Volle Kraft voraus für die Hunsrückbahn

Wichtige Entscheidung für die künftige Nutzung der Hunsrückquerbahn: Die Verbandsgemeinde Hermeskeil hat eingewilligt, für den Streckenankauf der Schienen zwischen Büchenbeuren und Hermeskeil bis zu 75 000 Euro zur Verfügung zu stellen.

Züsch. Die Mitglieder im Verbandsgemeinderat Hermeskeil, der diesmal im Bürgerhaus Züsch tagte, machten sich die Entscheidung zum anteiligen Ankauf der Schienentrasse der Hunsrückquerbahn nicht leicht. Nach einem emotional geführten verbalen Schlagabtausch von Befürwortern und Gegnern der Investition von bis zu 75 000 Euro stimmten die Fraktionen von CDU und Bürger für Bürger (BfB) geschlossen dafür.

Aus den Reihen der Freien Wähler kamen zwei Ja- und drei Neinstimmen. Die SPD votierte ebenfalls gegen den Ankauf, mit Ausnahme von Rainer Spies, Ortsbürgermeister von Reinsfeld, der den touristischen Aspekt der Bahnanlage als Argument ins Feld führte.

"Es geht heute nur um den Ankauf der Trasse, damit die Strecke für eine Nutzung gesichert ist, nicht darum, was später damit passiert", wiederholte Verbandsgemeinde-Bürgermeister Michael Hülpes mehrfach in seiner Empfehlung an den Rat, dem Ankauf der Strecke zuzustimmen. Neben der Reaktivierung, die oberste Priorität hat, sei auch noch ein Radwegekonzept möglich. "Und wenn gar nichts klappt, können wir immer noch die Schienen als Schrott verkaufen", beschrieb Hülpes das Risiko des Ankaufs, das er als sehr überschaubar beschrieb.

Dem "touristischen Zentrum Hermeskeil" mit Saar-Hunsrück-Steig, Ruwer-Hochwald- Radweg und den Planungen zum Dorf Hochwald in der ehemaligen Kaserne setzte SPD-Mann Hermann Bernardy zehn Millionen Euro Schulden der Verbandsgemeinde gegenüber und fragte: "Werden wir jetzt Schrotthändler?" Es sei doch verwunderlich, dass die Reaktivierung vom Hahn Richtung Osten mit 63 Kilometern über 100 Millionen Euro kosten soll und die 50 Kilometer Richtung Westen gerade mal 6,5 Millionen.

Perspektiven für die touristische Zukunft



"Wir sind keine Schrotthändler, sondern eröffnen mit dem Ankauf Perspektiven für die vor allem touristische Zukunft der Region", konterte Claudia Fuchs von der CDU. Nur in dieser Branche sieht sie noch Chancen für zusätzliche Arbeitsplätze.

Der Geschäftsführer der Hochwaldbahn Gruppe, Bernd Heinrichsmeyer, konnte von 10 000 Fahrgästen zwischen Morbach und Büchenbeuren im laufenden Jahr berichten. Ein Sägewerk und sogar der Flughafen Hahn schätzen inzwischen die Bedeutung der Trasse Richtung Westen immer höher ein. Die Strecke sei, auch dank ehrenamtlichen Engagements, inzwischen komplett befahrbar, erklärte Heinrichsmeyer.

SPD-Fraktionsvorsitzender Uwe Roßmann und SPD-Frau Ursula Stimmler befürchteten dennoch unkalkulierbare Folgekosten. Der Deal soll laut Hülpes so aussehen: "Die kommunalen Eigentümer verpachten die Strecke, ohne eine Beteiligung an Einnahmen zu verlangen. Dafür geht die Verkehrssicherungspflicht an den Betreiber über."

Meinung

Der Weg ist frei

Lange hat es gedauert, aber jetzt ist es so weit: Der Weg für den Ankauf von 50 Kilometer Schienen zwischen Hermeskeil und Büchenbeuren ist offenbar frei. Der Hermeskeiler Verbandsgemeinderat war die letzte große Hürde, die noch zu nehmen war. Denn die Reaktivierung der Hunsrückquerbahn war in der Hochwald-Verbandsgemeinde bis zuletzt umstritten. Vor allem angesichts der desolaten Finanzsituation. Letztlich haben sich die Ratsmitglieder trotz erheblicher Bedenken einiger Kommunalpolitiker in die Pflicht nehmen lassen. Dass vor Monaten die Verbandsgemeinde Kirchberg plötzlich aus dem Reigen der Anrainerkommunen ausgeschert war, war wegen des geringen Streckenanteils zu verschmerzen. Das hätte im Fall Hermeskeil anders ausgesehen. Man hätte das Thema Reaktivierung wohl endgültig beerdigen müssen. Eine historische Chance wäre dahin gewesen. Jetzt dürfte es nicht mehr lange dauern, bis der Weg zum Notar beschritten wird. i.rosenschild@volksfreund.deExtra Freude bei Gregor Eibes: Seit drei Jahren verhandelt der Morbacher Bürgermeister Gregor Eibes im Auftrag der Anrainerkommunen und zweier Landkreise mit der Bahn. "Ich bin erfreut, dass der VG-Rat Hermeskeil zugestimmt hat. So viel Geld muss uns der Hunsrück wert sein", sagt Eibes zu der aus seiner Sicht einzig richtigen Entscheidung. Jetzt könne man den Kaufvertrag mit der Bahn beim Notar besiegeln und ein betriebswirtschaftliches Konzept erstellen. Die Reaktivierung der Strecke habe oberste Priorität. (doth)

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