Von Liebe singen und sie auch fühlen

"Die Talsohle scheint durchschritten", sagt der Vorsitzende des Kreischorverbandes Trier-Saarburg, Ewald Follmann. Der Gesang werde derzeit auch von jungen Männern wiederentdeckt. Die Chöre freuen sich über das sinkende Durchschnittsalter. Gute Chorleiter sind jedoch weiterhin Mangelware.

 Immer mehr junge Gesichter mischen sich wie beim Verein in Damflos unter die singenden Männer. TV-Foto: Herbert Thormeyer

Immer mehr junge Gesichter mischen sich wie beim Verein in Damflos unter die singenden Männer. TV-Foto: Herbert Thormeyer

Damflos. Man reibt sich die Augen: Mitten unter "gestandenen" Sängern finden sich in den Chören immer mehr junge Gesichter. Und das sind keine Einzelfälle. "In fast allen 74 Chören des Chorverbandes Trier- Saarburg gibt es Zuwächse", freut sich dessen Vorsitzender am Rande des 100. Geburtstages beim MGV in Damflos. Die positive Bilanz wird noch verstärkt durch sechs Chorneugründungen in den vergangenen Jahren. Nur drei Chöre sind in dieser Zeit für immer verstummt."Mit meiner Frau singen? Nein danke!"

Männerchöre haben gleich mehrere grundsätzliche Probleme. Einmal ist es das immer noch sehr hohe Durchschnittsalter, dann die Scheu, einen gemischten Chor zu gründen und weiter sich mit einem anderen Verein zusammenzuschließen.Es klingt kindisch, aber Follmann hat es bei einigen Gesangs-Vereinen erlebt: "Mit meiner Frau zusammen in einem Chor, nein, das geht nicht."Wenn die Zahl der Sänger schrumpft, empfiehlt Follmann, sich doch mit einem Nachbarchor zusammenzusetzen, um auszuloten, ob eine Zusammenarbeit oder gar eine Fusion möglich ist, bevor es zu spät ist. Aber auch die neuen Chöre haben ihre Tücken: "Das sind oft Projektchöre, die dann wieder zerfallen, wenn der Macher ausfällt", warnt Follmann.Und dann die Frage des Repertoires: "Einige Chöre glauben, Gospels wären ihre Rettung", weiß der Kreisvorsitzende. Das ist jedoch ein Irrtum. Bunt müsse ein Konzertprogramm sei, auch mal ein Liedermacher-Titel wie von Reinhard May darin vorkommen und vor allem: "Wenn man von Liebe singt, muss man das auch sehen und nicht an die Schwiegermutter denken", so seine Kritik. Das Publikum wolle heutzutage mehr Show, keinen statischen "Klangkörper".Was dem Kreisvorsitzenden am meisten auf den Nägeln brennt, ist die Aus- und Weiterbildung von guten Chorleitern. Zu wenige Dirigenten seien mit zu vielen Chören überlastet. "Der Verband bietet viele Hilfen mit zahlreichen Lehrgängen und Kursen, alles kostenlos", klärt Follmann auf.Zwei Beispiele von Chorarbeit sind der MGV "Liederkranz" Züsch und "Chorschatten" Reinsfeld. "Bei uns gibt es zweimal im Jahr ein Konzert, und sonst tanzen wir nicht auf jeder Hochzeit", sagt Schriftführer Thomas Schrenk aus Züsch. Sein Kollege vom "Chorschatten", Andreas Weist, erklärt den Erfolg so: "Wir versuchen, traditionelle und populäre Musik miteinander zu verbinden, sind in Bewegung und bieten auch was fürs Auge. Das zieht das Publikum an." Extra: Chöre im Hochwald: Gesangverein Rascheid, MGV "Frohsinn" Damflos, Chorgemeinschaft "Friede" Gusenburg, MGV "Germania" 1912 Neuhütten, der Quartettverein "Concordia" 1912 Reinsfeld, bestehend aus "Chorschatten", Gemischter Chor, Männerchor und Kinderchor "Choropax", MGV Sängerbund Kell, MGV "Liederkranz" Schillingen, Gemischter Chor Lorscheid, Kinder- und Jugendchor Lorscheid und der MGV "Liedertafel" Züsch.

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