Vorbild lässt sich nicht einfach nachahmen

Antreten zum Studieren an der Hermeskeiler Kaserne? Der Vorschlag von Landrat Günther Schartz zur Entlastung der Trierer Uni wirkt auf den ersten Blick als überlegenswerter Ausweg aus der Misere. Praktisch lässt sich ein "zweiter Umweltcampus Birkenfeld" aber kaum umsetzen. Zu groß sind die Unterschiede im Lehrbetrieb. Offen ist auch, wer die finanziellen Mittel, die für ein dauerhaftes Campusleben in Hermeskeil nötig sind, aufbringen soll.

 Umweltcampus in Birkenfeld als Vorbild: Es stellt sich die Frage, ob das Modell ohne weiteres auf Hermeskeil übertragbar ist.TV-Foto: Archiv

Umweltcampus in Birkenfeld als Vorbild: Es stellt sich die Frage, ob das Modell ohne weiteres auf Hermeskeil übertragbar ist.TV-Foto: Archiv

Hermeskeil/Birkenfeld/Trier. Das Vorbild für den von Landrat Günther Schartz vorgebrachten Vorschlag, die Uni Trier teilweise in die leer stehenden Gebäude der früheren Hochwaldkaserne auszulagern (der TV berichtete), liegt nur rund 20 Kilometer von Hermeskeil entfernt: Der Umweltcampus in Birkenfeld (UCB) . ein Ableger der Fachhochschule Trier - gilt als eines der erfolgreichsten Konversionsprojekte im Land Rheinland-Pfalz. Das frühere US-Militärlazarett am Rand des kleinen Orts Neubrücke wurde 1996 in eine Bildungseinrichtung umgewandelt. Ursprünglich für 110 Studenten konzipiert, startete der UCB vor zwölf Jahren gleich mit 550 Erstsemestlern.
Leben und Lernen in eigener Welt

Aktuell studieren dort über 2000 junge Leute. Es gibt dort insgesamt acht Studiengänge in den Bereichen Technik, Betriebswirtschaft, Informatik und Recht. Möglich sind an der Hochschule Bachelor- und darauf aubauend Master-Abschlüsse. Der UCB ist auch ansonsten nach amerikanischem Vorbild konzipiert. Die Studenten leben, lernen und arbeiten in ihrer eigenen kleinen Welt. Zum Campus gehören deshalb rund 400 Wohnheimplätze.

Ließe sich dieses Modell auch auch mit einer dezentralen Struktur der Trierer Uni auf Hermeskeil übertragen? Zwei zentrale Punkte sprechen dagegen. Zum einen gibt es ganz signifikante Unterschiede im Lehrbetrieb: Der UCB ist von der Trierer FH völlig unabhängig. "Unsere Leute studieren nur am Standort Birkenfeld, und sie studieren immer nur in einem Fachbereich", sagt ein UCB-Sprecher auf TV-Anfrage. Anders sieht es an der Trierer Uni aus, wo laut Präsident Professor Peter Schwenkmezger "Interdisziplinarität" das entscheidende Schlagwort ist. Wer in Trier zur Uni geht, studiert zwei oder mehr verschiedene Fächer, die oft eng miteinander verknüpft sind. Die Möglichkeiten der Fächerkombination sind aber fast unbegrenzt.

Im Klartext: Würde ein Trierer Uni-Student in einer Fachrichtung am ausgelagerten Standort Hermeskeil Veranstaltungen besuchen, müsste er für den anderen in der Praxis zumeist wieder zurück in die Moselstadt fahren. Zeitraubendes Pendeln wäre die Folge.

Kosten sind eine zentrale Frage

Ein anderer Aspekt ist die Kostenfrage. Zwar befinden sich die meisten Gebäude der Kaserne in einem guten Zustand, da sie zum Teil noch vor wenigen Jahren vom Bund saniert wurden. Auch an Unterkunftsgebäuden gibt es keinen Mangel. Wie hoch der finanzielle Aufwand wäre, die Hermeskeiler Kaserne dauerhaft für Uni-Betrieb und Campus-Leben umzubauen, lässt sich aber kaum abschätzen. Fakt ist: In den UCB sind seit 1996 circa 120 Millionen Euro an öffentlichen Investitionen geflossen. Dass sich das Land in Hermeskeil ein Konversionsprojekt in vergleichbarem Ausmaß leisten kann, ist praktisch ausgeschlossen. Mit Blick auf die tiefen Löcher in der rheinland-pfälzischen Kasse hatte Innenminister Karl Peter Bruch bereits vor der Kasernenschließung Ende 2006 bei einem Besuch in Hermeskeil betont: "Die Zeiten, in denen Fachhochschulen gebaut wurden, sind vorbei."


Michelle Magalas (22): "Ich glaube nicht, dass es mit der Verkehrsanbindung nach Hermeskeil klappen würde, das ist schon sehr weit außerhalb. Weder die Studis noch ihre Dozenten haben die Zeit und die Nerven, ständig zwischen Hermeskeil und Trier zu pendeln. Das Gemeinschaftsgefühl am Campus wird darunter leiden und die Studis in Hermeskeil sind völlig abgeschnitten von ihrer eigentlichen Universität. Und was machen sie, wenn sie mal etwas in der Bibliothek nachschlagen müssen? Die steht immer noch hier in Trier."

Florian Kaiser (25): "Ich finde die große Entfernung sehr problematisch. Wenn ich in Trier eine Veranstaltung habe und dann die nächste in Hermeskeil, wie soll ich in 30 Minuten dorthin und vielleicht auch wieder zurückkommen? Es wäre eine bessere Alternative, nach Ausweichmöglichkeiten in der Stadt selbst zu suchen. Die Entscheidung über eine Auslagerung sollte aber auf jeden Fall in Absprache mit den Studierenden getroffen werden."

Jessica Steimer (22): "Generell finde ich ein Ausweichen an andere Standorte gut, aber bitte unbedingt in Campus-Nähe! Viele Studis haben schließlich sehr lange und mit viel Einsatz nach einer Wohnung in Trier gesucht."

Denis Hodak (21): "Ich halte die Auslagerung nach Hermeskeil für keine gute Idee. Die Uni hat die aktuellen Probleme selbst zu verschulden. Wenn fast alle Fächer zulassungsfrei sind, dann ist es kein Wunder, dass die Uni überfüllt ist. Aber die Studenten sollten die letzten sein, die unter den Fehlern leiden müssen."

Daniel Müller (21): "Man müsste erstmal die Wohnsituation in Hermeskeil kennen. Die Studenten haben sich ja bewusst in der Nähe der Uni niedergelassen und den Standort Hermeskeil kann man sicher nicht mit einer Universitätsstadt wie Trier vergleichen.

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