Von Barrierefreiheit bis Weinlehrpfad: Schüler peppen Karten auf

Hermeskeil · Die Europäische Union hat ein Comenius-Projekt unterstützt, in dem die Qualität und Aussagekraft von elektronischem Kartenmaterial im Internet stark verbessert wird. Rund 80 Schüler der Berufsbildenden Schulen Saarburg- Hermeskeil und Weiskirchen nahmen daran teil. Mitarbeiten kann jeder - weltweit.

 Sie sorgen für mehr Details auf digitalen Karten: Rodrigo Mancebo, Catarina Camara und Moritz Schuh (von links). TV- Foto: Herbert Thormeyer

Sie sorgen für mehr Details auf digitalen Karten: Rodrigo Mancebo, Catarina Camara und Moritz Schuh (von links). TV- Foto: Herbert Thormeyer

Hermeskeil. Will ein Rollstuhlfahrer in das Gebäude der Berufsbildenden Schule Hermeskeil, steht er zunächst vor einer großen Treppe. Hat er jedoch ein modernes Smartphone, kann er sich jetzt über www.openstreetmap.org den Weg zum barrierefreien Eingang anzeigen lassen. Doch das ist nur eine Anwendung der Offenen Straßenkarte, an der rund 80 Schüler aus fünf Nationen in einem Comenius-Projekt der Europäischen Union mitarbeiten.
"Nach zwei Jahren haben wir konkrete Ergebnisse vorzuweisen", sagt Projektleiter Manfred Reiter mit Stolz in der Stimme. Der Unterschied zum Angebot von Konzernen wie Google komme zustande, wenn Menschen für Menschen arbeiten, so der ehemalige Informatik- Lehrer der Berufsbildenden Schule und Verfechter freien Gedankengutes im Internet. Das Angebot sei kostenlos. Niemand brauche Post von einem Inkasso- Unternehmen zu fürchten. Die jungen Teilnehmer kommen aus Deutschland, Portugal, Slowenien, der Türkei und Rumänien. "Wir haben Partnerländer ausgesucht, wo der Bedarf für mehr Informationen in offenen Straßenkarten am größten ist", begründet Reiter die Auswahl. Die rund 20 000 Euro der EU sind denn auch zum größten Teil in Reisekosten geflossen. Interessant ist das System nicht nur für Firmen, sondern vor allem im Tourismus. So ist zum Beispiel der Weinlehrpfad Nittel in allen Einzelheiten erfasst. "Mit in diesem Projekt arbeiten auch 25 Lehrer", so der Leiter der Berufsbildenden Schule Saarburg-Hermeskeil (Geschwister-Scholl-Schule). Es sei eine Horizonterweiterung für Schüler und Lehrer. Kommunikationssprache im Projekt ist Englisch. Auch alle Übersetzungen in fünf Sprachen für die Routenplaner kamen in den letzten zwei Jahren aus diesem Projekt. "Da ist man Teil einer interessanten Gemeinschaft", findet Moritz Schuh (16) aus Hermeskeil. Über das System können auch Freundschaften geschlossen werden. Catarina Camara (19) von den Azoren (Portugal) freut sich: "Ich habe eine Menge in Informatik und Geografie gelernt". Es sei toll, dass weltweit jeder mitmachen könne.
Wie das geht, wird auf der Webseite des Projektes erklärt. "Nach spätestens zwei Stunden kann jeder damit umgehen", sagt Manfred Reiter. Alle Teilnehmer überwachen sich gegenseitig, damit nicht irgendwer Atlantis wiederauferstehen lässt. Geplant ist eine Neuauflage, in der noch mehr Details und kostenloses Wissen in digitale Straßenkarten gestellt werden soll. doth
Extra

Mit dem Comenius- Programm, benannt nach dem Tschechischen Pädagogen Johannes Amos Comenius (1592 - 1679), fördert die Europäische Union seit 1995 die Zusammenarbeit von Schulen aller Schulstufen und Schulformen innerhalb der EU sowie die Mobilität von Schülern und Lehrern. Es ist seit 2007 Teil des EU-Programms für lebenslanges Lernen. An diesem Programm können alle teilnehmen, die am Bildungsprozess von der Vorschule bis zum Ende des Sekundarbereichs II mitwirken. Quelle: wikipedia doth

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