diesem Jahr fertig sein", sagt Schmitt. "Wir haben also auch dieses Jahr wieder einiges an Bautätigkeit im Dorf", betont Mathilde Müller. Ihrem Gemeinderat konnte die Ortsbürgermeisterin zwar - ganz modern mit Video-Beamer und Power-Point-Präsentation - einen ausgeglichenen Etat vorlegen. Aber wie viele ihrer Kollegen beklagt auch sie die immer höher werdende Abgabenlast. "Den letzten beißen die Hunde", kommentiert Müller die neuerlichen Erhöhungen der Umlagen, die die Ortsgemeinde an VG und Kreis zahlen muss. "Im Jahr 1997 sind uns von unseren Steuereinnahmen noch 31 Prozent übrig geblieben, heute sind es nur noch 19 Prozent", rechnet sie vor. Konkret bedeutet das in Hinzert-Pölert, dass von rund 118 000 Euro nur noch 22 000 Euro in den Händen der Ortsgemeinde verbleiben. Bürgermeister Michael Hülpes will Müllers Kritik so jedoch nicht stehen lassen. Er verweist darauf, dass die Verbandsgemeinde in der Vergangenheit viele Aufgaben von den Ortsgemeinden übernommen habe und im Zuge von Hartz IV künftig auch für die sozialen Sicherungsleistungen zuständig sei. "Allein das entspricht einer Entlastung der kleinen Gemeinden im Wert von drei Umlagepunkten. Wir haben die Umlage aber nur um ein Prozent erhöht", betont Hülpes. Die Gemeindechefin von Hinzert-Pölert bleibt aber dabei: Die immer stärkere Abgabenbelastung der Kommunen sei "eine Entwicklung, die man nicht gutheißen kann. Wir wären beispielsweise ohne Windkraft schon am Ende", sagt Müller. Die jährlich 40 000 Euro Einnahmen aus der Verpachtung von Windkraftflächen sind für Hinzert-Pölert der mit Abstand dickste Posten auf der Haben-Seite - und diese Summe muss eben nicht an andere abgeführt werden, sondern verbleibt ohne Abzüge auf dem Konto der Ortsgemeinde.

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