Vorfahren aus Hermeskeil

Im Alter von 83 Jahren ist nach langer schwerer Krankheit mit Dom Aloisio Lorscheider eine der führenden Persönlichkeiten der katholischen Kirche in Südamerika gestorben. Der brasilianische Kardinal und emeritierte Erzbischof war Nachfahre einer Auswandererfamilie aus Hermeskeil.

 Heimatbesuch im Jahr 2003: Kardinal Lorscheider trug sich ins goldene Buch der Stadt Hermeskeil ein.TV-Foto: Archiv/Jörg Pistorius

Heimatbesuch im Jahr 2003: Kardinal Lorscheider trug sich ins goldene Buch der Stadt Hermeskeil ein.TV-Foto: Archiv/Jörg Pistorius

Porto Alegre/Hermeskeil. Er wurde der "Erzbischof der Armen" genannt, galt als einer der wichtigsten Fürsprecher der Befreiungstheologie in Lateinamerika und war ein Mann, dessen familiäre Wurzeln im Hochwald lagen. Der Kardinal und emeritierte Erzbischof der brasilianischen Diözese Aparecida, Dom Aloisio Lorscheider, ist im Alter von 83 Jahren in Porto Alegre gestorben. Lorscheider wurde am 8. Oktober 1924 als Nachfahre ehemaliger Auswanderer aus dem Hochwald geboren. Seine Priesterweihe im Alter von 23 Jahren markierte den Beginn einer steilen Karriere. Nach der Promotion als Doktor der Theologie in Rom unterrichtete er an mehreren katholischen Hochschulen, bevor er 1962 als 37-Jähriger zum Bischof geweiht wurde. Das Bischofsamt in der Diözese Santo Angelo hatte Lorscheider bis 1973 inne. Dann folgte die Berufung zum Erzbischof von Fortaleza im Bundesstaat Ceará in Brasilien. Bereits zwei Jahre später wurde ins Kardinalskollegium aufgenommen. 1976 wurde er zum Präsidenten des lateinamerikanischen Bischofsrats gewählt. In seiner Diözese erlebte Lorscheider hautnah die Armut der Menschen, was ihn in zunehmende Nähe zu den Grundsätzen der sogenannten Befreiungstheologie brachte. In zahlreichen Schriften legte er seine Auffassung dar, welche Aufgabe die Kirche bei der Lösung der brennenden sozialen Probleme in Süd- und Lateinamerika hat. Diese Ansichten fanden indes nicht immer Zustimmung bei der Militärdiktatur in Brasilien und den Kirchenoberen in Rom. Gleichwohl war Lorscheider ein Kandidat bei der Papstwahl 1978. Dabei lag er nach dem ersten Wahlgang nur eine Stimme hinter dem späteren Papst Johannes Paul I.. Nach gesundheitlichen Rückschlägen erfolgte 1995 die Berufung zum Erzbischof der Diözese Aparecida. 2004 emeritierte Lorscheider und zog sich in das Stammhaus der Franziskaner in Porto Alegre zurück. Die Vorfahren von Lorscheider stammen - ebenso wie die seines im Frühjahr 2007 verstorbenen Großcousins Dom Ivo Lorscheiter (der TV berichtete) - aus dem Hochwald. Der Heimat seiner Vorfahren hatte Dom Aloisio Lorscheider im Juni 2003 einen Besuch abgestattet.

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