Vom AKW-Bauer zum Hobby-Hirten

REINSFELD. Er ist überzeugter Atomkraftgegner, Pazifist und der einzige Hochwälder, der für den Einzug in den Mainzer Landtag kandidiert. Paul Port (57) aus Reinsfeld tritt bei der Wahl am 26. März für die Grünen an.

"Paul heiße ich zwar schon immer", sagt der Mann, den die Grünen als Landtags-Kandidat ins Rennen schicken, schmunzelnd. Doch für einen entscheidenden Wendepunkt in seinem Leben und den Auslöser für sein politisches Engagement benutzt Paul Port ganz bewusst ein biblisches Bild. "Man kann schon sagen, dass ich mich Ende der 70er-Jahre vom Saulus zum Paulus gewandelt habe", sagt der heute 57-Jährige. 1948 als Kind einer Winzerfamilie in Bernkastel-Kues geboren, wollte Port ursprünglich beruflich in die Fußstapfen seiner Eltern treten. Doch es kam anders: Er studierte Elektrotechnik und landete 1976 zunächst in der Atomindustrie. "Ich war damals unter anderem am Bau von Wiederaufbereitungsanlagen beteiligt", erzählt Port. Drei Jahre später stieg er jedoch aus dem Geschäft aus - "und zwar als überzeugter Gegner", wie er betont. Über die Anti-AKW-Bewegung und die großen Friedensdemonstrationen nach dem Nato-Doppelbeschluss Anfang der 80er-Jahre schlug Port einen Weg ein, der - wie bei vielen Gleichgesinnten - schließlich bei den Grünen endete. Heute sehe er vieles gelassener, "weil man die Dinge mit zunehmendem Alter doch besser einordnen kann", sagt der Grünen-Kandidat. An seinen Grundwerten, wie dem "Nein" zur Atomkraft und dem "Ja" zum Pazifismus, habe sich aber nichts geändert. Auch ökologische Prinzipien sind Port wichtig, und er setzt sie zuhause in Reinsfeld, wo er seit 1989 in zweiter Ehe mit Christel Müller-Port wohnt, auch in die Tat um. So hat der inzwischen beim Landesbetrieb Liegenschafts- und Baubetreuung (LBB) Trier beschäftigte Elektrotechniker Sonnen-Kollektoren auf seinem Hausdach installiert, um mit Solarenergie seine eigenen vier Wände zu heizen. Neben dem Radfahren sucht Port in seiner Freizeit auch in der Landwirtschaft einen Ausgleich zum stressigen Berufsalltag. Dabei liegt ihm vor allem seine Schafherde, die wenige hundert Meter von seinem Haus entfernt weidet, am Herzen. Zudem ist Port seit vielen Jahren eine feste Größe in der Kommunalpolitik, wenngleich er dabei nur im Kreistag die Fahne der Grünen hoch hält. Denn im Reinsfelder Gemeinderat tritt er als Chef einer offenen Wählerliste (OWL) auf, im Hermeskeiler Verbandsgemeinderat ist er Fraktionssprecher der "Bürger für Bürger" (BFB). Das mag zwar verwirrend sein, gesteht Port, der wegen seines hinteren Platzes auf der Landesliste der Grünen seine Chancen auf den Einzug ins Mainzer Parlament realistisch einschätzt und weiß, "dass das schon sehr schwierig wird". Er sei es irgendwann aber leid gewesen, sich den Stress als grüner Einzelkämpfer anzutun und habe deshalb auf kommunaler Ebene ("Dort hat Parteipolitik ohnehin nichts zu suchen") den Kontakt zu Leuten gesucht, die mit ihm auf einer Wellenlänge liegen. Eins sei aber klar, sagt Port: "Egal, was für ein Buchstabe davor steht: An meinen Grundsätzen ändert sich nichts. Ich bin auch in diesen Gruppierungen immer der Grüne."

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