Von Steigungen und Talfahrten

HERMESKEIL/TRIER. Der Radweg auf der früheren Bahnstrecke von Trier-Ruwer nach Hermeskeil wird seit 1997 angekündigt. Vor drei Jahren wurden die Gleise entfernt. Doch bis heute rollte kein Rad. Bernd Heinrichsmeyer, Geschäftsführer der Hochwaldbahn e.V., hat die Entwicklung kritisch beobachtet.

 Der Maare-Mosel-Radweg ist nach Ansicht von Bernd Heinrichsmeyer ein gutes Beispiel für die Problematik der Steigungen. Er war außerdem deutlich teurer als geplant.Foto: TV -Archiv/Mike de Winter

Der Maare-Mosel-Radweg ist nach Ansicht von Bernd Heinrichsmeyer ein gutes Beispiel für die Problematik der Steigungen. Er war außerdem deutlich teurer als geplant.Foto: TV -Archiv/Mike de Winter

Diese Entwicklung hat auch den Eisenbahn-Experten erfasst, dessen Verein in Hermeskeil, dem saarländischen Merzig und dem sächsischen Seifhennersdorf Niederlassungen hat und seit 1995 als eigenständiges Eisenbahnverkehrsunternehmen zugelassen ist. "Nachdem wir unseren Kampf um den Erhalt der Eisenbahnstrecke verloren haben, ist der Radweg auch in unserem Interesse, weil er zumindest die Trasse an sich erhält", sagt Heinrichsmeyer im Gespräch mit dem TV . "Ich habe jedoch erhebliche Zweifel, ob der Radweg in der geplanten Form funktionieren wird." Heinrichsmeyer befürchtet, dass "hier erhebliche Steuergelder in ein Großprojekt gesteckt werden, das sich volkswirtschaftlich nicht mehr darstellen lässt." Die Finanzierung des 10,2 Millionen Euro teuren und 48 Kilometer langen Ruwer-Radwegs steckt seit Jahren in einer Sackgasse. An diesem Projekt beteiligt sind der Landkreis, die Stadt Trier und die Verbandsgemeinden Hermeskeil, Kell am See und Ruwer. Doch die Verhandlungen mit der Deutschen Bahn (DB) Netz AG kommen seit Jahren nicht voran. Bahn bietet nur Bruchteil der geforderten Summe

Mit dieser Gesellschaft diskutiert der Landkreis über die Abstandszahlungen für die Übernahme der Unterhaltungslasten für 27 große und elf kleine Bauwerke an der alten Bahntrasse. Die DB Netz AG bietet einen Bruchteil der Summe, die der Landkreis zur Ablösung der künftigen Unterhaltungslasten haben will. Die Bauwerke sind zum Teil 100 Jahre alt. Der jährliche Unterhalt kostet 54 000 Euro, ein kompletter Abbruch zwischen fünf und neun Millionen Euro. Außerdem ist die Forderung der DB Immobilien höher als die Summe, die die DB Netz für die Übernahme der Unterhaltslasten für die Gebäude zu zahlen bereit ist. "Wir haben diese Situation genau so, wie sie jetzt ist, 1997 vorhergesagt. Keiner hat uns geglaubt." Der Geschäftsführer der Hochwaldbahn sagt das im Bewusstsein, jahrelang aus Überzeugung eine unpopuläre Meinung vertreten zu haben. Radsportler, radelnde Familien, Gastronomen, Kommunen und Tourismusverbände feierten den Radweg Ruwer-Hermeskeil als Edelstein der Naherholung. Befürworter der These, zwischen Ruwer und Hermeskeil könnten immer noch die Züge rollen, hatten dagegen einen schweren Stand. Obwohl Bernd Heinrichsmeyer nicht mehr der Radweg-Opposition angehört, hält er die Situation immer noch für problematisch. "Zwischen dem Bahnhof Ruwer und dem Scheitelpunkt der Strecke bei Reinsfeld liegt eine Höhendifferenz von 370 Metern." Eine Zahl, die seiner Ansicht nach in Frage stellt, ob der geplante Radweg breitensport- und familienfreundlich ist und auf steile Anstiege verzichtet. Heinrichsmeyer: "Der Abschnitt von Ruwer bis Waldrach ist noch verträglich. Dann beginnt allerdings eine besonders steile Strecke. Besonders hart wird eine 9,1 Kilometer lange Steigung zwischen Pluwigerhammer und Hentern." Nicht umsonst seien früher Güterzüge zwischen Pluwig und Reinsfeld nachgeschoben worden. Wo es Steigungen gibt, folgen auch Talfahrten. "In einigen Neigungen der Strecke erreicht man enorme Geschwindigkeiten, und das birgt Risiken für andere Nutzer der Trasse wie beispielsweise eine langsam fahrende Familie mit Kindern." Dämme mit hohem Absturzrisiko

Aber auch der Schnellfahrer sei gefährdet. "Die Strecke verläuft auf Dämmen mit hohen Absturzrisiken", so Heinrichsmeyer. "Im Rahmen unserer Bemühungen um den Erhalt der Strecke haben wir eine sachverständige Meinung eingeholt. Das Ergebnis sagt, dass 24 Kilometer der Strecke einen einseitigen Zaun zum Schutz vor Abstürzen erhalten müssen, ein Kilometer zusätzlich einen einseitigen Zaun." Womit man beim Thema Kosten angelangt ist. Heinrichsmeyer: "Die genannten 10,2 Millionen Euro werden nicht reichen. Unser Sachverständiger geht vom Doppelten aus." Das Fazit des Geschäftsführers der Hochwaldbahn: "Für uns ist es frustrierend, dass die Bahnstrecke zerstört wurde und jetzt die Verbindung nach Trier fehlt, aber zwischen 1997 bis heute noch nicht einmal eine Nachnutzung auf die Beine gestellt wurde. Die Region hat jetzt weder Bahn noch Radweg."

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